27. Kapitel

228 14 0
                                    

Nach Professor Tenthers Verhör stand nun als letztes noch das von Professor Ravenclaw an. Diesmal beschloss Slytherin direkt reinen Tisch zu machen und seine langjährige Freundin vor dem Gespräch zuerst über die Umstände aufzuklären, weshalb er sich der Ermittlungen angenommen hatte und was Elaine und ich bei den Verhören zu suchen hatten. Professor Ravenclaw befand, dass Slytherin bisher die richtigen Entscheidungen getroffen hatte. Danach stellte sie sich dem Verhör und berichtete ganz offen, weshalb sie Finëa aufgesucht hatte.

«Es ging um meine Tochter», sagte sie und seufzte. «Helena ist bei Finëas nächtlichen Ritualstunden dabei – weisst du davon, Salazar?»

Slytherin nickte verärgert. «Ja, mittlerweile habe ich von diesen Ritualen erfahren. Es ärgert mich allerdings, dass Finëa mich nicht ebenfalls ins Vertrauen gezogen hat.»

Ravenclaw zuckte mit den Achseln. «Sie hat niemanden ins Vertrauen gezogen, auch ich habe es nicht von ihr, sondern über Helena erfahren. Genau darüber wollte ich auch mit ihr sprechen: Ich fand es nicht richtig, dass Finëa die Schüler dazu anstachelte, die Schulregeln zu verletzten. Ich war enttäuscht von ihr, dass sie die Schüler damit derart auf Abwege führte.»

«Besonders natürlich Helena», warf Slytherin ein.

«Natürlich hat mich das Ganze wegen Helena noch eine Spur mehr aufgeregt – sie ist immerhin meine Tochter und als Tochter einer der Gründerinnen von Hogwarts sollte sie den anderen Schülern ein Vorbild sein!»

Ich zuckte zusammen bei diesen Worten. Rowena Ravenclaws Tochter zu sein war wohl wirklich kein Zuckerschlecken. Erst Helenas Worte heute Morgen und jetzt diese aus Professor Ravenclaws Mund. Sie schien ziemlich Druck auf Helena auszuüben. Da war meine Mutter noch fast erträglich. Sie hatte mich zwar mein Leben lang belogen und über viele Dinge im Unklaren gelassen und hatte sich oft viel zu wenig Zeit für mich genommen, aber sie hatte mir nie gross Druck aufgeladen. Bis kurz vor Weihnachten zumindest, als sie mich erpressen wollte, mit ihr zu sprechen, wobei ich mir mittlerweile sicher war, dass ich wirklich endlich mit ihr hätte sprechen sollen, anstatt mich trotzig zu verstecken. Aber Mutter-Tochter-Beziehungen waren wohl nie einfach, wenn kein Vater im Spiel war.

«Und was hat Finëa dazu gemeint?», hakte Slytherin nach.

«Sie war uneinsichtig! Sie hielt es für eine gute Idee, den begabten Schülern solche Rituale beizubringen – und damit hat sie ja auch verdammt nochmal recht, aber sie hätte das nicht nachts tun müssen! Und nicht ohne unser Wissen.»

«Warst du aufgebracht, bei eurem Gespräch?», fragte Slytherin.

«Und wie», gestand Ravenclaw ein. «Ich habe geradezu gekocht vor Wut und Finëa einige Dinge an den Kopf geworfen, die ich nur zu gerne zurücknehmen würde, aber ... das geht jetzt natürlich nicht mehr. Es ist wohl so, wie man sagt: Der Tod lehrt uns am besten, wie wir uns einander gegenüber verhalten sollten.»

Slytherin nickte und sah dann Elaine und mich fragend an.

«Sie sagt die Wahrheit», bestätigte ich nach einem kurzen Gespräch mit Corvus.

«Professor Ravenclaws Gefühle sind ebenfalls aufrichtig. Sie ist zwar immer noch wütend über die ganze Angelegenheit, doch sie bereut auch, was sie zu Professor Finjarelle gesagt hat und dass sie nun im Streit auseinandergegangen sind», bestätigte auch Elaine.

Ravenclaw lächelte uns erleichtert zu. «Ich bin froh, dass ihr das versteht. Ich weiss, dass mich diese Wut auf Finëa wohl ziemlich verdächtig aussehen lässt, aber zum Glück ist das ja jetzt geklärt.»

Ja, dann blieben wohl nur noch Helena und dieser Brief, die mir Kopfzerbrechen bereiteten, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich diesen Brief in Händen halten würde.

Unbequeme Wahrheiten - Adrienne Seanorth 2 (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt