23 - Attacke

174 11 8
                                    

Sehun POV
(Bild = Sehun)

Als ich mit meinem Hasen zum Lager zurückkehrte, machten alle grosse Augen. Ich fühlte mich schlecht, denn das war ja nicht mein Verdienst. Die Beute hatte ich nur dem Alpha zu verdanken. Deshalb antwortete ich auf ihre Glückwünsche mit einer gemurmelten Erklärung, dass er mir vor die Pfoten gelaufen war. Andere hätten sich das Lob gekrallt wie Beute, doch ich wollte nicht.

Seufzend sah ich zu, wie Kyungsoo und Jongdae das Essen vorbereiteten. Ich muss dringend jagen lernen. Und Kämpfen sollte ich auch besser. Wenn mir mal eine Beute verkommt, die zurückkämpft, will ich nicht schutzlos sein.

Eigentlich hatte Yifan mir versucht zu helfen. Doch er selbst hatte keine Kampferfahrung. Bei Kyungsoo, Baekhyun und Jongdae muss ich gar nicht nachfragen. Und Suho Hyung war zu beschäftigt damit, unser Rudel zu organisieren, dass kaum mehr Zeit für etwas anderes blieb. Wir waren uns irgendwie nicht mehr so nahe, wie zuvor. Das war einer der Gründe, wieso ich mich zu Suho gesellte und mich an ihn kuschelte. Er legte seinen Arm um mich und ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter. Das tat gut.

Wenn er mehr Zeit hatte, konnte er mir ja etwas beibringen. Zufrieden kuschelte ich mit ihm und tauschte einige Worte mit ihm aus. Er war auch froh, dass wir jetzt mal kurz Zeit für einander hatten.

Er wuschelte mir durchs Haar, wo ein Ansatz meiner Naturhaarfarbe zu sehen war. "Hier können wir unser Haar wohl nicht nachfärben.", lachte er. Ich nickte und sah zu ihm. Unfair, er hat kaum einen Ansatz! Genervt schmollte ich und er grinste. "Sei bloss froh, dass sich das nicht schneller gezeigt hat. Sonst hättest du jetzt schon Ombré Haar. Nur hässliches Ombré." Als er meinen entsetzten Blick sah, lachte er erneut. Ich wollte entgegenen, doch dann war das Essen fertig.

"Prost! Ein Danke an Sehun, der unser Abendessen fing! Und natürlich an Suho, der auch dazu beigetragen hat. Gut gemacht, ihr zwei.", hielt Kyungsoo eine kurze Ansprache.

Suho prostete mir zu und lächelte. "Auf unser Küken!" Alle lachten. Ich jedoch, rutschte unruhig auf dem Gras herum, während ich ihre Blicke mied. Stattdessen richtete ich meinen Blick auf den Hasenbraten, der neben Suhos Entenbraten brutzelte.

~🐾~

Zwei Tage später war ich im Wald um einige Markierungen zu erneuern. Ich war gerade fertig, als ich von etwas gerammt wurde. Was war das?!

Ich hievte mich schwer zurück auf meine Pfoten, als ich erneut zu Boden gestossen wurde. Als ich aufstehen wollte, ertönte ein wütendes Knurren. Mein innerer Beta schrumpfte augenblicklich zusammen. Es war ein Alpha und ein wütender. Ob es Glück war, dass es sich dabei nicht um den schwarz/weissen Wolf handelte? Einerseits war ich froh, dass der Wolf, mit dem ich Zeit verbracht hatte, nicht wütend auf mich war. Doch ein anderer Wolf konnte mir genauso gut gefährlich werden.

Ich blieb auf meinem Rücken liegen und versuchte ihn nicht noch wütender zu machen. Was wollte er? Mit einem Blick versicherte ich mich, dass ich immer noch auf meiner Seite der Grenze war.

Er merkte wohl, dass ich ihm nicht mehr Aufmerksamkeit schenkte. Seine Pfoten sausten auf meinen Brustkorb und er stellte sich darauf. Ein schmerzverzerrtes Winseln entkam mir und ich machte mich so klein wie möglich. Es war vermutlich nicht mal die Hälfte von seinem Gewicht und ich fühlte mich bereits, als würden meine Rippen bersten.

Er brachte seine Schnauze ganz nahe an meinen Kopf und bleckte seine Zähne. Ich liess ein ängstliches Fiepen ertönen und legte mich vollstens vor ihm auf den Rücken. Er zwang mich ihm komplett zu untergeben. Das ist doch nicht fair! Sowas darf nur der schwarz/weisse Wolf mit mir machen!

Trotzdem blieb ich liegen, denn auch ich wusste wann ich verloren hatte.
Der Alpha beugte sich vor und entblösste Reihen von spitzen Zähnen. Er näherte sich meiner Kehle und ich hörte auf zu atmen. Tötet er mich jetzt? Aber wieso?

Mir fehlte die Kraft um zu Wimmern. Doch dann wandte er sich von meiner Kehle ab und riss mir stattdessen einen Büschel Fell direkt unterhalb aus.
Dann liess er von mir ab. Gerade rechtzeitig, da der schwarz/weisse Wolf auf einmal neben uns auftauchte und ihn anknurrte. Der andere liess das Fellbüschel zu Boden fallen, bevor er sich verwandelte. Er blickte mich herablassend an. "So schwach."

Dann wandte er sich an meinen Beschützer. "Bist du sicher dass du ihn willst? Selbst wenn du jetzt vor hast, ihn im Kämpfen und Jagen zu unterrichten, dann wird das aber nur bedingt helfen. Etwas an Talent braucht er auch dafür. Und das scheint bei ihm irgendwo verloren gegangen zu sein."

Seine Worte verletzten mich. Aber ich war froh, dass mein Beschützer da war. Auf zittrigen Pfoten näherte ich mich ihm und liess mich auf den Boden sinken. Keine Kraft mehr.

"Erbärmlich.", der grossgewachsene Junge verdrehte die Augen. "Du bist ja echt ein Klotz am Bein. Wärst du mein Mate, ich würde dich nicht mal ansehen wollen." Er schüttelte sich.
Warte mal, Mate? Ich bin sein Mate? Ich sah zu dem schwarz/weissen Wolf auf, der mich mit einem aufmunternden Blick ansah. Ich blickte zu Boden. Es stimmte, ich war ihm keine Hilfe. Sondern bloss Balast. Oder wie der Junge gesagt hatte, ein Klotz am Bein.

Mein Mate schob mich aus dem Weg und bedeutete mir zum Lager zu gehen. Kurz rieb er unsere Schnauzen aneinander. Dann stupste er mich an und verschwand mit dem Jungen im Wald.

Das ist doch nicht wahr, oder? Er kann micht mein Mate sein! Sonst müsste ich es doch auch wissen. Aber wieso fühle ich mich so verbunden mit ihm?

Neues Leben? Neues Rudel. ▪︎EXO▪︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt