49 - Kleine Neuigkeit

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Baekhyun POV

Gestern war unser Gefangener ruhig und vor allem stur gewesen. Zuerst wollte er ja noch nicht einmal etwas essen. Kyungsoo konnte ihn dann doch mit viel Geduld dazu bringen, Essen zu sich zu nehmen. Mein Gefährte wollte halt, dass jeder sich wohlfühlte. Er und Sehun wagten sogar einige Versuche mit dem Jungen zu sprechen. Doch er ignorierte jedes Wort und sah Niemanden an.

Nun war der zweite Tag, den der Eindringling bei uns war. Er wirkte unruhig und rutschte auf seinem Platz herum. Von seiner kalten Fassade war nichts mehr zu sehen. Er versuchte Blickkontakt zu mir und anderen Rudelmitgliedern aufzubauen. Irgendwie wirkte er als fühlte er sich nicht wohl, doch abgesehen davon dass er angebunden war, fehlte es ihm an nichts. Er durfte sogar jede Stunde einige Schritte gehen und seine Beine lockern. Dies wurde immer streng überwacht von einem der Alphas. Nicht, dass er noch flüchtet.

"Hey, du. Kannst du mal herkommen?", überrascht sah ich mich um. Der Gefangene sah mich an und schien mit mir reden zu wollen. Dass diese melodiöse Stimme zu ihm gehörte, überraschte mich. Verwirrt deutete ich auf mich selbst. "Ich?" Er nickte. Langsam trat ich auf ihn zu und blieb in sicherem Abstand stehen. "Was ist?"
"Bitte, ich brauche deine Hilfe. Es ist-"
"Er wird dir sicher nicht helfen, zu fliehen!", Yixing stand von seiner Wachposition auf und stellte sich vor den Gefangenen um ihn anzufunkeln.

Der Gefangene schaute eingeschüchtert, sprach jedoch trotzdem weiter. "Ich möchte nicht fliehen. Aber bitte, es ist wichtig."

"Wichtig? Aha. Und es geht dir sicher nicht nur darum dein eigene Freiheit und Sicherheit zu garantieren. Was auch immer du sagst, es ist doch eh nur um dich selbst zu retten."

Der Gefangene widersprach Yixings Anschuldigungen. "Nein, es geht nicht um meine eigene Sicherheit. Bitte, mein Gefährte..."

~🐾~

Suho POV

Ich bahnte mir einen Weg zwischen Sträuchern durch und hielt Ausschau nach Beute. Sonderlich aufmerksam war ich nicht, da ich immerzu an Jongdae denken musste. Mein Mate, dieser Gedanke war so wundervoll, dass ich lächeln musste. Nun musste ich nicht mehr um meine Freiheit fürchten. Und da ich wusste wie grauenhaft es war eingeengt zu sein, liess ich ihm seinen Platz. Wir werden zusammen glücklich sein. Als Liebende und nun auch als Gefährten. Glücklicher konnte ich definitiv nicht mehr werden. Nun sollte ich mich aber auf die Jagt konzentrieren, denn sonst bekommen meine Rudelmitglieder heute nichts zu essen. Ich atmete ein und versuchte die Gerüche zu unterscheiden. Beunruhigt wurde ich mir bewusst, dass es nach Blut roch. Nach sehr viel Blut.

Ich sah einen dunklen Fleck auf dem Waldboden und liess meine Finger darüber gleiten. Meine Nase bestätigte die Vermutung, es war Blut. Bedacht auf meine Umgebung folgte ich der Spur aus Bluttropfen. Sie führte zu einer Tanne, welche über einer Mulde aufragte. Ich schob die Äste zur Seite und versuchte mich auf das vorzubereiten, was dort auf mich warten könnte.

Ein leises Wimmern war zu hören und gleich darauf stand ich vor einem Jungen, der am Boden lag. Er atmete schwer und sah mit ängstlichen Augen zu mir auf. Seine verschwitzten Haare klebten auf seiner Stirn und er war voller Blut. Bestürzt trat ich näher und der Junge stiess erneut ein Wimmern aus. Er wollte sich von mir entfernen, doch schaffte es kaum sich hoch zu stämmen. Kraftlos liess er sich zurück ins Moos fallen und schloss kurz seine Augen. Schnell kniete ich mich neben ihn und nahm seine Hände in meine. "Bitte behalte deine Augen offen. Du darfst auf keinen Fall einschlafen. Ich möchte dir nicht weh tun, sondern dir helfen." Er lächelte schwach und versuchte seine Augen geöffnet zu lassen. "Gut. Wie kann ich dir helfen? Wo bist du verletzt?", ich sah ihn an, konnte jedoch nur Blutflecken sehen. Er musste seine Kraft sammeln um zu antworten, jedoch kam nur ein Krächzen heraus.

Dann nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Verwirrt blickte ich zu der Stelle und sah einen kleinen Wolfswelpen, der dort lag. Neben ihm lag noch ein weiteres Junges. Erstaunt aber erleichtert sah ich zu dem fremden Jungen. "D-du hast hier ganz alleine geboren?" Ein müdes Nicken kam von ihm als Antwort. "Unglaublich." Vorsichtig fuhr ich mit dem Finger über eines der flauschigen Köpfchen. Ich konnte mich kaum von ihnen losreissen, doch ich wusste was jetzt Priorität hatte.

"Hier draussen seid du und deine Welpen nicht sicher. Ich habe ein Rudel unweit von hier. Wenn du erlaubst, werde ich dich hinführen und deine Welpen für dich tragen. Bei uns bekommt ihr Nahrung, Schutz und Wärme." Er sah mich bewundernd an und nickte. Vorsichtig half ich ihm auf die Beine. Während er sich an einen Baum abstützte, hob ich mit Bedacht seine kleinen Welpen auf. Der fremde Junge gab einen Ton von sich und schüttelte den Kopf. Dann zeigte er mit zitternder Hand drei seiner Finger. Also sind es drei. Suchend blickte ich mich und sah zu meiner Erleichterung einen Haufen Moos, der sich bewegte. Behutsam entfernte ich die Pflanzen und griff den dritten Welpen.

"Ich habe die drei. Lass uns losgehen.", ich sicherte die Welpen mit einem Griff und diente beim Zurückweg dem Jungen als Stütze. Mit langsamen Schritten gingen wir zum Lager. Der Junge strauchelte immerzu. Selbst die kleinste Wurzel brachte ihn zum stolpern. Nach schier unendlich langer Zeit, kamen wir an den Waldrand.
Von weitem konnte ich jemanden brüllen hören, war aber noch zu weit entfernt um etwas zu verstehen. Die Stimme hörte sich fremd an. Ich sah, dass es sich um unseren Gefangenen handelte.

"...hört mich an! Er wird es da draussen nicht überleben! Die hungrigen Wildtiere werden ihm und unseren Welpen weh tun! Was, wenn er vor Angst seine Wehen bekommt? Bitte helft ihm!", das Geschrei wurde zu einem Schluchzen und der Gefangene liess sich gegen den Baum sinken. Der Junge neben mir wollte etwas sagen, jedoch war es unverständlich. Er räusperte sich und wiederholte während er in dessen Richtung taumelte, seine Worte. "Ich bin hier! Mir geht es gut!"

Augenblicklich sah der Gefangene auf und riss sich in einem Kraftakt von den Seilen los. Er stürzte uns entgegen und drückte den anderen fest an sich. Schluchzend suchten sie die Nähe des anderen. "Mein Engel, es tut mir so leid. Ich wollte dir etwas jagen als Stärkung. Doch dann wurde ich gefangen genommen. Ich dachte, dass sie dir weh tun würden, wenn ich ihnen von dir erzählte. Als dein Geburtstermin näher rückte, bekam ich Angst. Ich dachte, ich würde dich nicht lebendig wiedersehen.", berichtete der Junge schluchzend, bevor er den Jungen küsste, als seien sie Jahre getrennt gewesen.

"Mir geht es gut, Jongin.", antwortete der andere nachdem er den Kuss erwidert hatte.

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Ich habe Welpen versprochen und ihr bekommt Welpen. Tada!

Neues Leben? Neues Rudel. ▪︎EXO▪︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt