58 - Gefühle

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Yixing POV

In den vergangenen Tagen war viel passiert. Yifan war aus ungeklärten Gründen zusammengebrochen. Darüber reden wollte er nicht. Gerade sprach Suho mit ihm. Sobald unser Anführer zurückgekehrt war, hatte er sich seiner angenommen. Kurz hatte er gewitzelt, dass alles den Bach runter ging, sobald er mal nicht da war. Was zwar nur zum Teil stimmte, doch was Suho dachte, interessierte mich nicht.

Er war Anführer und jeder der irgendwie wichtig war, spielte sich auf die eine oder andere Art auf. Wenn er nicht bald aufhörte, so verdammt hochnäsig zu tun, würde ich ihn vielleicht herausfordern. Dies würde ich eh in Betracht ziehen, wer auch immer der Anführer war. Es war mir bewusst, dass ich und mein Mate ein wesentlich besseres Anführerpaar wären. Jedenfalls von unseren Rängen hergesehen. Wenn man jedoch Minseoks Benehmen ansah, mussten wir wohl noch etwas daran arbeiten. Bis dahin kann die Beherrschung des Rudels noch warten.

Schon komisch, wie Luhan und Tao dachten, dass sie mich gut kannten. Bevor ich meinen Mate fand, hatten sie mich immer von meiner sanften Seite gesehen. Gefühle, die von einer Matebindung hervorgerufen wurden, waren nicht selten stark genug, um jemanden zu verändern. Das ist nichts Schlimmes, das ist jedenfalls meine Meinung dazu. Sicher dachte nicht jeder so, aber ich war echt froh, dass ich mich so gefunden hatte.

Auch Baekhyun und Jongdae schienen etwas gefunden zu haben, denn sie schienen sehr glücklich zu sein. Anscheinend hatten die Beiden ihren Aufenthalt bei ihrem alten Rudel genossen. Manchmal musste man einfach an einen Ort zurückkehren, um sich vollstens von dort lösen zu können. Das kannte ich schon aus eigener Erfahrung.

Ich spürte eine Regung auf meinem Schoss und kraulte Minseoks Nacken, während er sich bequemer hinsetzte. Seit einiger Zeit schien er mir sehr nah sein zu wollen, womit ich kein Problem hatte. Ob es an unserer verbesserten Beziehung liegt oder ob er vielleicht seine Hitze hat? Mir kann es recht sein, wenn er mal zur Abwechslung auf mich hört.

Mein Gefährte öffnete seinen Mund und ich hielt ihm ein weiteres Stück Fleisch hin. Während er kaute, suchte ich nach dem nächsten Stück. Als ich das fand, welches zart und köstlich aussah, nahm ich es zwischen die Stäbchen. Als er genug hatte, schlang ich die restlichen Brocken herunter, welche teilweise recht zäh waren. Mir machte es nichts aus, sein Wohlergehen zählte für mich.

Auf einmal hörte man ein tiefes Knurren und jemand schrie erschrocken auf. Ich sah wie Jongdae von der Feuerstelle aufsprang und sich zur Geräuschquelle wandte. Die plötzlichen Laute waren von der Höhle gekommen und er sah alles andere als glücklich aus. Ich runzelte meine Stirn und suchte fragend Minseoks Blick. „War das Suho?" Der Gamma wirkte umso beunruhigter und begab sich schnellen Schrittes zum Schlafplatz. Mein Mate wollte sich erheben, doch ich zog ihn zurück auf meinen Schoss. Ich knurrte warnend, als ich ihn an mich drückte. „Was auch immer los ist, du wirst definitiv nicht mitmischen. Es geht uns nichts an und es hat dich nicht zu interessieren."

Der Beta versuchte mich mit Blicken zu erdolchen, schüttelte meine Hände aber nicht ab. „Yixing, du bist manchmal so..." Mit erhobener Augenbraue sah ich ihn an und fragte, was er meinte. Mein Mate verdrehte bloss seine Augen und lehnte sich leicht an mich. Ein Seufzen entwich ihm und er schien sich entspannen zu wollen. Jemand hielt uns jedoch davon ab, wofür ich Suho am liebsten geköpft hätte. Konnte er nicht mal einen Gang runterschalten? Die Schreie und Knurrlaute, welche zu uns rüber drangen, veranlassten mich schlussendlich aufzustehen. Bevor ich losging, wandte ich mich zu Minseok um. Mit schmalen Augen sah ich ihn an und befahl ihm, sitzen zu bleiben. Das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte war mein zarter Mate zwischen zwei kämpfenden Wölfen.

Ich hatte definitiv keine Lust, mich dieser Sache anzunehmen. Doch ich tat es, wenn es bedeutete, dass mein Gefährte und ich im Anschluss etwas Zeit für uns hatten. Denn auch wenn Mister ich-unterwerfe-mich-dir-nicht anfangs mehr als nur ein wenig nervte, konnte ich ihn mittlerweile gut leiden. Was den Rest des Rudels anging, war ich mir eher unschlüssig. Die Seiten waren gespalten, da ich gemocht wurde. Aber einige der Jungs dachten, dass ich zu fies zu Minseok war. Sollen sie denken, was sie wollen. Mir solls gleich sein. Minseok wird mir später noch danken dafür, dass ich ihm so Manieren beigebracht habe.

Mit den Gedanken an meinen Beta zerrte ich Suho und Tao auseinander, welche sich wohl die Kehle aufreissen wollten. Jedenfalls sah es so aus, auch wenn ich bezweifelte, dass es so weit gekommen wäre. Dafür waren sie nicht taff genug, aber wer war das schon, ausser ich selbst natürlich.

~🐾~

Warum auch immer sich die beiden gestritten hatten, war mir herzlich egal. Es schien eine Matesache zu sein. Also war es relativ uninteressant für mich. Wesentlich grösser war mein Interesse für meinen Kleinen, der neben mir im Moos lag. Er sah bewundernd zu den Sternen auf und konnte sich gar nicht an ihnen sattsehen. Ich legte mich bequem hin und verschränkte meine Hand mit seiner. Endlich hatten wir etwas Ruhe vor all den lauten Wölfen unseres Rudels. So sehr Minseok die Zeit mit den anderen mochte, war er doch froh einen Moment für uns zu haben. Wir hatten einen schönen Platz im Wald gefunden, an den sicher niemand so schnell kommen würde. Allein und ungestört, so liebte ich es.

Ich wandte mich zu meinem Gefährten und erschrak, als ich sah, dass er weinte. Vorsichtig wischte ich seine Tränen weg und rutschte näher zu ihm, um ihn zu trösten. „Hey, Kleiner. Was hast du denn?", meine Stimme war sanft, als ich ihn auf mich zog. Seine zarten Hände strichen über meine Haut, als er nach Worten suchte. Fahrig wischte er über seine Wangen und sah weg. „Ich weiss nicht so recht. In der letzten Zeit bin ich so emotional, aber irgendwie auch glücklich. Sehr glücklich." Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich schlang meine Arme um seine zierlichen Hüften. „Das gehört halt dazu, wenn man seine Hitze hat.", triezte ich ihn grinsend, achtete aber darauf ihn nicht mit meinen Worten zu verletzen. Er schien nicht beleidigt, sondern nachdenklich. „Ich bin aber nicht in der Hitze."

Verwirrt setzte ich mich auf. Heisst das...? „Aber warum hast du, du weisst schon, gemacht? Du warst ja gar nicht-"
Er legte seinen Finger an meine Lippen. „Ich habe es getan, weil ich es wollte und nicht, weil ich musste."

Minseok lächelte nun auch und ich drückte ihn mit einem Anflug von Glücklichkeit an mich. Er legte sich, nackt wie er war, auf meine Brust und lauschte meinem Herzschlag. „Ich liebe dich so sehr" „Ich dich auch, meistens jedenfalls", er kicherte und blieb dann still. Es war so wundervoll friedlich.

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Als Entschuldigung für die Update-Pause hier ein etwas längeres Kapitel.

Wen mögt ihr lieber, Minseok oder Yixing?

Und wer wäre der bessere Anführer? (Suho oder Yixing)

Neues Leben? Neues Rudel. ▪︎EXO▪︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt