60 - Angst

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Tao POV
(Bild: grau = Yifan, weiss = Tao)

Er war so wunderschön, wie er vor mir sass. Zwar hatte mir Yixings Brutalität nicht gefallen, doch dieser Anblick machte alles wieder wett. Ich sprach die Worte aus, die ich ihm schon sagen wollte seit er bewusstlos in meine Arme gesunken war. Er war Mein.

Yifan sah eher besorgt aus, was mich dazu veranlasste meine Stirn zu runzeln. Wieso ist er nicht so glücklich, wie ich? Will er jemand anderen?
Normalerweise plagte ich mich nicht mit solchen negativen Zweifeln, doch sein Gesichtsausdruck besorgte mich.
In seiner Miene konnte ich allerlei Emotionen erkennen, was mich verwirrte. Freude, Ungläubigkeit und Angst? Ich wollte behutsam nach seinen Händen greifen, um ihm gut zuzusprechen, doch er wandte sich ab.

Ich erschrak schon fast, so schnell wie mein Gefährte sich aufrappelte. Einen Augenblick befürchtete ich, dass er umkippte. Doch dann fand Yifan sein Gleichgewicht wieder und trat etwas zurück. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet, als er sich umdrehte und sich in die Büsche schlug. Überrascht ab der unerwarteten Tat, sah ich ihm einen Moment wie angewurzelt hinterher. Dann dämmerte mir allmählich was geschehen war und ich rannte ihm nach ins Unterholz. Wenn er sich auf seiner Flucht verletzte, könnte ich mir das nicht verzeihen.

Mir war ein Rätsel, was in seinem Kopf vorging. Wir waren doch Freunde gewesen und gut mit einander ausgekommen. Falls er auch so gedacht hatte, änderte er seine Meinung sehr. Aber wenn ich ihn jetzt laufen liess, konnte ihm alles mögliche widerfahren. Egal was er von mir hielt, ich musste ihn beschützen. Etwas anderes liessen meine Instinkte nicht zu.

Ich musste den Wunsch unterdrücken, ihm hinterher zu rufen. Wenn er wusste, dass ich ihm folgte, dann würde er umso schneller rennen. Daran dass er dann Gefahr lief, sich zu verletzten oder ein feindliches Revier zu betreten, wollte ich gar nicht denken.

Liebster Yifan, bitte sei vorsichtig.

Im Vorbeirennen suchte ich nach Markierungen um sicherzugehen, dass wir unser Revier nicht verliessen. Da ich kurz nicht nach vorne sah, bemerkte ich nicht, dass Yifan stehen geblieben war. Erschrocken versuchte ich abzubremsen, prallte jedoch trotzdem hart mir ihm zusammen. Einige Augenblicke blieben wir liegen und rührten uns nicht. Schmerz durchflutete mich. Mein Gefährte neben mir wimmerte kläglich und hatte sich in seine Wolfsform verwandelt.

Hastig rappelte ich mich auf und wollte ihm helfen, doch er rollte von mir weg. Ich versuchte nicht enttäuscht über seine Abweisung zu sein und legte meine Hand auf sein Fell. Sobald ich ihn auch nur berührte, fiebte er und duckte sich. Yifan drückte seinen Körper so flach wie möglich auf den Boden.

Er hatte Angst, doch wieso? Ich hatte ihm nie ein Leid getan. Immer war ich für ihn da gewesen, doch jetzt wandte er sich von mir ab. Aus welchem Grund? Ich wusste es nicht. Diese Tatsache besorgte mich. Was war ihm widerfahren? War da mehr, als er zugeben wollte? Würde ich jemals die Wahrheit erfahren?

"Yifan", meine Stimme war sanft und freundlich, als ich ihn aufforderte mich anzusehen. Zuerst schüttelte er seinen grossen Wolfskopf, doch dann wendete er sich mir zu. Er sah von unten zu mir empor und wagte es mir nicht so richtig, in die Augen zu sehen. Bevor ich ihn erneut bitten musste, schaute er mir doch noch ins Gesicht. Seine wunderschönen Augen leuchteten hellblau und ich verlor mich beinahe in dieser unglaublichen Farbe. Leider dauerte der Moment nicht an, denn er blinzelte und legte sich auf den Rücken. Wieso tut er das?

Ich konnte mir keinen Reim daraus machen und schaute bloss verwirrt. Auf einmal verwandelte er sich zurück. Mein Gefährte lag vor mir auf dem Waldboden und machte keine Anstalten, aufzustehen.

"Wieso tust du nichts? Warum stehst du bloss da? Mach irgendwas!", in Yifans Augen konnte ich Tränen funkeln sehen. Dies warf mich noch mehr aus dem Konzept und ich verstand die Welt nicht mehr. Was soll ich tun? Ihn markieren? Warum hat er denn solche Angst?

"Was? Yifan ich verstehe nicht."
"Willst du es denn nicht wahrhaben? Ich bin schwach und erbärmlich! Nutzlos und Balast für jemanden wie dich. Was willst du denn schon mit mir? Bring es zu Ende, ich flehe dich an.", er legte sich wieder nieder und breitete seine Arme aus. Schluchzend zeigte er sich, so dass er schutzlos da lag.

Was sagt er da? Wieso sollte er...-
Die blauen Augen, sein unterwürfiges Verhalten, die Angst... Yifan war kein Beta, wie alle immer behaupten. Er war ein Omega!

Allerlei Gedanken schossen mir durch den Kopf und ich musste an die vielen Momente mit Yifan denken. Mit grossen Augen starrte ich ihn an, bis ich meine Stimme wieder fand. "Du bist nicht widerwärtig oder irgendetwas dergleichen. Du bist du. Und ich habe nicht vor, dir weh zu tun. Ganz im Gegenteil..."

Ich ging vor ihm in die Knie und beugte mich zu ihm herunter. Yifan zitterte und schloss die Augen, da er meinen Worten nicht glaubte. Meine Hände legten sich auf seine Wangen und ich lehnte meine Stirn gegen seine.

"Ich akzeptiere dich als meinen Mate."
Er riss seine Augen weit auf, doch protestierte nicht. Ungläubig lag er da, als ich meine Zähne an seinen Hals legte.

"Willst du das auch?"
Eine Träne rann über seine Wangen, als er sich an mich presste.

"Ja, ich will"

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Drama!

Jetzt mal ganz ehrlich, wessen Sichtweise versteht ihr mehr?
(Tao oder Yifan)

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