71 - Glück

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Yifan POV

Die Tatsache dass die Wölfe des Silverstone Rudels noch auf ihn hörten, erfüllte mich mit Erleichterung. Ich hätte diese positive Antwort nie für möglich gehalten. Doch dies zeigte das enge Verhältnis zwischen Ashan und seinem Rudel umso deutlicher. Er war ihr wahrer Anführer und nicht dieser pompöse Alpha, der sich für wichtiger hielt als er war.

Trotz meines Ranges reagierten die Wölfe glücklich auf meine Anwesenheit, was ich vor allem Ashan zu verdanken hatte. Schliesslich hatte er ihnen allen gesagt, was ich für ihn getan hatte. Und obwohl ich die Aufmerksamkeit genoss, wollte ich am liebsten schnell wieder zurück zu meinem kleinen Rudel auf der Lichtung. Alles, bloss nicht diese hunderten von Augenpaaren, die auf mir lagen. Unruhig trat ich von einem Bein aufs andere und zupfte schliesslich zögerlich an Ashans Mantel.

"Ich möchte nicht unfreundlich erscheinen, doch ich möchte am liebsten zu meinem Rudel zurückkehren.", kurz zeigte ich auf meine Kollegen und erklärte, dass dies Mitglieder unseres Rudels waren. Ashan sah mich bedächtig an, bevor er kurz den Kopf schüttelte.

"Nein, mein Junge. Noch nicht."

Als er meinen entsetzten und erschrockenen Blick sah, wurden seine Gesichtszüge weicher. Seine ernste Miene schwand einem kurzen Lächeln, als er in Richtung Eingang deutete.

"Jemand anderes ist sehr froh, dich wohlbehalten wieder zu sehen."
Verwirrt drehte ich mich um und erblickte ein vertrautes Gesicht, das mit einem breiten Lächeln auf den Lippen auf mich zukam.

"Das kann nicht-", ich unterbrach mich selbst um Ashan einen ungläubigen Blick zuzuwerfen, bevor ich meiner Mutter entgegenging. Überglücklich wieder mit ihr vereint zu sein, schlang ich meine Arme um sie und drückte sie an mich. Meine Sicht war getrübt durch die Tränen, die sich ihren Weg bahnten, da mein Glück einfach zu viel für mich war. Sie lebt, meine Mutter lebt!

Eng verschlungen sanken wir zu Boden und blieben sitzen wo wir waren. Ich wimmerte leise, als ich meinen Kopf an ihrer Schulter ablegte und sie wiegte mich sanft. Leise summte sie in mein Ohr, während mir die Tränen übers Gesicht rannten. Sie fuhr durch mein Haar und strich mir die Tränen von den Wangen, während sie selber schluchzte.

Sie lebt, ich kann es nicht glauben. Wie konnte sie den Angriff des Alphas überleben? Hat Ashan sie gerettet oder hat sie es selber geschafft? Und wie hat er ihr mitteilen können, dass ich zurück im Rudel war?

Hunderte Fragen schossen mir durch den Kopf, doch im Moment war ich einfach froh sie an meiner Seite zu haben. Mittlerweile hatte ich mich etwas beruhigt und lehnte mich etwas von ihr weg, um sie besser betrachten zu können. Sie war älter geworden, doch strahlte immernoch eine glückliche, sanfte Ruhe aus wie früher.

"Du möchtest wieder fort, nicht wahr?", fragte sie mich während sie liebevoll über meine Wange strich. Ihr war meine Antwort bereits klar, ohne dass ich etwas sagte.

~🐾~

Bald darauf war die Zeremonie als beendet erklärt und Ashan verschwand mit einer Gruppe Männer um das Vorgehend betreffend der Verräter zu besprechen. Das Strafmass würde definitiv nicht glimpflich ausfallen.

Luhan tauchte aus der Menge auf und wurde sogleich von einem überglücklichen Sehun begrüsst, der ihm entgegenhüpfte wie ein junges Reh. Das Bambi Sehun folgte seinem Alphamate darauf hin auf dem Fusse und klammerte sich an ihn. Luhan ignorierte Yixings Augenverdrehen, als er Sehun so kindisch herumspringen sah. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und sah sogleich getrübt zu Boden, da es mich an meinen Mate erinnerte. Wie es Tao wohl geht? Hat er mein Verschwinden gut aufgenommen oder hat er nach mir gesucht? Hat er sich Sorgen gemacht?

Innerlich verdrehte ich die Augen. Was denke ich denn da? Natürlich hat er sich um mich gesorgt! Schliesslich ist er mein Mate. Und ich bin einfach abgehauen!

Mir wurde ganz flau im Magen, als ich nun zum ersten Mal darüber nachdachte wie es wohl für Tao gewesen war. Er muss sich schreckliche Sorgen um mich gemacht haben! Oh Gott, bin ich ein egoistischer und grauenhafter Mate!

So versunken in Gedanken bemerkte ich nicht einmal, dass wir bei einem Haus angelangt waren. Suho drehte sich zu mir um, als ich ihn versehentlich anrempelte und fragte besorgt, ob es mir gut ging. Ich antwortete mit einem Schulterzucken, doch er konnte in meinem Gesicht sehen, dass etwas nicht stimmte. Trotzdem fragte er nicht nach, wofür ich unserem Anführer sehr dankbar war.

In dem Haus wurden wir von einem jungen Mädchen und einer erwachsenen Dame begrüsst, die sich als Jongins Schwestern vorstellten. Bei einer von ihnen fiel mir ein geflochtenes Armband auf, welches mir bekannt vorkam.

"Deshalb hatte er es nicht mehr.",gab ich von mir und bemerkte die fragenden Blicke, weshalb ich hinzufügte: "Er hat es schon vermisst. Zusammen mit Chanyeol hat er die Höhle und die Lichtung abgesucht." Berichtete ich amüsiert, da es Luhans Blick nach zu urteilen, ohne Jongins Wissen mitgenommen wurde. Es schien ihm sehr wichtig zu sein, da er so lange danach gesucht hatte.

Nach einem kurzen Gespräch, welches Luhan mit der älteren Frau führte, durften wir bei ihnen über Nacht bleiben und morgen nach Hause zurückkehren. Als er sprach bemerkte ich, dass das andere Mädchen Sehun mit wütenden Blicken durchlöcherte. Die Zimmer wurden nach Paaren aufgeteilt und ich bekam ein Einzelzimmer, welches mich schmerzlich an meine Trennung zu Tao erinnerte. Die Nacht verbrachte ich grösstenteils schlaflos und ich lag ruhelos da.

Sie haben meine Mutter verschont, da sie ihre Verletzungen überlebte und dadurch ihre Strafe erhalten hatte. Unter Ashans Führung wird es ihr gut gehen. Doch wie soll ich mich entscheiden? Bleibe ich oder kehre ich zurück? Wie wird Tao reagieren?

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Was soll Yifan tun?

Wie wird Tao beim Wiedersehen mit Yifan reagieren?

Neues Leben? Neues Rudel. ▪︎EXO▪︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt