Ich frühstückte an dem Schreibtisch in meinem Zimmer als es an der Tür klopfte. Ein lautes "Herein" kam aus meiner Kehle und die Tür öffnete sich. Nael betrat mein Zimmer. Zuvor war er noch nicht in meinem Zimmer gewesen und dies merkte man ihn auch an, denn er musterte alles sehr genau.
"Das ist ja ein echt schönes Zimmer, da könnte ich ja fast neidisch werden."
Ich verschluckte mich fast an meinem Ei als ich begann zu lachen. Erst als Nael dann mich betrachtete, bemerkte ich erst, dass ich ja wie immer oberkörperfrei war. Ich würde mir es wohl nie angewöhnen, mir ein Hemd überzuziehen, wenn ich aufstehe.
"Manchmal zweifle ich doch ein bisschen, ob du wirklich aus der Akademie der Künste kommst, so wie du aussiehst."
"Du weißt, dass ich eine echt lange Reise hinter mir habe?"
Er schüttelte mit dem Kopf.
"Durch so eine Reise bekommt man aber nicht solche Muskeln wie du sie hast."
Ich zuckte mit den Schultern. Mir war schon bewusst, dass ich gut gebaut war, aber so richtig fiel es mir trotzdem nicht auf. Als Tamina und ich in die Akademie kamen, habe ich sehr viel Sport getrieben, um mich von dem Verlust unserer Eltern abzulenken. Das hat auch mehr oder weniger gut funktioniert. Ich dachte trotzdem immer noch sehr viel über sie nach und konnte mich in den Unterrichtsstunden die meiste Zeit nicht konzentrieren.
Nael wandte seinen Blick endlich wieder von meinem Körper ab und schaute aus dem Fenster.
"Wenigstens hast du die genau gleich schlechte Aussicht wie ich."
Da hatte er recht. Die Aussicht aus dem Fenster war wirklich nicht super. Durch die Fenster in meinem Zimmer konnte man nur einen kleinen Blick über einen Garten werfen, denn das Problem war, dass der größte Teil von Bäumen verdeckt wurde.
"Ja, aber mit irgendwelchen Nachteilen muss man ja leben. Was verschafft mir eigentlich die Ehre, dass der Prinz mich auf meinem Zimmer besucht?"
Er fing an zu grinsen und drehte sich wieder in meine Richtung.
"Ich dachte, wir könnten doch vielleicht einen Tag in der Stadt verbringen. Dadurch wird uns nicht langweilig und du kannst die Stadt ein wenig besser kennenlernen. Wärst du dabei?"
"Aber sicher doch! Solange wir durch die Straßen reiten. Ordwin zu Fuß zu durchqueren ist nicht so meine Lieblingsbeschäftigung."
Als ich an meinem ersten Tag in Ordwin mit Neyra durch die Straßen gelaufen bin, hatte es ewig gedauert und am Ende taten meine, sowieso schon geschwächten Beine nur noch mehr weh.
"Keine Sorge. Ich besorge uns schon Pferde. Passt es für dich, wenn wir in einer halben Stunde losreiten?"
Ich nickte mit dem Kopf und Nael verließ mein Zimmer und ließ mich wieder alleine. Wir waren noch nicht weitergekommen, was das ganze Geheimnis um den Brief anbelangte. Keoma hatte nach ihm gesucht, doch konnte ihn nirgends finden. Nael hatte versucht Neyra dazu zu bringen, ihm etwas zu erzählen, doch sie blieb stur und sagte ihm rein gar nichts. Irgendetwas begann sich in Bewegung zu setzen, doch konnten wir nur ahnen, was es sein könnte.
Ich schloss meine Zimmertür und trat auf dem Gang. Die Aufregung, die sonst den Gang einhüllte, war überraschenderweise nicht anwesend. Schritt um Schritt ging ich den Weg zum Hof entlang. Inzwischen kannte ich mich schon ganz gut im Schloss aus, was sicherlich von Vorteil war. Meine Schritte hallten im Gang wider.
Als ich in die Nähe des Hofes kam, konnte ich Kampfgeräusche hören. Die Wachen und Soldaten trainierten um diese Uhrzeit und somit war es nichts ungewöhnliches für mich. Ich erblickte Nael an der gleichen Stelle stehen, an der wir uns vor ein paar Tagen zum ersten Mal kennengelernt hatten. Neben ihm standen zwei Pferde. Sie waren die prächtigsten Tiere, die ich je gesehen hatte. Sicherlich keine normale Rasse. Diese Pferde waren um einiges größer und kräftiger. Ich kam beim Prinzen an und begann zu lächeln.
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Sternenschauer - Aufstieg
FantasyHätte Rhys damals gewusst, dass dieser Brief sein ganzes Leben verändern würde, dann wäre er niemals in den Süden gereist. Hätte niemals seine Schwester und sein bisheriges Leben zurückgelassen. Und was hatte er jetzt davon? Jetzt lag die Zukunft de...