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Am Hafen war die Hölle los. Unzählige Menschen tummelten sich auf den schmalen Stegen herum und suchten nach ihrem Schiff oder ihren Verwandten, die endlich wieder in Taenem waren. Die Sonne hüllte den Hafen in eine erstickende Hitze. Im Vergleich zu Ordwin war es mir hier viel zu heiß.

Ich versuchte mir vom Deck des Schiffes einen kleinen Überblick über die Kleinstadt, die etwas südlich von Fira lag, zu verschaffen. Ich wollte nicht in den riesigen Massen an Menschen untergehen. Die Stadt wurde von einem mickrigen Holzwall geschützt, wenn man es überhaupt beschützen nennen konnte. Es gab einen kleinen Markt und ein paar Gasthäuser. Irgendwie mussten wir noch nach Fira kommen, doch den Weg zu Fuß zu gehen wäre einfach nur tödlich. Die Hitze würde einen langsam aber sicher umbringen. Wir brauchten also einen anderen Plan. Leider mussten wir unsere Pferde in Ordwin lassen, da auf dem Schiff kein Platz mehr für sie war. Ich sehnte mich noch nie so sehr nach einem Pferd.

Farian war schon in die Stadt aufgebrochen. Ich war mir immer noch nicht sicher, was wir mit ihm machen sollten. Mitnehmen kam auf jeden Fall nicht in Frage. Wir würden ihn nur unnötig in Gefahr bringen und sein Leben gefährden. Zwar waren wir endlich auf Taenem angekommen, doch lag noch eine weite und lange Reise vor uns.

"Viel zu viele Menschen!", beschwerte sich Keoma.

Sie hatte sich ihren Rucksack aufgesetzt und ihr Haar zu einem Zopf zusammengebunden. Sie sah einfach aus wie eine Abenteuerin. Ich hatte ebenfalls alles in meinen Rucksack gesteckt und mir ein leichteres Hemd angezogen, wobei es eigentlich egal war, denn bei dieser Hitze würde ich sowieso schwitzen, da würde ein anderes Hemd auch nicht viel nützen.

"Wo ist denn dein Bruder?", entgegnete ich.

"Er ist Farian hinterher, er wollte ihn nicht alleine lassen."

Ich seufzte und schlug mir meine Hände auf die Wangen.

"Und wie sollen wir die beiden bitte in einer solchen Masse finden?!"

Keoma begann amüsiert und laut zu lachen.

"So schwer ist Nael jetzt auch mal wieder nicht zu finden, Rhys."

Ich nickte genervt und machte mich auf den Weg in die Stadt. Wir liefen die Planke nach unten und standen auf dem vollen Steg. Ich drückte mich an den Menschen vorbei und rempelte immer wieder ein paar davon unabsichtlich an.

Nach einer gefühlten Ewigkeit standen wir an einem relativ freien Fleckchen und schauten uns um. Ich hatte jetzt schon die Orientierung verloren.

"Also ich glaube, dort geht es in Richtung Markt.", stammelte ich vor mich hin.

"Sicher?"

"Nein..."

Keoma starrte mich an und schüttelte langsam mit dem Kopf, doch dann begann sie zu grinsen.

"Naja, wir können ja mal schauen, wohin die Straße führt."

Ein Grinsen zeigte sich auf meinem schwitzigen Gesicht und wir liefen weiter.

Die Häuser wurden aus wunderschönen, goldfarbigen Sandsteinen erbaut und sahen aus, als wären sie Jahrhunderte alt. Jedes Haus hatte ein betretbares, flaches Dach. Eine Treppe im Inneren des Hauses führte dort hinauf. Die meisten Häuser hatten keine Fenster, doch die, die Fenster hatten, vernagelten sie mit Holzplanken. Sie wollten damit sicherlich die Hitze draußen lassen und das Haus kalt halten. Ob das wirklich funktionierte?

Überall gab es Läden, in denen es strahlende Edelsteine in den allen erdenklichen Farben gab. Amethysten, Rubine, Saphire, Smaragde, ich könnte diese Liste noch weiterführen. Und dort wo kein Schmuck verkauft wurde, hingen bunte Teppiche mit Stickereien oder es wurde würziges, frisches Essen verkauft. Keoma und ich kamen aus den Staunen kaum heraus. Ich versuchte immer wieder Vergleiche mit Ordwin oder Damoris zu ziehen, doch diese Straßen waren einfach viel lebendiger und einzigartiger als bei uns.

Sternenschauer - AufstiegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt