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Der Raum war wieder in Dunkelheit gehüllt und ich starrte die Prinzessin an. Was hatte ich gerade getan? Es war erstaunlich kühl im Haus und ich schaute mich um. Der Wind verwehte den Haufen aus Asche auf dem Boden. Nael regte sich und hievte sich in eine aufrechte Position.

Diese Frau. Sie war ganz sicher eines dieser Wesen gewesen, doch sie war die Einzige, die wir bis jetzt gesehen hatten, die einen normalen Körper besaß. Wir wussten nicht im Geringsten, zu was diese Wesen noch im Stande waren zu tun.

Sie hatten uns schon hier in dieser kleinen Hafenstadt gefunden, also wussten sie auch sicherlich, was unser genauer Plan auf Taenem war.

Keoma legte vorsichtig ihre Hand auf meine Schulter.

"Rhys? Alles in Ordnung?", fragte sie mich in einem zitternden Ton.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich ihre Frage nicht beantwortet hatte.

"Ich..., ich weiß es nicht. Es war so, als hätte meine Magie die Kontrolle übernommen.", stammelte ich vor mir her.

Das war auch die Wahrheit. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich diese Kammer oder was auch immer das war, geöffnet hatte. Die Magie strömte einfach in meinen Körper und in die Umwelt. Sie war auch wahrscheinlich der Grund für das Häufchen Asche auf dem Boden. Um dieses Ding mussten wir uns zum Glück keine Sorgen mehr machen.

Ich spürte, wie die Magie immer noch meinen Körper mit Energie durchlöcherte. War es vielleicht das Geschenk der Dryade gewesen? Ich wusste es einfach nicht.

Nael stützte sich am Boden ab und belastete seine Beine. Mit einem weiteren Ruck stand er senkrecht und schaute uns an.

"Ich habe vielleicht eine Ahnung, was das gerade war.", meinte mein Freund mit einem zurückhaltenden Grinsen.

Als wir ihm nicht antworteten, sprach er weiter und bewegte sich währenddessen weiter auf uns zu.

"Efania hat noch etwas gelesen, als sie in Sanherra war. Sie meinte, dass ein Siegelmagier eine versteckte Kraftreserve besitze, die in bestimmten Fällen ausgelöst werde. Allerdings weiß niemand wann diese Reserve genau ausgelöst wird. Anscheinend ist es bei jedem anders."

Keoma schüttelte mit dem Kopf und fuhr sich mit ihrer Hand durch die mittlerweile offenen Haare.

"Habe ich das richtig verstanden? Jeder Siegelmagier besitzt eine solch mächtige Reserve?"

Nael nickte ihr eifrig zu und klopfte sich etwas Staub von seiner Hose.

"Naja, es gibt nur noch Rhys und auch wenn es noch mehr geben würde, wissen diese auch nicht, wann ihre Kraftreserve zum Vorschein kommt."

Müdigkeit überfiel mich und ich musste mehrmals blinzeln. Erst jetzt spürte ich langsam die Erschöpfung der letzten halben Stunde. Gib nicht auf.

Zu wem gehörte diese Stimme? In meinem Kopf herrschte eine Schlacht. Ein Teil meinte es zu wissen, doch der andere wollte mich davon überzeugen, dass ich diese Stimme noch nie in meinem Leben gehört habe. Manchmal wollte ich mein Gehirn einfach abschalten und an nichts denken. Das wäre zumindest einmal eine zuvorkommende Abwechslung.

"Wie geht es dir, Nael?"

Mit dieser Frage riss Keoma mich aus meinen Gedanken und ich fokussierte mich auf den Prinzen.

"Erstaunlich gut. Ich spüre gar nichts mehr. Alle Wunden sind geschlossen und es sind nicht einmal Narben geblieben. Danke Rhys."

Er lächelte mich an und ich schenkte ihm ein Lächeln zurück. Auf der Straße vor dem Haus ertönten leichte Schritte und auf einmal stand Farian in der Tür.

Sternenschauer - AufstiegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt