Bevor wir losritten ließ mich Nael in die Waffenkammer rufen. In meinem gesamten Leben hatte ich noch nicht so viele verschiedene Waffen gesehen. Es gab alle Arten, die man sich nur vorstellen konnte, in allen möglichen Materialien. Für einen Kämpfer wie Nael bestimmt ein Traum, für mich, der nur mit einem Bogen umgehen konnte, war es einfach nur beeindruckend.
Nael führte mich in einen kleinen Nebenraum, der gefüllt war mit Rüstungen. Er lief zielstrebig auf eine leichte Lederrüstung zu und gab mir diese.
"Neyra hat die extra für dich angefertigt. Sie ist so gut darin, sie musste nicht einmal deine Maße nehmen."
Ich wusste nicht, was ich diesem Moment sagen sollte. Warum hatte ich es verdient von Neyra selbst eine Rüstung angefertigt zu bekommen?
Ich nahm sie stumm entgegen und zog sie rasch über mein weißes Hemd. Sie passte tatsächlich wie angegossen.
"Du siehst darin echt super aus!"Ich lächelte ihn an und wurde etwas rot im Gesicht. Nael bemerkte wohl, was er gerade gesagt hatte und begann verlegen zu grinsen und wir machten uns auf den Weg zu seiner Schwester.
Keoma lief unruhig um unsere Pferde herum. Wir waren wohl zu spät, denn sie motzte erst einmal ihren Bruder an, als wir in die Nähe von ihr kamen. Sie hatte nicht wie sonst ein Kleid an, sondern trug genauso wie ich eine Lederrüstung, die wahrscheinlich auch von Neyra angefertigt wurde.
"Haben wir alles, was wir brauchen?", fragte Nael.
Keoma schaute in ihr Gepäck und nickte und ich tat das Gleiche. Wir hatten den ganzen Proviant und die Schlafsäcke jeweils aufgeteilt, damit jeder ungefähr das Gleiche mitschleppen musste. Eigentlich hielt sich unser Gepäck in Grenzen. Wir gingen ja auch nicht für mehrere Tage in die Wildnis, sondern nur für eine Nacht und vielleicht noch für den morgigen Tag, doch würden wir am Abend wieder im Schloss sein. Zumindest hatten Keoma und Nael es so ihrer Mutter versprochen. Elory schaute mich an und ich grinste mein Pferd breit an.
"Rhys, bereit für den Aufbruch?"
Ich drehte mich wieder zu Nael und nickte.
"So bereit wie man nunmal sein kann!"
Wir begannen zu lachen und stiegen auf unsere Pferde.
Als wir etwas außerhalb der Stadt waren, drosselten wir unser Tempo, um die Ruhe zu genießen. In der Stadt war es verdammt laut und zwar immer. Das kann einem nach einer Weile echt um den Verstand bringen. Die Abendsonne schien vom Himmel herab und wärmte mein Gesicht.
Wir hatten zwar Frühling, doch Nachts wurde es immer noch eiskalt.
Wir ritten nebeneinander und unterhielten uns. Wir tratschten über die Dinge, über die eigentlich andere Kinder in unserem Alter reden würden. Ich lernte die beiden Kinder der Königin plötzlich ganz anders kennen.
Ihnen war es egal, was sie sagten, wie sie sich verhielten, immerhin konnte uns ja auch niemand dabei zuschauen. Die Stimmung war locker und das war eine angenehme Abwechslung.
"Rhys, du kommst ja aus der Akademie? Dann bist du ja auch magiebegabt, oder? Wie zeigt sich denn deine Magie?"
Ohne, dass ich etwas gesagt hatte, beschleunigte Elory, damit ich genau neben Keoma ritt.
"Ich kann verschiedene Siegel zeichnen, die jeweils einen anderen Effekt haben. Als ich aufgebrochen bin, war ich eigentlich noch die ganzen Siegel am auswendiglernen, was wiederum heißt, dass mein Arsenal an Siegeln zur Zeit recht begrenzt ist."
"Davon habe ich ja noch nie gehört."
Sie zuckte mit den Schultern. Ja, diese Kunst der Magie war tatsächlich sehr selten in Ashwyn. Aber bringt diese der wirkenden Person auch sehr viel Macht ein, denn bestimmte Siegel, in der Akademie die verbotenen Siegel genannt, haben eine Zerstörungskraft, die eine Stadt der Größe Ordwins zu Grunde richten könnten.
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Sternenschauer - Aufstieg
FantasyHätte Rhys damals gewusst, dass dieser Brief sein ganzes Leben verändern würde, dann wäre er niemals in den Süden gereist. Hätte niemals seine Schwester und sein bisheriges Leben zurückgelassen. Und was hatte er jetzt davon? Jetzt lag die Zukunft de...