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Nach zwei Wochen auf offener See war unsere Stimmung am Boden. Langeweile füllte unsere Tage und wir versuchten uns so gut wie es ging auf die kommende Zeit vorzubereiten. Atyria hatte uns die 'Luxuskabinen' gebucht und somit konnte ich wenigstens nachts ein wenig Schlaf bekommen. Den Tag verbrachte ich dann damit, mit Nael oder Keoma meinen Schwertkampf zu üben oder einfach in die endlosen Weiten der Meere zu starren. Trotz dieser Langeweile und dem nichts tun, hatte es etwas erfrischendes. Ich weiß nicht, ob es einfach diese Freiheit auf dem Meer war oder etwas anderes.

In der Ferne waren kleine Inseln mit weißen Sandstränden und wunderschönen, grünen Palmen zu erkennen. Dies war die Vorhut an Land, das bald kommen würde, denn diese Inseln waren ein Indikator dafür, dass man schon bald wieder in der Nähe des Festlandes sein würde. Wir hatten nicht wirklich viel Kontakt zu den anderen Passagieren an Bord, denn wir wollten uns relativ bedeckt halten und nicht unnötig Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Die meisten Reisenden waren Bewohner aus Fira oder den umliegenden Dörfern, die aus den verschiedensten Gründen ihre Heimat für eine gewisse Zeit verlassen hatten.

Eine mittelgroße Möwe flog auf meiner Augenhöhe am Schiff vorbei und drehte ihren Kopf in alle Richtungen. Mehr Tiere gab es hier draußen auch nicht. Zwar hatte man ein paar Hühner mitgenommen, doch gab es irgendwelche Gerichte mit Eiern nur sehr selten. Das Essen auf dem Schiff war generell sehr bescheiden, aber es reichte völlig. Zumindest für mich.

Es war sehr früh am Morgen und noch nicht viele Leute waren wach und deswegen stand ich so gut wie alleine auf dem Deck des Schiffes. Das machte ich jeden Morgen. Ich brauchte diese Ruhe und die Einsamkeit, so komisch es auch klingen mag. Das Schiff spaltete weiter das Wasser und bahnte sich seinen Weg durch die blauen, endlosen Massen.

Manchmal stellte ich mir die Frage, ob es noch weitere Landmassen wie Ashwyn gab und wie dort dann das Leben aussehen würde. Vielleicht würde es dort dauerhaften Frieden geben und alle würden glücklich zusammenleben. Diese Vorstellung zauberte mir jedes Mal ein breites Grinsen auf mein Gesicht. Es gibt noch so viel mehr zu entdecken. Ashwyn ist nur ein kleiner Teil von etwas ganz, ganz großem.

Langsam tummelten sich immer mehr Menschen auf dem Deck zusammen und genossen den frischen, aber irgendwie doch warmen Frühlingsmorgen. Neben mir knarrte das Holz und jemand hielt mir eine Schüssel mit Haferflocken und Milch entgegen.

"Hungrig, du Frühaufsteher?", lachte Keoma.

Ich betrachtete die Prinzessin. Ihr rotes, bis zum Becken hängendes Haar war offen und sie hatte wohl noch nicht die Zeit oder Lust gehabt, es richtig zu kämmen. Ich nahm dankend die Schüssel entgegen und stopfte mir einen vollen Löffel der grauen Masse in den Mund.

"Ich habe mit dem Kapitän gesprochen, er meinte, dass wir morgen Mittag am Hafen eines kleinen Dorfes wären und etwa heute Nacht die Ostküste erreichen.", teilte sie mir mit.

Ich nickte und starrte weiter auf das blaue Gewässer.

"So langsam habe ich es satt meine Tage hier unnötig zu verschwenden. Hast du eigentlich schon eine Nachricht aus Ordwin bekommen?", entgegnete ich.

Keoma begann mit ihrem Kopf zu schütteln und setzte sich auf ein nebenstehendes Fass.

"Mutter hatte gesagt, sie wolle so schnell wie möglich uns einen Brief schicken, aber zwei Wochen sind schon viel zu lang dafür."

Ich nahm einen weiteren Löffel voll mit dem Gemisch und steckte ihn mir in den Mund.

"Es wird schon nichts passiert sein.", stammelte ich mit vollem Mund.

Keoma begann zu grinsen und schaute nun ebenfalls hinaus aufs Meer.

"Faszinierend, oder?", stellte sie fest.

Sternenschauer - AufstiegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt