Wie auch an den anderen Tagen trainierten wir wie ausgemacht vor dem Frühstück zusammen. Keoma wurde schnell besser und ich genoss es ebenfalls ein wenig Ruhe zu haben.
Die Pfeile trafen fast genau den Kopf der Puppe. Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der Prinzessin aus und ich begann zu klatschen.
"In ein paar Tagen hast du sicherlich die gleiche Trefferquote wie ich, wenn es so weiter geht!"
Ihr gesamtes Gesicht strahlte und sie umarmte mich.
"Das habe ich ja eigentlich nur dir zu verdanken!"
Sie war um einiges kleiner als ich. Ich erwiderte die Umarmung. In den letzten Tagen hatten wir uns immer weiter angefreundet. Es war verdammt schön eine Freundin zu haben, mit der man über alle möglichen Dinge reden konnte. Ich konnte mich ihr öffnen und sie hörte mir immer zu, wenn ich jemanden brauchte.
"Wir sollten jetzt aber schnell zum Frühstück gehen, ich glaube wir sind schon viel zu spät dran.", meinte sie in ihrem normalen, Prinzessinenton.
Ich nickte und machte mich daran, die Fackeln zu löschen. Im Raum roch es nun nach dem Rauch dieser Fackeln und wurde immer mehr von der Dunkelheit verschluckt. Keoma hatte sich schon öfters darüber beschwert, dass ein Raum ohne Fenster eigentlich gar kein richtiger Raum sei. Darauf lachte ich sie nur aus und meinte, dass sie nicht so einfach Räume diskriminieren könne. Sie brach danach in so ein lautes Gelächter aus, dass uns Atyria und Neyra komisch anschauten. Wir hielten unseren Mund daraufhin, was sich als schwieriger herausstellte als ich dachte.
Ich drehte mich zur Tür und Keoma öffnete sie leicht und wagte einen Blick in den Flur. Sie gab mir mit einem Nicken zu verstehen, dass die Luft rein war. Also traten wir leise auf den Gang und ich malte das Zeichen, dass die letzten Tage auch gezeichnet habe, auf die Tür. Unser Geheimnis war noch nicht aufgeflogen und das deuteten wir als ein gutes Omen.
Auf dem Gang war es um einiges frischer als im Trainingsraum und Keoma begann sich mit einem kleinen Feuer zu wärmen. Ich fuhr mir mit einer Hand durch mein Haar und musste schon wieder feststellen, dass es teilweise viel zu lang war.
"Soll ich sie dir mal wieder schneiden?"
Ich nahm das Angebot dankend an und meinte, dass sie mir ja sowieso noch etwas für das Training schuldig sei.
"Ja, ja. Wart' ab!", bekam ich von ihr als Antwort auf meine Aussage.
Wir kamen im großen Saal an und mussten feststellen, dass die Anderen schon am Essen waren. Doch mir fiel sofort etwas auf. Nael saß mal wieder am Tisch. Ihm ging es anscheinend wieder so gut, dass er sich bewegen konnte.
Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und der Prinz lächelte mich ebenfalls an als Keoma und ich unsere Plätze neben ihm einnahmen.
"Ihr seid zu spät.", sagte er amüsiert.
"Danke für diese sehr schlaue Feststellung, Bruder."
Er begann zu lachen und seine Schwester stimmte mit ein. Ich nahm mir etwas von dem Essen, das auf dem Tisch deponiert wurde und ein Diener schenkte mir Kaffee ein. Ich bedankte mich höflich und wandte meine Aufmerksamkeit dann meinem Sitznachbarn zu.
"Geht's dir wieder besser?", fragte ich vorsichtig.
Eigentlich wusste ich ganz genau, dass Nael es hasste nichts tun zu können. Er war sonst immer in Bewegung, doch seine Situation machte ihm zu schaffen. Ihm war schon bewusst, dass er dankbar sein sollte, dass er überhaupt noch lebte und nach einer Weile wieder seine komplette Stärke wiedererlangen würde. Es war trotzdem sehr schwer für ihn.
DU LIEST GERADE
Sternenschauer - Aufstieg
FantasyHätte Rhys damals gewusst, dass dieser Brief sein ganzes Leben verändern würde, dann wäre er niemals in den Süden gereist. Hätte niemals seine Schwester und sein bisheriges Leben zurückgelassen. Und was hatte er jetzt davon? Jetzt lag die Zukunft de...