Loki hatte ES kommen hören und es gerade noch geschafft, rechtzeitig zu verschwinden. Er hoffte, dass ES seine magische Spur nicht wahrgenommen hatte – auch wenn diese Hoffnung verschwindend klein war. Aber es war im Grunde genommen sowieso egal: sobald er anfing, würde ES seine Aktivitäten ohnehin bemerken.
Das Buch in seinen Händen schien immer schwerer zu werden und er wusste, dass dies nicht nur reine Einbildung war. Die darin enthaltenen Runen und Formeln waren uralt und besassen derart viel Macht, dass nur ein Magier das Buch überhaupt längere Zeit halten – geschweige denn seinen Inhalt verwenden – konnte.
Was er vorhatte war reiner Wahnsinn und er wusste das. Das letzte Mal, als er gezwungen gewesen war, dieses Buch zu benutzen, hatte er wenigstens Odin an seiner Seite gehabt. Ihrer beider Magie hatte dafür gesorgt, dass sie mit der Kraft der Runen das Dunkle Element hatten bannen können, ohne dabei selbst drauf zu gehen.
Es bedurfte der Kraft von mindestens zwei Magiern – mindestens! – und Odin hatte damals nur mit Müh und Not dazu überredet werden können, überhaupt mitzumachen. Nur weil er schliesslich keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte, hatte er sich von Loki überzeugen lassen, die Runen in diesem Buch zu verwenden und ihrer beider Leben zu riskieren... um Asgards Willen.
Nun, es war gut gegangen damals – sein Vater und er hatten überlebt und es geschafft, das Schwarze Element dahin zu schicken, wo es hergekommen war. Für immer, wie sie gehofft hatten.
Was sich leider als Irrtum herausgestellt hatte.
Jetzt war Loki allein. Und so sehr er in Gedanken auch alle Namen durchging, es lief immer auf das gleiche Ergebnis heraus: keiner war stark genug, ihn zu unterstützen. Keiner, der noch lebte oder hier war, zumindest. Also blieb ihm nichts anderes übrig als es allein in Angriff zu nehmen.
Und dabei höchst wahrscheinlich zu sterben.
___________________________________________________________________
Vor Alfrids Augen wallten bunte Schleier und er bekam kaum richtig etwas von seiner Umgebung mit. Er hatte seinen ganzen magischen Sinn auf das Finden von Loki ausgerichtet und fokussierte sich mit aller Kraft, die er besass, auf ihn. Auf seinen Todfeind.
Dass er ihm entwischt war nagte an Alfrid wie ein Geschwür. Er hatte ihn in den Fingern gehabt, war dem Ziel so nahe gewesen... Und so sicher, dass er jetzt mächtig genug war, um Loki nicht nur festzuhalten, sondern auch zu bezwingen. Um ihn endlich büssen zu lassen für das, was er ihm angetan hatte. Aber dann hatte es der Magier geschafft, ihm zu entkommen. Noch dazu mit einer Leichtigkeit, die Alfrid unbegreiflich war.
Er hätte schreien mögen ob dieser Demütigung, denn genau das und nichts anderes war es für ihn gewesen. Aber nun gut, das sorgte lediglich dafür, dass die Schuld auf Lokis Konto noch grösser wurde. Denn auch dafür würde er sich rächen. Loki würde bezahlen - für alles! Alfrid fühlte, wie nicht nur sein Hass und seine Wut anstiegen, sondern auch seine Kraft.
Der Mistkerl würde sich noch wundern!
Die magische Spur des ehemaligen Prinzen führte Alfrid schliesslich an einen Ort, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Sekundenlang war er erstaunt, doch seine überschäumende Wut hielt ihn davon ab, sich mit irgendwelchen Fragen aufzuhalten. Es handelte sich hier offensichtlich um eine Bibliothek – um welche, das interessierte ihn im Augenblick herzlich wenig. Loki musste hier drin sein, das allein zählte. Und selbst wenn er inzwischen nicht mehr hier sein sollte... Alfrid würde seine Spur weiter verfolgen. So lange, bis er ihn hatte.
Und dann, ein zweites Mal, würde er ihn nicht mehr entwischen lassen!
Aber eigentlich war er recht zuversichtlich, dass der Feind sich noch hier befand. Denn die Magie an diesem Ort war derart stark, dass sie einfach nur von Loki stammen konnte. Ohne sich gross darum zu kümmern, was für eine Art Bibliothek dies denn nun war, schritt Alfrid entschlossen durch die Reihen, bereit, zuzuschlagen, sollte er auch nur eine winzige Spur von Loki entdecken. Er schaute kaum nach rechts oder links, liess sich nicht durch die vielen Bücherregale beirren, die ihn - zu jedem anderen Zeitpunkt - gewiss magisch angezogen hätten.
Doch als er die Glaskabinen sah, stockte er trotzdem. Unzählige Kammern, in Reih und Glied gestapelt, standen plötzlich vor ihm. Und darin befanden sich, wie er schockiert feststellte, Asgardianer. Erschrocken fuhr Alfrid zurück, denn im ersten Moment wähnte er sich in einer Leichenhalle. Aber dann realisierte er, dass die Leute in den Glaskammern atmeten. Verwirrt, entsetzt und neugierig zugleich schritt er die Reihen ab. Kaum ein bekanntes Gesicht darin. Er wollte sich gerade abwenden und sich wieder auf sein eigentliches Ziel konzentrieren, als die Frau in einer der Kammern vor ihm seine Aufmerksamkeit erregte. Die schmale Gestalt kam ihm seltsam bekannt vor. Langsam trat er näher heran, so nahe, dass er das von langem, blondem Haar umrahmte Gesicht deutlich erkennen konnte. Fassungslos weiteten sich seine Augen und sein Mund öffnete sich in einem lautlosen Schrei, während er fühlte, wie ihm heiss und kalt zugleich wurde.
Sie!
Aber das war unmöglich....
Sie war tot!
Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sie gestorben war.
Ermordert worden war von dem Mann, den er jetzt dafür ebenso töten würde!
Oder..?
Doch noch ehe er dazu kam, auch nur einen einzigen, halbwegs klaren Gedanken zu fassen, hörte er plötzlich eine kalte, scheppernde Stimme in seinem Rücken:
«Na sowas...» sagte ES lachend, «...wen haben wir denn hier?»
DU LIEST GERADE
Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz
FanfictionDie junge Vanin Runya landet als zukünftige Braut des blonden Donnergottes in Asgard. Doch weitaus mehr als von Thor ist sie einem schwarzhaarigen, geheimnisvollen Sklaven fasziniert, der ihr als persönlicher Diener zugeteilt wird. Wer ist er? Und w...