Sieg oder Tod

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Thor war noch nie so schnell geflogen – oder zumindest konnte er sich nicht daran erinnern, schon mal ein solches Tempo an den Tag gelegt zu haben. Nicht einmal damals, als er diesem Feuerdrachen hatte entkommen müssen. Trotz der beiden Frauen, die sich an ihn klammerten, sauste er so schnell durch die Lüfte wie nie zuvor in seinem Leben.

Aber ob es dennoch schnell genug war... Nicht auszumalen, wenn sie zu spät kämen. Wenn Loki sterben würde! Seinetwegen – weil er nicht da gewesen war, um den kleinen Bruder zu beschützen.

Auch Frigga war innerlich wie erstarrt vor Angst, vor allem weil sie, anders als Thor, genau spürte, wie die Kräfte um sie herum zunahmen. Und Loki war mittendrin. Es war der reine Wahnsinn und das bedeutete, dass ihm keine andere Wahl geblieben war. Frigga hoffte, sie würde genügend Kraft aufbringen können, um ihrem Sohn beizustehen um so das Schlimmste – seinen Tod! – abwenden zu können.

Runyas Gehirn war hingegen vollkommen leer. Sie vermochte keinen einzigen klaren Gedanken zu fassen. In ihrem Bewusstsein war nur Platz für Angst – Angst um den Mann, den sie liebte.

Die Hauptstadt lag endlich vor ihnen. Frigga und Thor stellten sich darauf ein, den Schutzschild gewaltsam durchdringen zu müssen, wurden jedoch positiv überrascht: die magische Wand gab sofort nach und liess sie mühelos eindringen. Ein Zeichen dafür, dass das Schwarze Element geschwächt war.

Leider auch ein Zeichen dafür, dass ihnen die Zeit davon lief...





Während die Magie zu wirken begann, spürte Loki, wie die die Wände um ihn herum auseinander zu brechen schienen. Die Elemente drohten zu schmelzen, sich zu verflüssigen, doch Loki wusste, dass dies nicht auf der Ebene der Realität geschah, sondern nur auf der anderen, weit höheren Ebene der Magie. Trotzdem spürte er die hereinströmende Hitze nur zu gut, so sehr, dass er es kaum noch aushielt. Die Welle von Kraft, die von ihm und dem Buch, das er noch immer in den Händen hielt, ausging, erfasste sein gesamtes Bewusstsein und dehnte sich von dahin aus in das Bewusstsein der Macht, die er zu bannen versuchte.

Loki keuchte. Schweiss tropfte ihm von der Stirn und er musste mit aller Kraft gegen den Drang, das Buch – und somit die Magie – loszulassen, angehen. Die Hitze schien unerträglich, nicht nur für ihn als Nachkomme eines Frostriesen, sondern für jedes lebende Wesen überhaupt. Aber Loki wusste, dass er nicht schwach werden durfte. Er konnte spüren, dass er nahe dran war. Dass seine Kräfte und die der magischen Runen aus dem Buch überzugreifen begannen auf den Feind.

Und dann hörte er den Schrei. Er schien ganz Asgard zu durchdringen, schien jedes einzelne Atom des Planeten zu erfüllen und frass sich in Lokis Bewusstsein mit so unglaublicher Schärfe, dass er selbst einen Schrei ausstiess.

Ja, er war nahe dran... sehr nahe.

Und er würde es auch schaffen, das konnte er jetzt ganz genau erkennen.

Vorausgesetzt natürlich, er blieb lange genug am Leben.

Denn noch während er das Buch mit eisernem Griff festhielt merkte er, wie seine Hände zu zittern begannen, mehr noch als bisher. Wie die Haut noch blasser als sonst, ja, beinahe durchsichtig, wurde. Da wusste er definitiv, dass ihm nur noch wenige Minuten blieben. 

Nur noch wenige Minuten, bis sein Körper in seine Atome zerfallen würde...





Alfrid starrte seine ehemalige Liebe an, als sähe er ein Gespenst vor sich. Er wollte etwas sagen, aber nur ein undeutliches Stottern brach aus seinem Mund. Das einzige, was er schliesslich zu stammeln vermochte, war ihr Name: «Eysma...»

Loki: the fallen Prince - der gefallene PrinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt