Frigga hörte Runya aufmerksam zu. Kaum hatte die junge Prinzessin geendet, gab die Königin schon den Befehl, Auxin verhaften zu lassen. Ob er wirklich unter dem Bann Elfras stand oder nicht, würde man sicher schnell herausbekommen.
«Erst dann können wir auch gegen Elfra vorgehen,» meinte die Königin.
Runya war erleichtert. Halb hatte sie befürchtet, dass man ihr nicht glauben würde.
Da fiel ihr Loki wieder ein und auf einmal beschlich sie ein ungutes Gefühl. Sie entschuldigte sich bei Frigga und hastete, so schnell sie konnte, in ihre Gemächer zurück. Als sie dort ankam, war sie überrascht, dass kein Einherjar mehr vor der Türe stand.
Da hörte sie die laute Stimme Thors. «Loki, bitte, du musst mir helfen! Bitte! Bevor es wieder anfängt!»
Runya erschrak. Sie verhielt den Schritt und näherte sich nur langsam der Tür. Diese stand halb offen, sodass sie hinein spähen konnte. Sie sah, dass Thor seinen Bruder an den Schultern gepackt hatte und erregt auf ihn einsprach.
«Schnell, bevor es zu spät ist! Loki, bitte!»
Thors Stimme klang völlig verzweifelt und ganz anders, als Runya sie jemals gehört hatte. Stimmte es also doch, dass der blonde Donnergott unter einem Bann stand? Aber wenn ja, unter welchem?
«Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Thor,» erwiderte Loki eindringlich. «Aber du weisst doch, dass ich keine Magie mehr besitze.»
«Natürlich besitzt du sie noch!» gab Thor zurück. «Sie ist nur gebunden. Doch ich kann sie wieder freisetzen.»
Runya wagte kaum zu atmen. Würde er das wirklich tun? Sie hoffte es von ganzem Herzen... und fürchtete sich gleichzeitig davor – um Lokis willen, da sie nicht wusste, wie Odin darauf reagieren würde.
Lokis Gedanken waren offenbar genau die gleichen Wege gegangen. «Das darfst du nicht, Bruder.» sagte er ernst und beinahe beschwörend. Die Tatsache, dass er Thor mit 'Bruder' ansprach (ohne dass dieser etwas dagegen sagte), war Beweis genug, dass der Blonde im Moment nicht derselbe Mann war, den Runya kennen gelernt hatte. «Geh zu Vater, er kann dir vielleicht auch helfen!»
«Das kann er nicht!» widersprach Thor heftig. «Er beherrscht nur eine einzige Richtung der dunklen Künste, das weisst du doch. Und diese hier...» Er brach ab, stöhnte laut und fügte dann heftig hinzu: «Es ist der alte Feind, Loki, der mich in seiner Gewalt hat. Rette mich! Du bist der einzige in ganz Asgard, der das kann!»
«Der alte Feind?» Loki war hörbar verwirrt. «Von wem redest du?»
Keine Antwort.
«Thor..?»
Wieder keine Antwort.
Runya erstarrte. Sie konnte förmlich spüren, wie kaum merklich, aber erschreckend unaufhaltsam, eine Veränderung durch Thors Körper ging. Auch Loki realisierte es. Schlagartig änderte sich auch seine Haltung: er versteifte sich und wich, als der Bruder ihn jetzt losliess, instinktiv zurück. Er suchte Thors Augen und senkte sofort den Blick, als er sah, dass sich der Ausdruck darin wieder völlig gewandelt hatte.
In Loki stieg unwillkürlich wieder Angst auf. Nicht unbegründet, wie klar wurde, als der Donnergott seine Hand nach ihm ausstreckte und keuchte: «Du Mörder! Dachtest, du könntest mich einlullen mit deiner Silberzunge, was? Aber das wirst du bereuen! Ich werde...»
Runyas Herz blieb beinahe vor Schreck stehen. Was immer da vorhin in Thor für eine Wandlung vorgegangen war – der Moment war vorüber, und zum Vorschein kam wieder der selbe grobschlächtige Mann, wie sie ihn in den letzten Wochen kennengelernt hatte.
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Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz
FanficDie junge Vanin Runya landet als zukünftige Braut des blonden Donnergottes in Asgard. Doch weitaus mehr als von Thor ist sie einem schwarzhaarigen, geheimnisvollen Sklaven fasziniert, der ihr als persönlicher Diener zugeteilt wird. Wer ist er? Und w...