Thor sass nachdenklich auf dem Thron und liess die letzten Monate nochmal Revue passieren. Obschon er nun seit beinahe einem halben Jahr König von Asgard war, fühlte sich das immer noch fremd an. Er liess die Augen im leeren Thronsaal umherschweifen und erinnerte sich kurz an die Feier, die es nach der Vernichtung des Schwarzen Elements gegeben hatte. Nach einigem Hin und Her hatte sogar Loki daran teilgenommen – und sich darüber gewundert, mit welchem Jubel er von allen Anwesenden begrüsst worden war.
Loki... Nach wie vor begriff Thor nicht ganz, was dieser eigentlich vollbracht hatte. Wie er es geschafft hatte, ihren Feind zu vernichten. Sicher, der Bruder hatte es ihm erklärt... Doch das änderte nichts daran, dass Thor nur die Hälfte dessen verstand, was Loki getan hatte.
Auch Frigga und Eysma begriffen es nicht ganz. Vor allem nicht, dass sie mitgeholfen hatten – genauso wie Thor. Dabei hatten sie doch rein gar nichts gegen die Steinkolosse ausrichten können. Jedenfalls nicht viel mehr, als sie für ein paar Sekunden ins Stocken zu bringen.
Laut Loki war dies aber äussert wichtig gewesen, da jeder Koloss mit dem Schwarzen Element verbunden gewesen war und dieses somit viel Kraft in die Entstehung – und Kontrolle – SEINER Geschöpfe hatte stecken müssen. Kraft und Aufmerksamkeit, die ihm gefehlt hatte, um sich voll und ganz Loki zu widmen.
Und dann dieses Buch, von dem Loki erzählt hatte. Ein Buch, dessen uralte Magie sein Bruder freigesetzt hatte und die dann zusammen mit einem «lächerlich einfachen Zauber» - Lokis Worten gemäss – dafür gesorgt hatte, dass Asgards schlimmste Bedrohung schliesslich so schnell und schon beinahe leicht hatte besiegt werden können.
Zumindest hatte Loki es «leicht» genannt. Thor war es alles andere als das vorgekommen. Und ganz so ein Kinderspiel, wie Loki es genannt hatte, konnte es ja eigentlich nicht gewesen sein, da Eysmas Unterstützung nötig gewesen war.
Wie auch immer, Thor hatte von den ganzen Erklärungen nur die Hälfte verstanden und war letztlich einfach nur froh, dass es vorbei war. Der «Stein der Macht» war auch wieder sicher versiegelt im Innern Asgards, wo er hingehörte, und Loki hatte dafür gesorgt, dass nie wieder jemand auch nur in die Nähe gelangen konnte.
Letzten Endes war Thor einfach froh, dass Loki noch lebte.
Vor allem seit dieser ihm verraten hatte, dass er sich sicher gewesen war, dass er nicht heil aus der ganzen Sache herauskommen würde.
Thor war noch nie so froh über einen Irrtum seines Bruders gewesen!
Und ja, er sollte sich freuen, dass jetzt Ruhe und Frieden herrschte. Sollte sich vielleicht – wie Mutter ihn immer wieder drängte – auch auf die Suche nach einer Frau machen. Ernsthaft diesmal, da Runya nicht mehr zur Verfügung stand und ja auch niemals seine Wahl gewesen war.
Er sollte wirklich...
Aber eigentlich dürstete es ihn nur nach neuen Abenteuern.
Wer weiss, vielleicht würde er einfach Loki fragen, ob er den Thron mal eine Weile übernehmen könnte. Solange, bis er, Thor, sich mal wieder etwas ausgetobt hatte. Der Bruder wäre sicher einverstanden, war er doch jetzt, wo Runya das erste Kind erwartete, erstaunlich häuslich geworden.
Ja, er würde ihn fragen. Gleich morgen früh. Es juckte ihn in den Fingern und er war sicher, dass irgendwo in den neun Welten sein Einsatz als Donnergott gefragt war.
Eysma stand gedankenverloren am Fenster, als Alfrid hereinkam. Sie wusste sofort, wer sich ihr näherte, ohne sich umzudrehen. Und genauso spürte sie Alfrids Unsicherheit, die er immer noch, nach all den Wochen, nicht hatte ablegen können.
Sie bemühte sich daher um ihr herzlichstes Lächeln, als sie sich zu ihm umdrehte. «Alfrid, wie schön.»
Er hatte lange gebraucht, um das Geschehene zu verdauen. Und noch viel länger, um Loki zu verzeihen. Letzteres war ihr selbst auch nicht leicht gefallen, aber da der Prinz sie schliesslich alle gerettet hatte, konnte sie ihn unmöglich weiterhin hassen. Sie hatten ein langes, intensives Gespräch geführt – und danach war sie in Frieden mit ihm und sich selbst gewesen.
Sie wusste, dass Alfrid sie liebte. Und langsam, ganz langsam, begann sie seine Gefühle zu erwidern. Darum streckte sie ihm jetzt die Hände entgegen und meinte: «Es ist so ein herrlicher Tag: wie wärs mit einem Picknick?»
Sie liess Alfrid gar nicht erst die Zeit, über eine Antwort nachzudenken.
Als sie den Palast verliessen, begegneten sie Frigga, die ihnen einen schönen Tag wünschte. Die Königin schaute dem Paar nach und lächelte. Noch zwei, die sich gefunden zu haben schienen. Es freute sie, auch wenn ihr ein kurzer Stich über den eigenen Verlust durch die Brust fuhr. Doch dann riss sie sich gleich wieder zusammen.
Odin würde nicht wollen, dass sie Trübsal blies.
Loki streichelte sanft über Runyas immer runder werdenden Bauch. Seine Frau wurde von Tag zu Tag schöner, obwohl sie behauptete, sich in eine «fette, hässliche Kuh» zu verwandeln.
Die letzten Monate waren wie ein unwirklicher Traum gewesen. Zunächst einmal war Loki immer noch erstaunt darüber, dass er überhaupt noch lebte – und wie leicht letzten Endes die Vernichtung des Schwarzen Elements gewesen war. Frigga zufolge lag dies einzig und allein an seiner Macht, die offenbar noch weitaus grösser war, als er selbst es ahnte. Aber er wusste, dass er ohne Eysmas Unterstützung niemals heil da herausgekommen wäre.
Ohne ihre untersützende Magie hätte er es nicht einmal geschafft, sein Bewusstsein wieder mit seinem Körper zu verbinden. Eysma hatte zwar gemeint, dass ihr Anteil nur verschwindend klein gewesen war, aber das spielte keine Rolle. Er war entscheidend gewesen.
Doch was Loki noch weitaus weniger fassen konnte war die wunderschöne Frau an seiner Seite. Noch immer gab es Momente, wo er sich fragte, ob er gleich aufwachen und der Traum platzen würde.
«Hey,» Runya stiess ihn sanft an, als sie sein gedankenverlorenes Gesicht bemerkte. «Asgard an Loki, bitte kommen.»
Er lachte, dann zog er sie in die Arme und küsste sie.
Nein, das hier war kein Traum!
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THE END
Ich hoffe, die Story hat euch gefallen - sorry nochmal dass es so lange gedauert hat, bis ich sie fertigstellen konnte.
Ich fange vielleicht eine neue Story an, basierend auf der Loki Serie... falls das jemanden interessieren würde :) Aber ich muss euch warnen, mir gefällt die Serie nicht wirklich weil ich finde, dass Loki darin (mal wieder!) viel zu schwach rüberkam und er ausserdem immer mehr zu einer Nebenperson wurde. Falls ich eine solche Story schreibe, würde sie also ziemlich anders werden als die Serie.
Könnt mich ja wissen lassen ob euch sowas interessieren würde :) Anyway, danke allen Lesern und nochmals: hoffe, ihr hattet Spass!
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Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz
FanfictionDie junge Vanin Runya landet als zukünftige Braut des blonden Donnergottes in Asgard. Doch weitaus mehr als von Thor ist sie einem schwarzhaarigen, geheimnisvollen Sklaven fasziniert, der ihr als persönlicher Diener zugeteilt wird. Wer ist er? Und w...