Schreckliche Enthüllung

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Das Gespräch mit Thor endete in einer Katastrophe – und das noch, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. Runya kam kaum dazu, ihn überhaupt auf Inajas Fall anzusprechen, und als es ihr endlich gelang, hörte er ihr nur wenige Sekunden lang zu, ehe er ihr das Wort abschnitt.

«Wagst du es etwa, eine meiner Entscheidungen in Frage zu stellen? Glaubst du, ich könne eine solche Angelegenheit nicht richtig beurteilen? Hältst du mich gar für einen unfähigen Trottel?» zischte er gefährlich leise und sah sie aus zusammen gekniffenen Augen finster an. Runya zuckte unter seinem Blick zusammen. «Die ganze Sache ist entschieden – und geht dich ausserdem nichts an!»

Die junge Prinzessin hatte mit keiner Silbe erwähnt, woher sie überhaupt von Inaja wusste. Und Lokis Namen hatte sie dabei erst recht nicht genannt. Trotzdem tauchte der Schwarzhaarige in den folgenden drei Tagen nicht mehr bei ihr auf, und als sie nach ihm fragte, warfen sich die beiden Dienerinnen, die ihr nun an seiner Stelle zur Verfügung standen, zunächst bloss vielsagende Blicke zu. Erst als Runya auf einer Antwort bestand, rückten sie mit der Sprache heraus.

«Thor hat ihn vor drei Tagen in die Folterkammer werfen lassen.» meinte die eine gleichmütig. Ihre Stimme klang fast so, als ob sie übers Wetter sprechen würde.

«Ja. Hat wohl mal wieder was ausgefressen der noble Ex-Prinz... Oder besser gesagt: mal wieder jemandem nicht aufs Wort gehorcht!» Die zweite kicherte ganz offen. «Kommt ab und zu mal vor, müssen sie wissen. Manche lernen's nie... Was in diesem Fall allerdings ziemlich erstaunlich ist, denn schliesslich ist Loki so ungefähr der klügste Kopf in ganz Asgard!»

«Ja, aber wenn's um den Stolz geht, muss die Klugheit wohl hinten anstehen! Dünkt sich eben nach wie vor zu fein, um als Sklave zu dienen, der Herr... Aber ich hoffe, dass ihm jetzt ein für alle Mal klar gemacht wird, dass er nichts Besseres mehr ist als wir. Ja, dass er sogar tausendfach tiefer steht als wir!»

Runya glaubte, sich verhört zu haben. Erstens aufgrund dessen, was ihr da berichtet wurde... und zweitens wegen der Art und Weise, WIE es gesagt wurde.

Die beiden Frauen hielten ihr Schweigen jedoch für Zustimmung.

«Verdient hat er es, wenn sie mich fragen. War früher immer so stolz und überheblich... und hat stets mit einem spöttischen Lächeln auf alle hinunter gesehen. Geschieht ihm ganz recht, dass er jetzt vor uns allen kuschen muss.»

«Ja. Und bestraft wird, wenn er es nicht tut. Wie heisst es doch so schön: wenn Abschaum wie er nicht hören will, muss er halt fühlen!»

Runya fand ihre kaum Sprache wieder. «Ihr findet das gut..?»

Die zwei bemerkten immer noch nicht, wie fassungslos ihre Herrin war. «Aber natürlich. Schliesslich hat Loki als Prinz von Asgard unendliche Schande über unser Reich gebracht. Weil er Midgard erobern wollte, meine ich. Er verdient die härteste Strafe, die nur möglich ist.»

Die zweite grinste boshaft. «Und die kriegt er jetzt auch.»

«Raus!» Die Stimme der jungen Prinzessin klang schrill, und sie konnte sich kaum noch beherrschen. «Sofort! Bevor ich auf dumme Gedanken komme und EUCH in die Folterkammer werfen lasse!» Nicht, dass sie so etwas tun würde... Aber die Wut schüttelte sie derart, dass sie kaum wusste, was sie sagte.

Da endlich bemerkten die Dienerinnen ihren Irrtum. Hastig stammelten sie eine Entschuldigung, doch es war zu spät: Runya packte die beiden kurzerhand an den Haaren und bugsierte sie höchst persönlich zum Zimmer hinaus. Sie knallte die Tür hinter ihnen zu und lehnte sich zitternd dagegen.

Folterkammer..?

Hatten die beiden tatsächlich von einer Folterkammer gesprochen..?

Und davon, dass Thor es gewesen war, der Loki da hatte hinbringen lassen..?

Loki: the fallen Prince - der gefallene PrinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt