4. Kapitel

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Er war mir inzwischen schon so nah, dass sich unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernten. Angespannt hielt ich den Atem an. Ich war erstaunt darüber, wie deutlich ich diese (eindeutig Fee) sehen kann. Normalerweise sehe ich alle übernatürlichen Wesen undeutlich und verschwommen. Und sie waren durchsichtig, wie Geister eben. Aber diese junge männliche Fee vor mir sah ich so deutlich wie einen normalen Menschen! Es war aber keiner Mensch das konnte ich an seiner Aura spüren. Noch dazu trug er Feenkleidung und hatte Feenohren. Ich überlegte grade ob ich ihn mir nicht nur einbildete, als die Fee sich plötzlich räusperte und anfing zu reden: "Ähm, du bist Lucy Adams richtig?", fragte er und sah mich, wie die ganze Zeit schon, an. Seine Stimme war angenehm tief und hatte etwas schönes an sich. "J-Ja die bin ich wieso?", stotterte ich verdutzt und sah ihn ängstlich an. Mein Blick wurde misstrauisch als er lächelte und "Wusst ich's doch", erwiderte. "Weißt du, ich war auf der Such nach dir, um dir was wichtiges zu sagen.", sagte er nur und trat endlich ein bisschen von mir zurück, sodass ich mich nicht mehr an die Tür quetschen musste. "Ach ja, und was?", fragte ich neugierig. "Nun..", begann er und setzte sich auf den Rand der Badewanne. "Wie du höchstwahrscheinlich schon bemerkt hast, kannst du Dämonen und Feenwesen wie mich sehen." Ich nickte. "Und diese können sich vor anderen Menschen auch sichtbar machen. Das kannst du an mir sehen, ich sehe richtig real aus, oder?", fuhr er fort und lächelte. Ich stimmte ihm zu und fragte dann schockiert: "Warte was?! In diesen Zustand kann dich jeder sehen? " "So ist es.", antwortete er und musste danach lachen, weil ich mit meinem komplett entgeisterten Gesicht bestimmt zum Totlachen aussah. "Aber.. das heißt meine Mum und Sophie dürfen dich auf keinen Fall zu Gesicht bekommen, hörst du?", fuhr ich ihn panisch an. "Keine Angst, das werden sie nicht.", versicherte er mir und fing erneut zu lachen an. Ich war kurz davor ihm eine rein zu hauen. Er musste es wohl gemerkt haben, nämlich als er mein wütendes Gesicht sah, hielt er abrupt inne. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich noch gar nicht wusste wie er hieß und woher er kam. Offensichtlich merkte er das auch und sagte: "Mein Name ist Tertius. Ich komme aus dem Feenreich aus der Welt der übernatürlichen Geschöpfe und bin Prinz meines Hofes." Als er das sagte, starrte ich ihn eine Weile verblüfft an und musste das Gesprochene erstmal verdauen. "Ich hätte da mal eine Frage.", brachte ich mühsam heraus. "Die wäre?", fragte Tertius und sah mich erwartungsvoll an. "Kannst du eigentlich Gedanken lesen?". "So in der Art ja.", antwortete er lächelnd. Ich wollte gerade noch was anderes sagen, als er plötzlich aufstand und mit ernster Miene murmelte: "Es gibt aber noch einen Grund, weshalb ich hier bin und weshalb ich dich gesucht habe." "Und der wäre?", fragte ich, langsam nervös werdend, und schluckte. "Naja, hast du dich schon mal gefragt wieso du uns sehen kannst? Wieso ausgerechnet du uns sehen kannst?", fragte er mich und schaute direkt in mein Gesicht.

Ja, das habe ich. Ich hab mir das sogar schon sehr oft gedacht. Jedesmal wenn ich sie sah..

"J-Ja..", antwortete ich nervös. "Weißt du es? Kannst du es mir sagen? Und kannst du mir auch verraten wieso die mich ständig verfolgen?", bombardierte ich ihn, aus meiner Verzweiflung heraus, mit Fragen. Tertius sah mir in die Augen, nickte, räusperte sich und fing an zu erzählen: "Also es war so. Kurz bevor du geboren wurdest, spürten einige Dämonen meiner Welt, dass sehr bald ein besonderes Kind mit der Fähigkeit, Geschöpfe aus "Der Welt der übernatürlichen Geschöpfe" sehen zu können, geboren wird. Und diese wollten dich unbedingt finden, sobald du geboren worden warst. So haben sie Jahre lang gesucht bis sie dich endlich gefunden hatten. Anschließend beschlossen sie, dich zu beobachten um heraus zu finden wie du so bist und was für Gewohnheiten du hast. Ich habe kürzlich gehört, dass sie vorhaben dich zu entführen und in ihre wie meine Welt zu bringen.", beendete er seine Erzählung und schaute mich anschließend mit ernsten Gesicht an. "Sie wollen WAS??!!", schrie ich voller Angst und Entsetzen, als ich kapiert hatte was der Feenprinz gerade gesagt hatte. Aber das davor war auch nicht ohne. Diese Dämonen, die es auf mich abgesehen haben, haben schon kurz vor meiner Geburt gespürt, dass es mich gibt und haben Jahre lang nach mir gesucht.. bis sie mich vor zwei Jahren letztendlich gefunden hatten.

Immer noch voller Entsetzen, starrte ich Tertius an, der sagte: "Ja, sie wollen dich in ihre Welt bringen. In die Dämonenregion dieser Welt. Ich bin gekommen um dich zu warn-", weiter konnte er nicht sprechen, weil auf einmal jemand gegen die Tür klopfte und "Lucy? Wie lang willst du denn noch im Bad bleiben?!", fragte. Es war Sophie. "Ich bin schon weg", murmelte Tertius. Ich wollte "Warte!", schreien, aber als ich nur ansatzweise meinen Mund aufgemacht hatte, war er schon verschwunden. Niedergeschmettert ließ ich mich auf den Boden nieder und versuchte mit aller Kraft nicht in Tränen auszubrechen. Ich wollte nicht, dass Sophie und Mum mich mit verheulten Augen sahen, wenn ich aus dem Bad gehen würde. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen um mich machen oder ähnliches. Als es nochmal klopfte und nun auch noch meine Mum vor der Tür stand und irgendwas davon sagte, dass ich endlich aus den Bad kommen sollte, stand ich auf und öffnete sie endlich. "Da bist du ja! Was hast du denn da drin solange gemacht?", fragten mich Mum und Sophie fast gleichzeitig. "Ach.. nichts besonderes.", antworte ich, so ruhig wie möglich, und nahm Sophie am Arm und steuerte mein Zimmer an. "Wir gehen in mein Zimmer, ist das okay?", fragte ich, Blick auf Mum gerichtet. "Ähh.. ja klar Süße! Macht es euch dort noch ein bisschen gemütlich bevor ihr schlafen geht. Bleibt aber nicht mehr zu lange wach. Es ist bereits 22:45 Uhr!", antwortete sie, man merkte, dass sie etwas verwirrt war. "Alles klar, machen wir.", gehorchte ich, drehte mich noch zu ihr um, schenkte ihr kurz ein kleines Lächeln und verschwand dann mit Sophie in meinem Zimmer.

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