34. Kapitel

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Ein durchdringendes, lautes Schreien riss mich aus dem Schlaf. Noch ganz schlaftrunken setzte ich mich auf, rieb mir die müden Augen und öffnete diese vorsichtig, um zu schauen was los war, aber natürlich sah ich alles noch total verschwommen. Doch als meine Sicht langsam klarer wurde, erschrak ich.
Wenige Meter vor mir wurde meine beste Freundin gerade von mehreren, genauer gesagt vier, Kobolden angegriffen!
Aber zum Glück hatte es Tertius rechtzeitig bemerkt, und kam eilig mit erhobenem Schwert angelaufen.

Kurz darauf beobachtete ich, wie er versuchte, den ersten Kobold auszuschalten, dieser ihm jedoch jedes Mal um die Füße tänzelte, sobald er nur ansatzweise sein Schwert hob. Als ich sah, wie hilflos mein Freund wirkte, zögerte ich nicht lange und beschloss ihm zu helfen. So stemmte ich mich hoch und steuerte geradewegs, noch etwas wacklig auf den Beinen, die Stelle an, an der sich nach wie vor vier kleine, nervtötende Kobolde, als auch meine Freunde aufhielten.

Nachdem ich dort ankam, nahm ich erstmal meine traummatisierte, verängstigte Sophie in den Arm. Danach half ich ihr hoch und gemeinsam versuchten wir die Kobolde, mithilfe nicht gerader sanfter Schläge, zu vertreiben. Mittlerweile konnte sich auch Tertius wieder durchsetzen und verscheuchte mit seinem Schwert letzendlich den letzten, als auch hartnäckigsten Kobold.
Sobald dieser außer Sehweite war, atmete jeder erleichtert einmal durch und schlossen uns anschließend alle in eine wohltuende Gruppenumarmung.
"Geht es dir gut?", fragte Tertius besorgt an Sophie gewandt, nachdem wir voneinander abließen. Diese nickte. "Ja, mir geht's gut. War nur ein ziemlich großer Schock. Aber zum Glück seit ihr ja noch rechtzeitig gekommen, bevor mir wirklich was passiert wäre." Beruhigt nickte er, und steckte sein Schwert langsam wieder in seine Halterung zurück. Bedrückende Stille breitete sich aus, da wir uns alle einfach nur anschauten. Bis Tertius derjenige war, der sie brach, indem er sich räusperte.
"Am besten legt ihr euch nochmal hin, wir müssen morgen schließlich früh los. Ich bleibe ganz in der Nähe und passe auf, dass sowas nicht nochmal passiert. " Sophie und ich nickten nur als Antwort und machten uns dann gemeinsam wieder zu unseren Schlafplätzen. Tertius hingegen lehnte sich wenige Meter entfernt von uns an einen Baum und ließ den Blick wachsam über unsere Umgebung schweifen.
Darauf machte sich angenehme Ruhe auf der Lichtung breit, und ich hoffte, dass das auch so bleiben wird.

Es war Morgen und Sophie und ich machten uns gerade an einer kleinen Wasserquelle frisch, die ganz in der Nähe unseres Platzes lag. Tertius hatte diese vorherige Nacht entdeckt, welche Gott sei Dank ereignislos geblieben war.
Ich hatte gerade mein Shirt ausgezogen, um mich richtig waschen zu können, als Tertius plötzlich hinter einen der Bäume hervortrat und auf uns zu kam. Ich schrie auf. "Bist du verrückt?! Was machst du hier? Verschwinde!!", machte ich ihn an und hielt meine Arme schützend vor meinen halbnackten Oberkörper. Zum Glück habe ich meinen BH angelassen..
Doch Tertius grinste nur vergnügt und rührte sich kein bisschen. "Entspann dich. Du hast mich ja schließlich auch schon mal mit nacktem Oberkörper gesehen, erinnerst du dich?", gab er zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Bei dir ist das doch was vollkommen anderes!!", verteidigte ich mich sofort. Mit einem kurzen Seitenblick zu Sophie bestätigte sich meine Vermutung, dass sie das ganze wahrlich amüsierte. "Pff..", machte er darauf und verdrehte gespielt die Augen. "Weshalb ich eigentlich hier bin ist, da ich euch sagen wollte, dass wir aufbrechen können. Unsere Taschen sind gepackt, das Lager aufgeräumt. Also kommt einfach sobald ihr fertig seid, okay? Ich warte auf euch.", fügte er hinzu, bevor er sich schließlich wieder zum Gehen abwandte. Leise raschelten seine weichen schwarzen Stoffschuhe auf den Blättern des Waldbodens. Wie in Trance schaute ich ihm hinter her. Diese Eleganz, diese Anmut, diese Ruhe in Person... das alles faszinierte mich immer wieder an ihm. Ganz der Feenprinz eben.

Nachdem ich mich mit einem letzten tiefen Seufzer ab- und mich stattdessen meiner Freundin wieder zu wandte, bemerkte ich, wie sich diese belustigt einen abgrinste. "Das ist nicht witzig, kapiert?", schimpfte ich und gab ihr einen spielerischen Klaps gegen die Schulter. Doch sie lachte nur und spritzte mir einfach eine Handvoll Wasser ins Gesicht. "Hey!", rief ich und tat es ihr gleich. Bis daraus eine unheilvolle Wasserschlacht wurde und wir lachten, bis uns unsere Bäuche weh taten. Als wir uns nach einer Weile jedoch wieder beruhigten, beschlossen wir langsam wieder zu unserem Platz zurück zu kehren, an dem Tertius, sicher schon ganz ungeduldig, auf uns wartete.

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