10. Kapitel

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Als wir uns auf den Rückweg machten, schlugen wir einen anderen Weg ein als vorhin. Statt durch diesen, von Gräsern überwucherten Tunnel, gingen wir eine etwas dunklere Straße entlang, die wie eine Landstraße aussah. Im Vergleich zum Hinweg, sah es hier wesentlich düsterer aus. Nebelschwaden waberten über den Boden und der Himmel trug die Farbe grau. "Bleib hier dicht bei mir. Dies ist eine der gefährlicheren Gegenden. Also pass auf dich auf.", meinte Tertius neben mir auf einmal. Nachdem er das sagte, bekam ich etwas Panik. "O-okay.. werd' ich machen!", erwiderte ich stotternd und zugleich ängstlich. "Keine Sorge. Solange ich bei dir bin kann dir nichts passieren.", versicherte er und zwinkerte mir zu. "Angeber.", antwortete ich daraufhin nur schmunzelnd und stieß ihm leicht in die Seite. Er lachte.

"Wieso haben wir eigentlich nicht den Weg von vorhin genommen?", fiel mir kurz darauf entsetzt ein. Der andere Weg wär mir ehrlich gesagt tausendmal lieber gewesen, wie diese Gegend hier.. Hier ist es so.. unheimlich. Man hatte das Gefühl, als ob hinter jeder Ecke irgendetwas lauern würde, etwas was nur darauf wartete über uns herfallen zu können, und es war verdammt kalt, weshalb ich mir ständig die Arme reiben musste. "Weil der Weg nachdem jemand ihn betreten hatte verschwindet und erst nach einigen Tagen wieder auftaucht. Wir haben diesen Weg hier genommen, weil das der schnellste und sonst einzige zum Schloss war.", antwortete Tertius und sah hinter sich zu mir. "Verstehe.", murmelte ich und rieb mir erneut die Arme. "Ist dir kalt?", fragte er mich daraufhin. "Ja, schon etwas.", gab ich zurück und sah ihn an. Ohne irgendwas zu sagen, zog er seine Jacke aus und legte sie mir über die Schulter. "Danke.", sagte ich und rang mir ein kleines Lächeln ab. "Keine Ursache.", erwiderte er und lächelte ebenfalls. Danach gingen wir ohne jeden Vorwand weiter.

Die Gegend und alles um uns herum blieb gleich, mit der Ausnahme, dass es allmählich dunkel wurde und der Himmel von einem hellgrau zu einem dunkelgrau wechselte. Waren wir wirklich schon so lange unterwegs? , schoss es mir durch den Kopf und schaute verunsichert nach oben in den Himmel. Es sah verdammt nach Regen aus. Niedergeschlagen ließ ich den Kopf hängen und stöhnte innerlich. Wenn es anfängt zu regnen, werde ich..., ich konnte den Gedanken nicht zu Ende führen, denn genau in dem Moment war ein komisches Geräusch aus den Büschen zu hören und gleichzeitig durchzuckte ein greller Blitz den Himmel. Na ganz toll ... Als ein lauter Donner folgte, fuhr ich erschrocken zusammen. Nachdem es wieder ruhig wurde, ertönte erneut dieses Geräusch, von dem ich schwören konnte, dass es aus den Büschen kam. "W-Was war das...?", fragte ich ängstlich und schaute zu Tertius, dieser unwillkürlich nach seiner Waffe griff. "Das sind die sogenannten Flugspinnen. Diese können, wie man schon im Namen erkennen kann, fliegen. Dazu sind sie groß und haben die gleichen Flügel wie Fliegen, nur größer. Sie kommen gelegentlich nur raus, wenn ein Unwetter, so wie ein Gewitter, droht.", antwortete dieser mit einem ernsten Gesicht und ging in Kampfstellung über. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ich hasste Spinnen über alles. Aber wenn diese dann auch noch riesengroß waren und Flügel hatten... Sorry, das war zu viel für mich.

Und es dauerte auch nicht mehr lange, bis es endgültig anfing zu regnen. In wenigen Sekunden schüttete es wie aus Kübeln. Ich fluchte und hielt mir Tertius' Jacke über den Kopf. Als erneut diese Geräusche erklangen, und dann noch ein Spinnenbein aus dem Busch auftauchte, fing ich an zu schreien. Tertius aber, hielt mir sofort die Hand vor den Mund. "Nicht schreien! Das weckt ihre Aufmerksamkeit umso mehr! Am besten versteckst du dich hinter mir.", wies er mich zurecht und wie auf's Stichwort, kam die erste Flugspinne aus dem Gebüsch gekrochen und krabbelte langsam auf uns zu. Als ich erneut aufschrie, tat ich das was Tertius mir gesagt hatte und versteckte mich ängstlich hinter ihm. Mit geweiteten Augen beobachtete ich, wie noch zwei weitere aus dem Gebüsch hervor gekrochen kamen. Von einer Sekunden zur nächsten versetzte sich mein Körper in eine Angststarre. Ich konnte mich weder bewegen, noch sprechen. Stocksteif vor Angst stand ich nun hinter Tertius und konnte mich nicht mehr rühren. Jap.. ich hatte echt panische Angst vor diesen Dingern.

Es dauerte nicht mehr lange und schon standen uns die Monsterspinnen mit den Flügeln direkt gegenüber, Tertius zückte seine Waffe, welche ein scharfes Schwert war, und ging zum Angriff über. Ohne zu zögern stürzten sich die Riesenspinnen auf uns. Ich schrie erneut, während Tertius vor mir mit seinem Schwert auf die Spinnen einschlug. Kurze Zeit später waren von den Spinnen nur noch vereinzelte Körperteile übrig, die zusammen mit deren Blut den Boden zierten. Erschöpft ließ Tertius sein Schwert fallen. Nun kam ich langsam, immer noch unter Schock, hinter seinem Rücken hervor und trat neben ihn. "Geht's dir gut?", fragte er besorgt und musterte mein wahrscheinlich kreidebleiches Gesicht. Ich konnte nicht antworten. Denn genau in dem Moment musste ich mich übergeben. Der Gestank von Verwesung und die Spinnenübereste waren so eklig, dass ich nicht anders konnte. Nachdem ich mich übergeben hatte, konnte ich wohl oder übel immer noch nicht antworten, denn ich fiel in Ohnmacht.

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