27. Kapitel

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Nach wenigen Augenblicken rührte sich das Wesen der Dunkelheit und keine Sekunde später stand ein relativ junger, noch nicht ausgewachsener Dämon vor uns und schenkte uns ein teuflisches Grinsen. Tertius zuckte daraufhin zusammen und sog scharf die Luft ein. Irgendwie wirkte es so, als ob er den Dämon schon einmal begegnet wäre. "Dämon Bastian..", flüsterte er nun fassungslos und starrte diesen ebenso an. "Prinz Tertius. Schön dich wieder zu sehen. Das letzte Mal trafen wir uns ja vor der Grenze zu unserem Reich. Du hast mich und meine Lilith gebeten, dich und deine treuen Ritter zu unserem Herrscher zu bringen. Da wollten wir noch sie.", erwiderte der eben genannte Dämon Bastian und sah uns nacheinander mit einem selbstgefälligen Lächeln an, bevor sein Blick an mir hängen blieb, worauf ich nervös wurde, doch er nur verächtlich grinste. Im Gegensatz zu Tertius schien er überhaupt nicht überrascht zu sein uns hier zu sehen. Neben mir spürte ich, wie Mum sich erneut verkrampte und schützend nach meinem Arm griff. Sie konnte den Dämon zwar nicht sehen, verstand aber jedes Wort was er sagte. Beruhigend strich ich ihr über den Arm, während Tertius seine Augen zu schmalen Schlitzen verengte. "Was soll das? Weshalb will Luzifer jetzt ausgerechnet dieses Mädchen?", fragte er, und seine Stimme hatte etwas bedrohliches an sich. "Ach, weißt du..", flötete Bastian mit einer Stimme, die mir die Nackenhaare aufstellen ließ, hob kurz vom Boden ab, bevor er kurze Zeit später wieder auf beiden Beinen und mit verschränkten Armen vor uns stand. Verblüfft starrte ich ihn an. Ich wusste garnicht, dass Dämonen fliegen konnten. In diesem Augenblick kam mir Bastian auch nicht wie ein Dömon vor, sondern eher wie ein Vampir. Vor allem mit dem langen, schwarzen Mantel, den er trug...

"Luzifer will dieses Mädchen eigentlich garnicht. Diejenigen, die sie wollen sind meine Freundin Lilith und ich. Wisst ihr, mit dem Blut dieses Mädchens lässt sich so viel anstellen... wir hatten da an eine neue Dämonenart gedacht. Luzifer selbst weiß davon garnichts.", erklärte Bastian, während sich auf seinem Gesicht ein abfälliges Grinsen ausbreitete. Geschockt starrten Tertius und ich den jungen Dämon an. Mum ging es da nicht anders, nur dass sie im Gegensatz zu uns diesen nicht sehen konnte. "Aber warte.. wie konnte Luzifer vor ein paar Tagen noch in unserem Schloss erscheinen und uns genau das verkünden, wenn er von der ganzen Sache nichts wusste?", fiel Tertius ein, beäugte den Dämon misstrauisch und ballte die Hände zu Fäusten. Doch dieser schien nicht wirklich beeindruckt davon zu sein. "Ach, wir Dämonen verfügen über den ein oder anderen Trick.", meinte er nur gelangweilt und verwandelte sich kurz in den Teufel, bevor er wieder seine wahre Gestalt zur Schau trug. Ich konnte nur ahnen, wie entsetzt Tertius über diese Enthüllung war. "Und nun.", verkündete Bastian, nachdem ein zweiter Dämon auftauchte, diesmal ein weiblicher, und direkt neben ihn zum Stehen kam. Das musste wohl Lilith sein, was sich nach Tertius' Reaktion bestätigte. Diese hatte lange, bis zur Hüfte reichende schwarze Haare, die zu den Spitzen hin rot verliefen. Ihre Augen waren rabenschwarz. Sie schenkte uns ein Lächeln, scharf wie Rasiermesser, und wandte sich anschließend Bastian zu. Dieser pfiff einmal laut. "It's showtime.", murmelte er zufrieden, als Dämonen aus allen möglichen Richtungen auf uns zu kamen...

Entsetzt und ängstlich zugleich beobachtete ich, wie immer mehr Dämonen auftauchten. Es waren so verdammt viele... Ohne zu zögern stellte sich Tertius schützend vor mich und meine Mum und zog sein Schwert. "Hat sich das ganze Dämonenreich hier versammelt, oder was?", knurrte er, nachdem sie uns schließlich ganz erreicht hatten, und uns nun umzingelten. "Nö.", erwiderte Bastian. "Luzifer ist nicht dabei.", fügte er hinzu, nachdem er, gefolgt von Lilith, durch die Dämonenmasse auf uns zu trat und selbstgefällig die Arme vor der Brust verschränkte. Darauf verengte Tertius abermals seine Augen zu schmalen Schlitzen. "Damit werdet ihr nicht durchkommen!", zischte er und streckte sein Schwert aus. Doch davon ließ sich der Dämon nicht beirren und quittierte das nur mit einem herablassenden Lächeln. Keine Sekunde später griff Lilith nach Bastians Arm, schrie: "Los, greift sie an!", und verschwand mit ihm wieder aus der Masse. Freudiges Fauchen erklang, gefolgt von nervtötendem Aneinanderreiben von Speeren. Ängstlich klammerte ich mich an Tertius fest, da ich bezweifelte, dass mich meine Beine noch recht viel länger tragen konnten. "Was passiert hier?", schrie Mum panisch, während sie wie eine Verrückte um sich schlug. Die Arme... sie konnte die ganzen Dämonen um uns herum ja garnicht sehen...

Tertius war gerade dabei einen Dämon nach dem anderen abzustechen, als sie auf einmal einen lauten Schmerzensschrei ausstieß und zu Boden fiel. "Mum!", rief ich geschockt und rannte auf sie zu. "Bist du verletzt?", erkundigte ich mich besorgt, nachdem ich bei ihr ankam, und kniete mich neben sie. "Nein.. mir hat nur einen der Dämonen einen heftigen Schlag in den Magen verpasst.", keuchte diese als Antwort. Mein Blick verfinsterte sich, als dieser über die Menge schweifte, um den Übeltäter zu finden. Verfluchte Dämonen. Nutzen es zu ihrem Vorteil, dass Mum sie nicht sehen konnte und schlugen einfach zu. Unglaublich was für herzlose Wesen das waren...
Nachdem Tertius bemerkt hatte, dass ich mit Mum auf dem Boden hockte, hörte er auf sich mit Dämonen zu bekämpfen, steckte sein Schwert weg und kam stattdessen mit besorgter Miene zu uns rüber. "Was ist passiert?", fragte er und kniete sich ebenfalls hin. "Einer der Dämonen hat Mum einen heftigen Schlag in den Magen gegeben.", erwiderte ich bitter. Ein hässliches, hämisches Lachen erklang hinter mir. Ruckartig drehte ich mich um und warf demjenigen einen finsteren Blick zu. Wie ich diese widerwärtigen Dämonen hasste!
Als ich mich schließlich wieder Tertius zu wandte, bemerkte ich wie dieser konzentriert die Augen zusammen gekniffen hatte und nachzudenken schien. Plötzlich erhellte sich sein Blick wieder und er sah auf. An meine Mum gewandt sagte er: "Alexa, pass auf. Ich werde dir jetzt den Blick verpassen. So kannst du dich besser gegen die Dämonen hier wehren. Denn sobald du ihn erhalten hast, wirst du alle Dämonen um dir herum und zukünftig alle Feenwesen hier in deiner Welt wahrnehmen können, verstanden?" Erstaunt sah ich ihn an. Und Mum ging es da nicht anders. Zuerst schien sie zu zögern, willigte aber letzendlich ein. So legte Tertius kurze Zeit später seine Hände an ihren Kopf und befahl ihr die Augen zu schließen. Sie gehorchte und schloss die Augen. Danach tat er es ihr gleich und murmelte leise und unverständlich irgendwelche Wörter aus einer anderen Sprache. Gespannt beobachtete ich das Ganze. So lange bis Mum auf einmal kurz zusammen zuckte, Tertius ihr die Hände vom Kopf nahm und sie die Augen auf schlug.

"Ach du meine Güte...", brachte sie fassungslos hervor und starrte auf die gewaltige Anzahl an Dämonen vor ihr. "Jap.", erwiderte ich seufzend, während Tertius sich hochstemmte und ihr anschließend eine Hand hinhielt, welche sie dankbar annahm. Problemlos zog er sie wieder auf die Beine. Erleichtert lächelten wir uns an, froh darüber, dass es uns allen gut ging, bis Tertius' Lächeln abrupt verschwand und ihm ein stummer Schmerzensschrei entglitt. Nachdem ich meinen Blick etwas gesenkt hatte, erkannte ich geschockt die Ursache dafür. Jemand hatte ihm einen Speer durch den Rücken gejagt, welcher vorne am Bauch wieder hinaus trat. "Das ist dafür, dass du so viele meiner Art abgestochen hast!", fauchte Bastian wütend und zog den Speer langsam wieder heraus. Sobald dieser draußen war, brach Tertius auf dem harten Betonboden zusammen. "Tertius!", schrie ich, und wollte schon zu ihm laufen, als mich plötzlich jemand nach hinten zog und meine Arme hinter dem Rücken festgehalten wurden, sodass ich nicht mehr weglaufen, geschweige denn mich richtig bewegen konnte. "Na, na, na, du bleibst schön hier.", säuselte Lilith und verstärkte ihren Griff. So fest, dass mir das unwillkürlich Tränen in die Augen trieb. Durch den Tränenschleier hindurch konnte ich beobachten, wie Mum nun auch von einem Dämon festgehalten wurde, Tertius, aus dessen Wunde immer mehr dunkles Blut lief und Bastian, welcher ihn immer wieder zurück auf den Boden schlug, sobald er auch nur ansatzweise versuchte sich irgendwie aufzurichten, und dabei auch noch eine Menge Spaß zu haben schien, da er die ganze Zeit so dreckig lachte. Dieser verdammte.. Argh!! Ich könnte ihm die Augen auskratzen! Aber das ging in meiner Lage leider schlecht... Konnte es eigentlich noch schlimmer werden? Konnte es, denn als ich erneut zu Bastian rüber sah, hielt dieser abrupt inne und hob den Kopf. Keine Sekunde später breitete sich ein fieses Lächeln auf seinem Gesicht aus und seine Augen funkelten begierig. Ich folgte seinem Blick und erstarrte. Sophie war aus dem Haus getreten.

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