28. Kapitel

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Fassungslos starrte ich meine beste Freundin an, welche nach wie vor auf der selben Stelle bei der Haustür stand. Diese erstarrte wenige Sekunden später und musterte geschockt mit aufgeklappten Mund und weit aufgerissenen Augen, die Dämonen und das Geschehen vor ihr. Mich schien sie jedoch nicht zu bemerken. Warte... sie konnte die Dämonen sehen?! Sah ganz so aus, sonst würde sie nicht so geschockt und ängstlich aussehen. Daraufhin spürte ich, dass irgendetwas anders war. Auf einmal kamen mir die Dämonen um mich herum noch lauter und noch lebendiger vor... Da wurde es mir klar. Sie mussten ihre Magie, welche sie vor Menschen unsichtbar werden ließ, abgelegt haben und waren nun für jedermann sichtbar. Deswegen konnte Sophie sie sehen.

Kurz darauf wurde ich von Minute zu Minute immer verzweifelter. Meine Freundin war nun hier und weder Mum, Tertius oder ich konnten sie beschützen, da jeder von uns gefangen war.. Okay, Tertius zwar nicht mehr, da Bastians Aufmerksamkeit nun ganz auf Sophie beruhte, aber er war immerhin noch schwer verwundet.. Dieser Gedanke ließ mich zu ihm schauen. Als ich ihn sah, blieb mir fast das Herz stehen. Er war so unglaublich blass... Gerade versuchte er sich immer wieder hochzustämmen, scheiterte aber jedes Mal kläglich. Schon bald konnte ich mir das nicht mehr länger mit ansehen. Ich wollte zu ihm. Ich wollte zu Sophie! Mir reichte es, ich wollte nicht mehr festgehalten werden. So bewegte ich mich schließlich in Lilith's Griff hin und her, kam aber nicht frei, da dieser einfach viel zu stark war. "Lass mich los!", zischte ich wütend und zappelte nur noch kräftiger herum. "Niemals.", gab Lilith aus zusammengebissenen Zähnen zurück und versuchte mich mit aller Kraft festzuhalten. Doch letzendlich konnte ich mich aus ihrem Griff befreien, indem ich ihr mit dem Ellbogen einmal fest in den Magen schlug. "Ahh.. Du verfluchtes.. Miststück..!", stöhnte sie darauf und fiel zu Boden. Froh darüber endlich frei zu sein, rannte ich schließlich schnell auf Tertius zu. "Geht es dir gut?", fragte ich besorgt, als ich bei ihm ankam. "Passt schon..", presste er angestrengt hervor und zu meiner Überraschung hatte er es endlich geschafft sich aufzurichten und stand nun vor mir. Die Wunde an seinem Rücken, als auch am Bauch war immer noch nicht besser geworden. Und aus der Nähe sah er nun nur noch blasser aus... Wie ein Schatten seiner selbst stand er vor mir. "Bist du sicher?", harkte ich misstrauisch nach. Er nickte. "Mir geht.. es gut. Geh du lieber zu deiner Freundin und beschütze sie. Ich krieg das schon alleine hin. Danach werde ich versuchen deine Mum zu befreien.", erwiderte er. "Aber...", widersprach ich. "Nichts aber, geh!", unterbrach er mich und sah mich ernst an. So gehorchte ich also und lief los. Im Augenwinkel konnte ich noch erkennen, wie Tertius Bastians Abwesenheit ausnutzte und ihn das Schwert mit voller Kraft in den Bauch rammte. "D-Du wagst es... Was fällt dir ein?! Und.. wo ist überhaupt dieses Mädchen hin... ist.. sie etwa... Lilith!!", keuchte Bastian darauf wütend. Und dies war das letzte was ich noch hörte, bevor ich die Dämonen hinter mir ließ und nun geradewegs auf Sophie zu lief...

Nun hatte ich es fast geschafft. Nur noch wenige Meter und ich war bei ihr. Inzwischen hatte sie mich ebenfalls entdeckt und winkte hektisch in meine Richtung. "Lucy!", rief sie mir zu. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte pure Angst wider, und zu dem war sie ebenfalls extrem blass um die Nase. Dieser Anblick erschreckte mich ein wenig. So hatte ich meine beste Freundin noch nie gesehen. Schließlich hatte sie nie vor irgendwas oder jemandem Angst. Also sollte das schon was heißen...

Kurze Zeit später kam ich auch schon bei ihr an und schloss sie sofort ganz fest in die Arme. "S-Sind das Dämonen? Was wollen die hier?!", fragte Sophie panisch, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten und sah sich ängstlich um. "Ja. Ich erklär dir später alles. Jetzt muss ich dich erstmal vor denen beschützen, damit die dich nicht kriegen.", erwiderte ich ernst und stellte mich automatisch schützend vor sie. Ich konnte förmlich spüren wie sie hinter mir verwirrt die Stirn runzelte. Was ich tatsächlich mitbekam war, wie sie plötzlich laut anfing zu zittern und mit den Zähnen zu klappern. Ihre Angst stieg...

Dass es gut war, mich vor sie gestellt zu haben, stellte sich wenige Augenblicke später heraus, als auf einmal mehrere Dämonen auf uns zu kamen und mit den Händen gierig nach meiner Freundin schnappten. Diese schrie darauf laut vor Angst, während ich jeden ausschaltete, indem ich ihnen, wütend und mit finsterer Miene, volle Kanne mit dem Fuß in die Magengrube schlug, worauf jeder nacheinander umkippte. Nun lagen sie also alle stöhnend auf dem Boden und verzogen schmerzverzerrt ihre Gesichter. Was für Weicheier Dämonen doch waren...

Die vor Schmerzen stöhnenden Dämonen zu meinen Füßen ignorierend, schaute ich mich wachsam in der Menge um. Diese lichtete sich langsam immer mehr, weshalb ich nun freien Blick auf das vor mir liegende Schlachfeld bekam. Und ich meinte im wahrsten Sinne des Wortes Schlachtfeld. Schließlich lagen schon einige Dämonen blutend und reglos am Boden...
Mittendrin entdeckte ich Tertius mit meiner Mum. Unwillkürlich machte sich Erleichterung in mir breit. Er hatte es tatsächlich geschafft sie zu befreien. Ebenfalls hatte er es geschafft schon einige Dämonen auszuschalten. Und das in diesem Zustand. Gerade war er dabei sich mit einem besonders hartnäckigen Dämon zu bekämpfen, während meine Mum wohlauf neben ihm stand und den Kampf teils gespannt, teils nervös mitverfolgte.

"Ist das Tertius, neben dem deine Mum steht und der gerade mit einem Dämon kämpft?", fragte Sophie auf einmal und lugte hinter meinem Rücken hervor. Ich drehte mich zu ihr um. "Ja, das ist er.", murmelte ich und beobachtete, wie Sophie's Augen sich darauf weiteten und sie bewundert wieder nach vorne schaute. Irgendwas an diesem Blick gefiel mir ganz und garnicht...
Nachdem mein Blick ebenfalls wieder nach vorne fiel, bemerkte ich wie Tertius den Dämon geschlagen hatte und sein Blick nun über die Menge schweifte. Auf einmal traf sein Blick meinen, was dazu führte, dass mein Herz vor Scheck kurz aussetzte. Danach beobachtete ich, wie er an meine Mum gewandt irgendetwas sagte, welche darauf ernst nickte und schließlich aus der Dämonenmasse verschwand. Verblüfft starrte ich auf die Stelle, an der sie gerade noch gestanden hatte. Als mein Blick dann wieder zu Tertius glitt, bemerkte ich, wie dieser geradewegs auf uns zu kam.

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