29. Kapitel

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Mittlerweile war er auch schon fast bei uns. Aufgeregt winkte ich in seine Richtung. "Wie geht es euch?", fragte er, nachdem er schließlich vor uns zum Stehen kam und musterte uns besorgt. "Uns geht es soweit gut, danke.", beschwichtigte ich, und stieß Sophie darauf leicht in die Seite, welche inzwischen neben mir stand, und Tertius aus offenem Mund anstarrte. "Äh ja, uns geht es gut.", stimmte sie stockend zu, nachdem sie meinen Schlag spürte und darauf sozusagen wieder in der Realität ankam. Tertius lächelte erleichtert. "Da bin ich aber froh."

Kurz darauf bemerkte er die Dämonen am Boden. Diese hatten sich aber nach einem strengen Blick von ihm und einen Rauszieher seines Schwertes ganz schnell aus dem Staub gemacht. "Wow.", hörte ich Sophie neben mir bewundert raunen. Ich hingegen hatte das Ganze nur nachdenklich beobachtet. Ich kannte das schließlich alles schon. "Sag mal.", begann ich dann und sah Tertius an. "Wo ist meine Mum eigentlich hingegangen?" Darauf erwiderte er meinen Blick und sah dabei so aus, als ob ihm gerade etwas eingefallen wäre. "Sie ist in Sicherheit. Sie ist nun an einem Ort, an dem sie niemals von einem Dämon gefunden, geschweige denn angegriffen werden kann.", antwortete er ruhig. Ich zog eine Augenbraue hoch. Ich wollte gerade fragen, was das wohl für ein Ort war, als er auch schon weiter redete. "Und ihr werdet von mir nun ebenfalls in Sicherheit gebracht. Denn ich werde euch jetzt in eine magische Seifenblase bringen, die so gut wie unzerstörbar ist. Und solange ihr da drin seid, wird euch kein Dämon was antun können." Etwas zweifelnd sah ich ihn darauf an. "Und du bist dir sicher, dass das klappt?", fragte Sophie an meiner Stelle. "Ganz sicher. Also seit ihr bereit?", erwiderte er und sah uns fragend an. Noch etwas unsicher nickten wir. So schloss Tertius kurzerhand seine Augen und fing an sich zu konzentrieren. Kurze Zeit später öffnete er sie wieder und ich merkte, wie die Luft um mich herum dünner wurde und ich vor mir eine Art durchsichtige, abgerundete und weiche Substanz aus machen konnte. Nun waren wir also in dieser Blase. Und mir war immer noch ziemlich schleierhaft, wie uns eine einfache Seifenblase vor dutzenden, boshaften Dämonen beschützen konnte.

Anschließend beobachtete ich, wie ein mir wohlbekannter Dämon plötzlich hinter Tertius auftauchte. Es war Bastian. Und dieser sah ziemlich wütend aus. Ich wollte schon schreien, um Tertius zu warnen, doch irgendwas hielt mich davon ab.
"Was fällt dir eigentlich ein?!", brüllte Bastian keine Sekunde später los und funkelte Tertius aus zusammengekniffenen Augen hasserfüllt an. Gespannt hielt ich die Luft an. Sophie, die in der Blase hinter mir stand, fing an zu zittern, weshalb ich ihr beruhigend eine Hand auf den Arm legte.

"Was sollte mir schon einfallen? Zwei hilflose Mädchen vor Idioten wie euch zu beschützen, vielleicht? Hast du daran mal gedacht?", konterte Tertius schlagfertig und starrte ebenso hasserfüllt zurück.
Darauf verfinsterte sich Bastians Gesichtsausdruck. Kurz darauf drehte er sich zu seinem Volk um und schrie: "Los, versucht die Blase zu zerstören und die Mädchen da raus zu holen, worauf wartet ihr?!"
Augenblicklich hörte man vereinzeltes, zustimmendes Kampfgeschrei. Anschließend sah man wenige Dämonen, welche noch übrig geblieben waren, wie sich diese unserer Blase immer mehr näherten ...

Mein Herzschlag beschleunigte sich. Gleich war es also so weit. Gleich würden sie uns erreichen und die Stabilität dieser Blase würde in Frage gestellt werden...
Nachdem sie auch schon ganz nah waren, schloss ich meine Freundin aus Instinkt her fest in die Arme, schloss angespannt die Augen und betete, dass wir das überleben werden...

Und tatsächlich: Als ich meine Augen nach einer gefühlten Ewigkeit wieder öffnete, sah ich nur ein paar ratlose Dämonen, die verzweifelt mit ihren Speeren versuchten die Blase zu zerstören. Doch keine Chance: Die Blase hielt dem Ganzen Stand! Erleichtert machte mein Herz einen Sprung. Wir waren nach wie vor sicher! Als ich schließlich wieder nach draußen spähte, bemerkte ich Bastian, wessen Kopf vor lauter Wut hoch rot angelaufen war und Tertius, der siegessicher lächelte und die Arme vor der Brust verschränkte. Glücklich setzte ich ebenfalls ein Lächeln auf, welches aber ganz schnell verblasste, als auf einmal ein lauter Knall zu hören war und die Blase darauf platzte. Verblüfft und entsetzt zugleich schauten wir uns alle um. Stille breitete sich aus, als wir den Auslöser für jenen Knall gefunden hatten. König George und Königin Juliet standen am Anfang der Straße.

"Was machen die denn hier?", hörte ich etliche Dämonen verächtlich murmeln, darunter auch Bastian und Lilith, während König und Königin langsam aber sicher auf uns zu schritten. "Mutter, Vater..", murmelte Tertius erstaunt, als sie direkt vor ihm zum Stehen kamen. "Sohn. Wie ich sehe bist du schwer verwundet.", erwiderte König George und sein Blick fiel direkt auf Tertius' klaffende Wunde am Bauch, aus der nach wie vor tief rotes Blut floss, wie ich mit Erschrecken feststellte. Früher oder später wird er durch zu viel Blutverlust zusammen brechen.
"Und wie ich sehe, hat hier ein mächtiger Kampf statt gefunden.", warf Königin Juliet ein und ließ ihren Blick über die blutende Menge schweifen, bis dieser an zwei bestimmten Dämonen hängen bleib und sich ihre grasgrünen Augen darauf zu schmalen Schlitzen verengten. "Das hat doch sicher was mit euch zu tun, nicht wahr Bastian und Lilith?", stellte sie mit harter, erbarmungsloser Stimme fest und sprach die zwei Namen dabei besonders abfällig aus.
"Ach, das könnt ihr doch garnicht wissen! Wir haben nichts mit alldem zu tun. Und was macht ihr überhaupt hier?!", fauchte Bastian verächtlich, doch man merkte, dass er Angst hatte. Und, dass er ein verdammt schlechter Lügner war. "Und wie wir das wissen können. Schließlich spricht sich im gesamten Reich herum, dass ihr Luzifer gedroht, eingesperrt und eure eigene Armee aufgestellt habt, damit ihr an dieses Mädchen da vorne kommt, welches gleichzeitig die Freundin der Freundin unseres Sohnes ist, nur um an ihr Blut zu gelangen. Schämen solltet ihr euch.", donnerte George und bedachte die beiden Dämonen nacheinander mit einem äußerst strengen Blick. "Ihr habt, was?!", schrien Tertius und ich gleichzeitig und starrten die beiden entsetzt an. Bastian sah aus, als ob er gleich umkippen würde, wo hingegen Lilith ziemlich sauer wirkte und die beiden Herrscher nur so mit wüsten Beschimpfungen bombadierte.
"Das reicht jetzt. Nehmt die zwei fest und sperrt sie in ihrem Reich in den Kerker. Und bringt die restlichen Dämonen hier ebenfalls in ihr Reich zurück und sorgt dafür, dass sie dort behandelt werden.", befahl George und wie aufs Stichwort traten mehrere Wachmänner aus den Büschen hervor und taten das was ihnen befohlen wurde.

Egal wie sehr sich Lilith und Bastian auch wehrten und versuchten frei zu kommen, es half nichts, und so waren sie samt der anderen Dämonen und den paar Wachmännern, nach ein paar Minuten komplett verschwunden und Stille breitete sich aus.

Erleichtert atmeten wir alle einmal tief durch. "Lasst mich raten, wir müssen jetzt ins Dämonenreich reisen und Luzifer befreien, richtig?", stellte Tertius fest und sah seine Eltern abwartend an. "Du hast es erfasst, Sohn.", erwiderte George ernst. "A-Aber wie sollen wir das schaffen?! Tertius ist immer noch schwer verletzt!", fuhr ich dazwischen und starrte sie entsetzt an. Juliet lächelte nur. "Das muss doch nicht jetzt sofort sein. Bereitet euch vor, ruht euch aus. Und Tertius wird sich mit der Zeit regenerieren. Ihr schafft das schon.", meinte sie nur, bevor sie samt dem König einfach aus dem Nichts verschwand und uns somit allein zurück ließ.

"Meine Mum hat recht, wir schaffen das.", meinte Tertius und kam langsam auf uns zu. Sophie hatte die ganze Zeit nur verträumt durch die Gegend geschaut und so gewirkt, als ob sie mit den Gedanken ganz woanders wäre. Nun sah sie aus, als ob sie gerade aus einem äußerst tiefen Schlaf erwacht wäre.
Als ich aufschaute erschrak ich. Tertius' Verletzung war noch schlimmer geworden und die Blässe in seinem Gesicht schien fast durchsichtig. "G-Geht es dir gut?", fragte ich geschockt, doch er konnte nicht antworten, da keine Sekunde später genau das passierte was ich voraus gesehen hatte. Tertius brach zusammen.

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