13. Kapitel

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Bevor sie mich endgültig erreichen konnten, schlug die Tür auf und Tertius stürmte herein. "Tertius!", schrie ich, angsterfüllt in der Ecke meines Bettes gekauert und konnte mich endlich wieder etwas rühren. "Lucy!", schrie er zurück und kam näher auf mich und die Gestalten zu. "Verschwindet!", fauchte er bedrohlich und zückte sein Schwert. Sofort wichen sie einige Meter von mir zurück, während er ihnen immer näher kam. Erstaunt beobachtete ich das ganze Szenario. Als Tertius nun sein Schwert nach vorne streckte, stießen die Wesen einen markerschütternden Schrei aus und flüchteten aus dem nach wie vor offenem Fenster. Erleichtert steckte er nun sein Schwert weg und kam auf mich zu. "W-Was war das denn?", fragte ich verwirrt und sah zu ihm hoch, welcher sich gerade zu mir setzte. Er seufzte. "Das waren Dämonen. Sie wollten dich wahrscheinlich gerade entführen und dich zu ihren Herrscher bringen. Und was du da gerade beobachtet hast, war folgendes: sie haben furchtbare Angst vor Schwertern und wenn ihnen eins zu nahe kommt ergreifen sie die Flucht.", erklärte mir Tertius. Ich nickte verstehend und bekam gleichzeitig Panik. "Langsam wird es echt Zeit dich nach Hause zu bringen.", meinte er nun besorgt und strich sich seufzend durch die Haare. "Aber jetzt mal was anderes. Wie geht es dir?", fragte er nach wie vor besorgt und musterte mich. "I-Ich h-hatte furchtbare Angst, aber jetzt geht es wieder.", stotterte ich völlig irritiert und mit kraftloser Stimme. "Verstehe.", nickte er verständnisvoll und legte sachte eine Hand auf meine Schulter. "Am besten du schläfst noch ein wenig. Ich werde hier bleiben, damit nicht nochmal sowas passieren kann.", bestimmte er. Als er sah wie fertig ich war, zog er mich in seine Arme. "Hey. Alles wird gut. Ich werde dich sobald wie möglich in deine Welt bringen und dann bist du wieder in Sicherheit. Jetzt leg dich schlafen, ich glaub das hast jetzt nötig.", flüsterte er sanft an mein Ohr. Als ich kaum merklich nickte, ließ er mich vorsichtig los und stand langsam auf.

Für die nächsten paar Stunden versuchte ich noch etwas zu schlafen, während Tertius bei mir im Zimmer bleiben und Wache halten würde. Zunächst konnte ich nicht einschlafen, weil ich immernoch zu aufgewühlt und ängstlich war. Aber als ich mir immer wieder in den Kopf rief, dass Tertius ja da war, beruhigte ich mich etwas und brachte mich noch einer ganzen Weile doch noch zum Einschlafen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er nicht da. Noch etwas verschlafen setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Nachdem ich mich im Zimmer umgeschaut hatte, entfuhr mir ein langes und lautes Gähnen. Ich hatte wirklich nicht viel Schlaf abbekommen. Schließlich beschloss ich aus dem Bett zu steigen und ins Bad zu gehen. Als ich die Tür des Bades aufstieß, merkte ich zu meiner Verwunderung, das frische Anziehsachen auf einem Stuhl, direkt neben der Tür, standen. Sofia musste sie wohl dort hingelegt haben. So nahm ich die Teile in die Hand und betrachtete sie genauer. Es war eine dunkelblaue verwaschene enge Jeans und ein roter Kapuzenpulli. Über die Tatsache erstaunt, dass die hier auch Menschenkleidung hatten, probierte ich die Sachen an. Danach betrachtete ich mich begeistert von oben bis unten und anschließend im kleinen Spiegel, welcher über den Waschbecken hing. Die Klamotten passten wie angegossen! So lächelte ich meinem Spiegelbild kurz zu, bevor ich dann mit meiner gewohnten Morgenroutine weiter machte und mein Gesicht wusch, mir die Zähne mit der bereit gelegten Zahnbürste und Zahnpasta putzte und meine Haare kämmte. Als dies alles geschafft war, ging ich zufrieden wieder aus dem Bad. Dann fackelte ich nicht lange und ging auf die Tür meines Zimmers zu, machte sie auf und trat in den Gang hinaus, um mich auf die Suche nach Tertius zu machen.

Keine zehn Meter, nachdem ich losgegangen war, lief ich in jemanden rein. Und dieser war, Überraschung!, Tertius. "Tertius!", rief ich abermals überrascht, dennoch erfreut aus. "Ah Lucy! Du bist wach, das ist gut.", erwiderte er zu meiner Verblüffung. "Wieso-?", setzte ich an, wurde aber von ihm unterbrochen, indem er mich an der Hand packte und "Komm mit.", flüsterte. Ohne nachzufragen, ließ ich es einfach geschehen und folgte ihm brav. Irritiert stellte ich dann fest, dass wir wieder zu meinem Zimmer gegangen waren! "Was machen wir hier wieder?", musste ich so endlich fragen. "Komm geh rein, ich muss mit dir reden.", meinte er daraufhin nur und winkte mich ins Zimmer. "Sag das doch gleich.", murrte ich nur, gehorchte aber und trat ins Zimmer. Als ich drinnen war, betrat er den Raum und schloss anschließend sorgfältig die Tür hinter uns.

"Da wären wir. Was gibt es?", fragte ich neugierig, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn abwartend an, als wir ungefähr in der Mitte des Raumes angekommen waren. "Also.. ich habe gerade eben mit meiner Mutter gesprochen. Sie meinte ebenfalls, dass wir dich schnellstens nach Hause bringen sollten. Und nach langem Überlegen haben wir beschlossen dies jetzt zu tun. Das heißt, dass ich dich jetzt gleich zu dem Platz bringen werde, bei dem du hier gelandet bist und werde dich somit wieder in deine Welt zurück schicken.", erklärte er mit ruhiger Stimme. Ich musste seine Worte erst auf mich wirken lassen bevor mir entsetzt einfiel: "Aber.. was ist wenn sich der Pfad noch nicht aufgetan hat?!" "Dann mach ich alles um ihn aufzukriegen. Ich hab das schon alles ganz genau durchdacht, keine Sorge.", erwiderte er. "O...kay.", brachte ich verwirrt heraus. "Und.. was ist dann mit uns? Ich meine.. wenn ich wieder Zuhause bin, dann..", fing ich an, konnte aber nicht mehr weiter sprechen, weil ich schlagartig Tränen in die Augen bekam. Tertius zögerte keine Sekunde, war mit einem Schritt bei mir und nahm mich in den Arm. "Fee und Mensch dürfen laut Gesetz eigentlich garnicht zusammen sein. Also ist es besser so, wenn du in deiner Welt ganz normal weiter lebst und ich in meiner. Und hier bleiben kannst du auch nicht. Es ist einfach viel zu gefährlich.", versuchte er mir mit leiser Stimme und beruhigendes Streichen über meinen Rücken klar zu machen. "Aber.. ich liebe dich doch!", erwiderte ich daraufhin und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, während mir schon die ersten Tränen über die Wangen liefen. "Ich dich doch auch! Aber glaub mir.. es ist zu deinem Besten.", sagte er, und ich konnte hören wie er mit den Tränen kämpfte. So nickte ich verstehend und nach ein paar Minuten lösten wir uns wieder voneinander. "Na dann komm. Brechen wir auf. Es wird sowieso eine Weile dauern bis wir dort ankommen. Hast du alles?", sagte und erkundigte er sich bei mir. Nachdem ich meine Klamotten vom Schrank geholt hatte, nickte ich unsicher. Ganz wohl bei der Sache, mich jetzt gleich nach Hause zu bringen, war mir ja nicht.. Aber er hatte recht. Es war höchste Zeit wieder heim zu kehren. Dann fiel mir ein, dass ich die Sachen, welche mir Sofia bereitgelegt hatte noch trug. So fragte ich Tertius, ob ich mich schnell umziehen darf. Dieser meinte aber, dass ich die Klamotten ruhig behalten dürfte. So verließen wir also das Zimmer und gingen quer durchs Schloss zum Ausgang, ich mit meinen Anziehsachen unterm Arm immer hinter Tertius her. Als wir dann die Eingangstür erreicht hatten, stieß er diese auf und trat mit mir gemeinsam nach draußen.

Draußen angekommen, erklärte er mir, dass wir mit Phoenix dort hin reiten würden, und gingen direkt zu dessen Stall. Dieser war am anderen Ende des Schlosses, das hieß, dass wir einmal ganz um das Schloss rum gehen mussten. Aber zum Glück war es nicht sonderlich weit und so standen wir auch schon kurz darauf vor seinem Stall. Tertius öffnete die Stalltür und gleich darauf kam Phoenix zum Vorschein. Sein "Herrchen" sag ich jetzt mal, also Tertius, streichelte ihn über die Schnauze und gab ihn ein paar Karotten zum Fressen, welche er zum Weg dahin noch geholt hatte. "Komm, Großer. Wir müssen wohin. Könntest du uns dort hin bringen?", murmelte er nun und keine Sekunde später trat Phoenix ganz aus seinem Stall. Mit einem Lächeln bedeutete er mir zu ihm zu gehen, welches ich erwiderte und wie erwartet auch zu ihm schritt. So half er mir vorsichtig aufs Pferd, bevor er sich selbst hoch hievte und schließlich vor mir saß. Er gab mir Anweisungen mich an ihm festzuhalten, damit ich nicht runterfiel, wenn wir den steilen Hügel hinunter reiten würden. Das ließ ich mir nicht zwei mal sagen und schlang meine Arme so fest es ging um seinen Oberkörper. Danach legte ich meinen Kopf an seinen Rücken, schloss meine Augen und versuchte mich zu entspannen. "Bereit?", fragte er nun und ich konnte hören wie sich ein Lächeln auf sein Gesicht schlich. "Ja.", murmelte ich leise. "Gut.", antwortete er, gab Phoenix ein Zeichen und schon ritten wir los. Nachdem wir den steilen Hügel hinter uns hatten, wovon ich nicht wirklich viel mitbekam, da ich ja die Augen geschlossen hatte, öffnete ich diese wieder und bemerkte, dass wir nun in eine Art Wald hinein ritten. Erstaunt schaute ich mich um. Dieser Wald sah sehr düster aus. Die Blätter von den Bäumen trugen die Farbe dunkelgrün und die Stämme waren größtenteils schwarz. Der Boden war ebenfalls sehr dunkel. Er erschien in einem dunklen Grau. Als ich etwas fröstelte, schmiegte ich mich wieder fester an ihn. Die Reise verlief größtenteils ruhig und schweigend ab. Mal wurden wir fast von ein paar Kobolden angegriffen, welche aber sofort flüchteten als sich Phoenix vor ihnen aufgebaut hatte. Einmal musste ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffnete, standen wir auf einer mächtigen Blumenwiese, auf der die Sonne stark hinunter schien. Gerade als ich dachte, dass mir diese Gegend bekannt vorkam, sagte Tertius: "Wir sind da." Und tatsächlich: vor uns konnte man eine gigantische Wand aus Gras und Blumen erkennen. Aber es gab ein Problem. Sie war nach wie vor geschlossen.

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