15. Kapitel

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Es war Morgen als ich aufwachte. Gestern war ich direkt auf Tertius' Brust eingeschlafen, wie mir soeben auffiel. Dieser war anscheinend auch eingeschlafen, denn er schlummerte leise vor sich hin. Lächelnd sah ich zu ihm runter, nachdem ich mich vorsichtig aufgesetzt hatte. Er sah soo süß aus wenn er schlief..  Sanft strich ich ihm die Haare aus dem Gesicht. Danach beschloss ich aufzustehen, um ins Bad zu gehen und mich frisch zu machen. Nach zehn Minuten war ich auch schon fertig und trat frisch gewaschen, gekämmt und angezogen aus dem Badezimmer. Tertius schlief nach wie vor und so überlegte ich, was ich bis dahin tun könnte. Nach einer Weile entschied ich mich dann dafür, leere Blätter des Schreibtischs zu nehmen, der in der Ecke des Zimmers stand, (Ja es gibt hier einen Schreibtisch. Fragt mich nicht wieso.. Ich weiß es selbst nicht!!) und was zu zeichnen. Zeichnen war nämlich eins meiner geheimen Talente. Schon als ich ein kleines Mädchen war hab ich sehr gerne gezeichnet und tat es immernoch. So setzte ich mich an den Schreibtisch, welcher ganz anders aussah, als meiner Zuhause: er war weiß und sah recht edel und elegant aus, so wie so ziemlich alles in diesem Zimmer. Mein Schreibtisch Zuhause in der Menschenwelt war hingegen schwarz und sah altmodisch und einfach .. alt aus. Als ich so über mein Zuhause nachdachte, bekam ich schlagartig schreckliches Heimweh. Ich vermisste einfach alles viel zu sehr in der Menschenwelt ... Wie Mum, Sophie, ... meine Schule! Dass ich mal die Schule vermissen würde hätte ich nie gedacht... Aber es fehlte mir einfach mein realtiv normales Leben weiterzuführen.. wäre da nicht diese Gabe alle Wesen dieser Welt wahrnehmen zu können. Na ja .. früher oder später werde ich wieder Zuhause sein. Nach einer Weile seufzte ich dann und schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, somit meine Überlegungen verscheuchen zu können. Was zum Teil auch klappte. Danach machte ich die Schublade auf, und holte ein Blatt Papier heraus. Es fühlte sich etwas anders an, als die, die ich kannte. Es war dicker und grober. Aber das machte mir nichts aus, denn so wie ich mich kannte konnte ich auf allem zeichnen. Also nahm ich mir einen Bleistift und fing mit meinem 'Kunstwerk' an. Ich malte einfach wild drauf los. Aus lauter Verliebtheit, zeichnete ich mich und Tertius umarmend und küssend in einem rießengroßen Herz. (Ich weiß total kitschig, aber gegen meine Verknalltheit konnte ich einfach nicht ankämpfen.) Nach gefühlten drei Stunden war ich dann auch endlich fertig und betrachtete zufrieden meine Zeichnung und stellte fest, dass noch etwas Farbe nicht schlecht wäre. Aber zu meinem Pech gab es hier keinen einzigen Buntstift! So seufzte ich und malte aus Langeweile noch lauter kleine Herzchen als Verzierung außen rum. Kurz bevor ich damit fertig war, hörte ich plötzlich ein lautes Gähnen hinter mir, und danach, wie sich jemand aufsetzte. Tertius war aufgewacht! Langsam drehte ich mich in meinem Stuhl um und sah lächelnd in seine Richtung. "Na, gut geschlafen?", fragte ich ihn. "Ja schon. Und du? Bist du schon lange wach?", antwortete er lächelnd und gab gleichzeitig Fragen zurück. "Ja, auch. Und ja schon eine ganze Weile.", erwiderte ich, ebenfalls lächelnd. Anschließend stand er auf und kam auf mich zu. "Was hast du denn hier gemalt?", erkundigte er sich und beugte sich neugierig über das Blatt. "Sind das wir?", fragte er dann und in seiner Stimme schwang ein Lächeln mit. "Ja..", gab ich leise zu. "Es ist wunderschön! Ich hab garnicht gewusst, dass du so gut zeichnen kannst.", sagte er dann begeistert. "Ehrlich?", fragte ich überrascht. Ich persönlich fande, dass mir das Bild nicht so gut gelungen war und ich schon wesentlich besseres gezeichnet habe ..

"Ja!!", beschwichtigte Tertius aber so überzeugt, dass ich garnicht anders konnte, als ihm zu glauben. "Danke! Freut mich sehr, dass es dir gefällt.", bedankte ich mich also, gerührt und überglücklich. Tertius sagte nichts dazu, sondern umarmte mich einfach.

Später machten wir uns in den Speisesaal, weil es Frühstück gab. Wie beim letzten Mal, war auch dieses Mal der rießige Esstisch reich gedeckt worden. Der komplette Tisch war voll mit verschiedenem Essenszeugs, wie z.B. gekochte Eier, Pancakes, Waffeln, Cornflakes... und noch vieles mehr! So gingen wir also zu dem festlich gedeckten Tisch zu und saßen uns da hin, wo wir wollten. Komischerweise waren wir heute ganz allein. "Kommt sonst keiner mehr? Wer soll das denn alles essen!", fragte ich erstaunt und sah mich verwundert im Raum um. "Doch, es kommen schon noch welche keine Sorge. Aber erst später.", beantwortete er meine Frage. "Die Einzige, die sich jetzt zu uns gesellen wird ist Sofia.", fügte er anschließend hinzu und wie aufs Stichwort kam das zierliche Dienstmädchen auch schon herein. Sie begrüßte uns mit einem lächelnden Nicken, bevor sie sich dann ebenfalls an den Tisch setzte. Gemeinsam fingen wir an zu frühstücken. Ich aß als erstes ganz normale Cornflakes mit Milch und danach noch einen Pancake mit Ahornsirup. Tertius aß größtenteils Eier mit Speck. Sofia aß im Gegensatz zu Tertius und mir nicht besonders viel. Insgesamt nach einer Waffel beteuerte sie satt zu sein und nichts mehr essen zu wollen. Ich nickte verstehend, bevor ich meinen letzten Bissen runterschluckte und somit auch fertig war. Zufälligerweise war Tertius darauf auch fertig und so standen wir auf und verließen, begleitet von Sofia, den Raum.

Vor der Tür wurden wir von ein paar Wachmänner aufgehalten, die offensichtlich was von Tertius wollten. "Prinz! Du musst uns helfen! Die Dämonen haben was ganz übles vor. Es handelt sich wahrscheinlich um deine Eltern! Du musst sofort mit uns an den Fluss, welcher die Grenze von unserem Reich und deren Reich ist, um zu schauen ob dort alles in Ordnung ist.", erklärte einer von ihnen aufgeregt. Als er das hörte, verdunkelte sich sein Gesicht schlagartig und seine Augen verengten sich zu Schlitzen und ich bekam eine Gänsehaut und mein Magen glich einem eiskalten Klumpen. "Einverstanden. Ich werde mitkommen.", verkündete er schließlich ernst. "Ich auch!", sagte ich schnell. Keine Sekunde später drehte er sich zu mir um und starrte mir mit kalten Augen ins Gesicht. "Nein das wirst du nicht. Du wirst hier bei Sofia bleiben, wo du sicher bist. Ich kann nicht riskieren dich mit zu nehmen, das wäre viel zu gefährlich. Die Dämone sind dir eh schon auf den Fersen.", fing er ernst an, seine Stimme aber wurde mit jedem Wort immer sanfter. "Aber.. was ist mit deinen Verletzungen? Bist du überhaupt schon in der Lage dich da reinzustürzen?", widersprach ich zweifelnd. "Ja ich bin in der Lage dazu, meinen Verletzungen geht es schon wesentlich besser. Ich spüre schon fast garnichts mehr!", versuchte er mir beruhigend zu versichern, bevor er mich schließlich in den Arm nahm. "Ich werde auch bald wieder da sein. Solange bleibst du bei Sofia.", versprach er mir, nachdem wir uns voneinander lösten. "Okay.", stimmte ich etwas traurig zu. So umarmte er mich ein zweites Mal und gab mir einen Kuss, bevor er sich schließlich den Wachmännern zu wandte und mit einem Nicken: "Gehen wir.", verkündete. Zur gleichen Zeit griff Sofia lächelnd nach meiner Hand. "Wie wäre es wenn ich dir mal die Bibliothek zeige?", fragte sie mich fröhlich. "Klar.", antwortete ich mit einem leichten Grinsen und sah noch ein letztes Mal nach hinten. Solange bis Tertius und die anderen nicht mehr zu sehen waren. Danach ging ich mit Sofia den Flur entlang und eine Treppe hoch, wahrscheinlich in Richtung Bibliothek.

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