32. Kapitel

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Es war stockdunkel. Doch irgendwie schafften wir es heil die Straße hinunter und letzendlich rechts den Wald anzusteuern. Trotzalledem musste ich verdammt aufpassen, Sophie und Tertius nicht zu verlieren, da man schon lange nicht mehr die allzubekannte Hand vor Augen sehen konnte.
Aber ich bekam es hin, da ich ihre Schritte laut und deutlich vor mir hörte, weshalb ich diesem Geräusch einfach nur zu folgen brauchte. Kurz darauf drangen wir auch schon in den Wald ein.
Sobald wir drinnen waren, wurde es um uns herum augenblicklich heller, worauf ich meine beiden Gefährten wieder ganz erkennen konnte, und es wehte ein eiskalter Luftzug durch den Wald, was zur Folge hatte, dass ich mir zitternd die Arme rieb. Tertius musste das wohl gemerkt haben, denn plötzlich packte er meinen Arm und zog mich fest an sich. Ah tat das gut... er war soo warm.. Erleichtert seufzte ich. Sophie hingegen kuschelte sich in ihre warme Daunenjacke und wirkte kein bisschen so, als wäre ihr kalt. Ich war ja so dumm und hab mir keine Daunen-, geschweige denn irgendeine Jacke mitgenommen. Jetzt würde ich die ganze Zeit im T-SHIRT durch die Gegend laufen! Ich sah es schon vor mir... Sobald wir wieder zu Hause sein werden, werde ich höchstwahrscheinlich totkrank im Bett liegen... Über meine eigene Dummheit konnte ich immer wieder den Kopf schütteln.
Doch zum Glück hatte ich Tertius, der mich (hoffentlich) so oft wie es ging in dieser Weise warm halten würde. Bei diesem Gedanken schlug mein Herz unwillkürlich schneller.

"Jetzt bist du dran. Du bist die Einzige, die uns zu diesem Pfad bringen kann.", murmelte er mir kurz darauf mit seiner angenehm tiefen Stimme ins Ohr, bei dessen Klang mir ein wohlig warmer Schauer über den Rücken lief. Zu meiner Enttäuschung ließ er mich darauf auch los, worauf ich wieder zu zittern anfing. Tertius merkte dies, da er mir nun seine Jacke (Jap, er hatte sich ebenfalls eine mitgenommen) um die Schultern legte. Lächelnd bedankte ich mich bei ihm. Er erwiderte es und ergriff schließlich meine Hand. Im nächsten Moment trat Sophie auch zu uns, an meine andere Seite, lächelte mir aufmunternd zu und nahm meine andere Hand. "Na dann mal los.", seufzte ich und gemeinsam setzten wir uns in Bewegung. Ich führte sie durch den kompletten Wald (ich hatte fast vergessen wie rießig der war) bis wir direkt vor dem Pfad zum Stehen kamen. "Ich gehe als erstes.", sagte Tertius sofort, streckte sein Schwert aus und ging voran. Danach kam ich und Sophie bildete das Schlusslicht. Gemeinsam schritten wir immer weiter auf das große, grelle Licht vor uns zu, welches ich ja schon von meinem allerersten Ausflug in diese Welt kannte, und verschwanden letzendlich in ihm, und gleichzeitig auch von der normalen Welt...

Weiches, saftig grünes Gras empfing uns, nachdem wir den Pfad vollends hinter uns ließen und auf weichem Boden landeten. Langsam richtete ich mich auf und klopfte mir anschließend die Hose ab. Zufrieden sah ich mich um. Das leuchtend grüne Gras, der inzwischen dunkelblaue, aber sonst strahlend blaue Himmel, die vielen Bäume,... Alles war so, wie ich es in Erinnerung hatte.
"Wahnsinn...", murmelte Sophie neben mir beeindruckt und schaute sich fasziniert in der Gegend um. Ich grinste. Es wird noch einiges kommen, was sie faszinieren wird.
Kurz darauf schweifte mein Blick zu Tertius, welcher ruhig da stand und konzentriert mit seinen Augen die Umgebung abscannte, um sicher zu gehen, dass uns keine Gefahr drohte und dass uns ja keiner angreifen will...
Also manchmal war er echt etwas zu vorsichtig. Ich meine, kein Feenwesen/Dämon weit und breit und schließlich waren wir keine Kleinkinder mehr. "Hey, jetzt entspann dich mal! So schnell wird uns schon nichts angreifen.", meinte ich zu ihm, und sah, wie er darauf zusammen zuckte. Ich lachte, während er nur die Augen verdrehte. "Du unterschätzt diese Welt gewaltig, Lucy. Das enttäuscht mich. Ich hatte gehofft, du hättest nach deinem ersten Ausflug hier her dazu gelernt. Und außerdem will ich doch nur, dass euch nichts passiert.", erklärte er ruhig. Mittlerweile stand er mir ziemlich nah gegenüber, weshalb ich seinen Atem spüren konnte, und schaute mir mit seinen strahlend blauen Augen ernst in meine. So lange, bis mir regelrecht schwindlig wurde. "E-Es tut mir leid. Ich weiß ja, dass es hier gefährlich ist... Das war nicht so gemeint.", entschuldigte ich mich schuldbewusst. Darauf huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht. "Schon ok. Mir ist nur wichtig, dass dies dir bzw. euch bewusst ist.", erwiderte er ernst und sah Sophie und mich nacheinander lange an.

"Wo geht's denn jetzt überhaupt als nächstes hin?", warf Sophie ein, nachdem keiner mehr was sagte. Wie immer perfektes Timing..
Tertius sah zu ihr. "Nach Osten. Wir müssen nun ganz lange Richtung Osten gehen, bis wir bei der Grenze des Dämonenreichs ankommen. Ab da geht's erst richtig los. Bevor wir dort sind können wir uns ja überlegen, wie wir da überhaupt rüber kommen, denn so einfach ist das nicht. Aber wie gesagt dauert es erstmal bis wir an der Grenze sind.", erklärte er. "Alles klar.", erwiderte Sophie. Ich hingegen musterte ihn nachdenklich. "Bist du dir sicher, dass wir das Ganze auch ohne Phoenix schaffen?", warf ich ernst ein. "Ja, ich bin mir sicher.", gab er zurück und sah mich darauf ebenfalls an.
"Wer ist Phoenix?!", fragte Sophie dazwischen und bedachte uns beide nacheinander mit einem äußerst verwirrten Blick. "Mein Pferd.", antwortete Tertius kurz und knapp. "Ah.", machte sie und nickte verstehend. "So und jetzt lasst uns los. Die Sonne geht bald auf. Je früher wir aufbrechen, desto besser.", meinte er kurz darauf und gemeinsam marschierten wir der schon langsam aufgehenden Sonne entgegen.

Der Pfad in eine andere WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt