25. Kapitel

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Als es zum Schulschluss klingelte, schreckte ich auf. Nun war es also soweit... So verabschiedete ich mich schließlich von Sophie, welche mir noch viel Glück wünschte und mich dabei mit einem Pass-auf-was-du-tust-oder-du-wirst-das-nicht-überleben-Blick ansah, der mich nur noch nervöser machte, als ich ohnehin schon war.. Ich schluckte. Danach nickte ich zum Dank, bevor mich meine beste Freundin noch einmal in die Arme schloss, auf dem Absatz kehrt machte und schließlich um die nächste Ecke bog und verschwand. Ich sah noch eine ganze Weile auf die Stelle, bei der sie verschwunden war, und wollte am liebsten hinterher, doch ich beherrschte mich. Einfach die Nachsitzstunde zu schwänzen empfand ich nicht gerade für besonders clever, da ich für sowas wer weiß wie viel Ärger bekommen könnte... Schließlich war Mr. Kennedy zu so ziemlich allem fähig. Und um nicht eine Woche lang die Schulkabine in der Turnhalle nur mithilfe einer Zahnbürste putzen, der Putzfrau helfen, Mr. Kennedy zu dienen, so viel schreiben, bis mir die Finger abfallen, oder sonst was als Bestrafung machen zu müssen, gehorchte ich lieber und ging brav wieder ins Schulgebäude hinein. Mit schwitzigen Händen machte ich mich anschließend die Treppen rauf, welche mich direkt zu Raum 157 bringen würden, da wo immer das Nachsitzen stattfand. Im zugleich ältesten, als auch gefürchtesten Klassenzimmer der ganzen Schule. Lag wahrscheinlich daran, dass es das älteste war... Und aufgrund, dass es so alt war und auch so aussah, fand der Rektor der Schule, dass man dort keinen Unterricht mehr machen konnte und beschloss darauf, dass alle die Nachsitzen mussten, absofort hier hingehen sollten. So hat dieses Klassenzimmer auch irgendeinen Nutzen, wie er meinte.

Wenige Augenblicke später sah ich ihn auch schon. Raum 157... Mit laut klopfendem Herzen und wackeligen Beinen steuerte ich auf diesen zu. Nachdem ich dann genau vor der Tür stand und eine Hand an die Türklinke legte, dachte ich meine Beine knickten gleich weg, so sehr zitterten sie. Dazu dröhnte mir mein Herzschlag extremst in den Ohren.. Doch ich ignorierte beides so gut es ging und drückte einfach die Tür auf. Und was ich im Inneren des Raumes zu sehen bekam, ließ meine schlimmsten Erwartungen wahr werden...

An den Tischen saßen lauter Teenager. Und zwar welche von der Sorte, die sich für so "cool" hielten, nur weil sie schon rauchten oder sonst was machten und nicht zu vergessen, während des Unterrichts lautstark auf ihren Kaugummis herum kauten, was total widerlich war, mit Beleidigungen nur so um sich warfen und Papierbälle in der Gegend rumschmissen, genau so wie heute Früh im Bus. Und natürlich taten sie das jetzt auch.

Als ich versuchte, so vorsichtig wie möglich den Raum zu durchqueren, um heil an dem freien Platz am Fenster anzukommen, der mir sofort ins Auge gestochen hatte, wurde ich auf den Weg dorthin nur so mit jenen Papierbällen abgeworfen. Aber so lässig wie ich blieb, kümmerte mich das recht wenig, sowie Sophie heute morgen. Ich hob sogar einen der Papierbälle auf, da ich eh keinen Block dabei hatte, wie mir einfiel, und ich das bestimmt super für diesen Aufsatz gebrauchen könnte. So ging ich die letzten Meter zufrieden zu meinen Platz und würdigte den Papierkugelschmeißern alias nervtötenden Teenagern keines Blickes. Verstohlen lächelte ich, nachdem ich mich niederließ. Ich wusste zwar nicht, weshalb ich auf einmal so ruhig war, aber so lange es mir gut ging, war mir der Grund dafür relativ egal.

Die Lautstärke hier im Raum war imzwischen schon so extrem laut, dass ich mich deshalb kein bisschen konzentrieren konnte, was den Aufsatz anging. Einmal hatte ich sogar laut "Ruhe!" geschrien, was aber wirkungslos sofort im Lärmpegel untergegangen war. Wo blieb verdammt nochmal der Lehrer? Der konnte doch nicht über 20 dumme Jugendliche, mich natürlich außgeschlossen, alleine in einem Klassenzimmer lassen! Da war es doch klar, dass hier komplett das Chaos ausbrechen würde.. Inzwischen war ich so verzweifelt, dass ich den ehemaligen Papierball in die Hände nahm und in seine ursprüngliche Form zurück knüllte. Keinen Bock auf diesen Aufsatz. Der war doch eh total unnötig. Ist doch nur Mr. Kennedy.. Wow. Du hast es geschafft genauso zu denken, wie die ganzen Irren um dich herum. Glückwunsch, Lucy, Glückwunsch. Nun war es offiziel: Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

Doch kurz bevor dies wirklich geschehen konnte und ich dachte, dass es garnicht mehr schlimmer kommen konnte, öffnete sich plötzlich die Tür, worauf es sofort mucksmäuschenstill im Raum wurde. Im Türrahmen stand ein Lehrer und dieser war natürlich kein geringerer als Mr. Kennedy. Nur mit viel Mühe unterdrückte ich mir ein genervtes Stöhnen. Ausgerechnet Mr. Kennedy! Das konnte doch jetzt echt nicht wahr sein!

Dieser schritt nun mit seiner Aktentasche bepackt durch den Raum, während er jeden von uns mit einem tödlichen Blick bedachte, welcher geradezu 'Rührt euch oder ich werf euch eigenhändig aus dem Fenster' schrie. Ich musste einmal schwer schlucken. Wow, wie still es hier auf einmal war.. Tja, vor Mr. Kennedy sollte man lieber Respekt haben und das wussten diese Vollidioten genau. Die meisten saßen wohlmerklich wegen ihm hier beim Nachsitzen.

Ein lautes Knallen vom Lehrerpult aus ließ uns alle zusammenfahren. Aha. Mr. Kennedy hat seine Aktentasche auf den Tisch knallen lassen. Das machte er ja zu gerne, wenn er reinkam.. "So. Wie ich sehe habt ihr alle noch kein Blatt draußen und schreibt eure Aufsätze.", bemerkte er streng, während er sich mit zusammengekniffenen Augen umsah, und sein Blick direkt auf mich fiel. Schlagartig wurde ich nervös. "Lucy Adams. Wie ich sehe du auch noch nicht. Ich bin enttäuscht. Das hatte ich nicht von dir erwartet. Soweit ich weiß bist du so ziemlich die einzige hier von euch mit nur ansatzweise Hirn. Aber wann nicht mal du das auf die Reihe kriegst.. ", sagte er nun missbilligend und seufzte. "Ä-Ähm..", stotterte ich, bevor ich den Papierball hektisch wieder auseinander faltete. Ein abfälliges Lächeln huschte über sein Gesicht. "Na geht doch."

Es dauerte auch nicht lange und jeder arbeitete an seinem Aufsatz. Ich hatte inzwischen eine halbe Seite, aber nun fiel mir langsam echt nichts mehr ein was ich schreiben konnte. Ich seufzte, aber so leise, dass es keiner hören konnte. Ich linste kurz zu Mr. Kennedy hinüber, welcher sich gerade über einen Stapel Blätter beugte und diese korrigierte. Danach widmete ich mich wieder meinem Blatt. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, mir fiel einfach nichts mehr ein. So gab ich es schließlich auf und starrte hingegen aus dem Fenster. Draußen war es ziemlich trüb und leichter Nebel waberte über den Boden. Zuerst konnte ich durch diesen fast gar nichts sehen, doch nach längerem Hinschauen gewöhnten sich meine Augen daran und ich konnte eine überirdische Gestalt ausmachen. Meine Augen weiteten sich. War das....? Doch nachdem sich der Nebel leicht lichtete gab es keine Zweifel mehr. Dort stand ein Dämon....

"Miss Adams was gibt es draußen so interessantes zu sehen?! Machen Sie lieber mal wieder mit Ihrem Aufsatz weiter!", brüllte Mr. Kennedy plötzlich, worauf ich zusammenzuckte. Schnell wandte ich mich vom Fenster ab und nickte hastig. Danach beugte ich mich wieder über meinen Aufsatz, doch nun war jegliche Konzentration natürlich völlig am Arsch.

Der Bus hielt an der letzten Station und ich musste aussteigen. Nun machte ich mich auf den Weg nach Hause, während meine Schuhe nur so über den Asphalt hallten. Ich war nervös. Bis jetzt hatte mich das nicht losgelassen, was ich vor dem Fenster gesehen hatte. Das war eindeutig ein Dämon gewesen. Aber was machte der hier? Ich hatte ein ganz mieses Gefühl...

Was ist wenn sie mich immer noch wollen? Vielleicht ist ihnen dabei scheißegal was die Feen davon halten.., dachte ich, als ich um eine Ecke bog und mein Haus langsam in Sicht kam. Nein. Das konnte nicht sein. Oder doch? Schließlich waren diese Dämonen ziemlich hinterlistige Wesen und zu allem bereit.. Vielleicht sollte ich Tertius benachrichtigen. Aber wie? Einen Brief schreiben konnte ich zwar, aber ich wusste nicht wie ich diesen addressieren sollte, sodass er wirklich bei ihm ankommt.. und nochmal ins Feen- und Dämonenreich zu reisen war für mich zu riskant. Verzweifelt kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Mit schwitzigen Händen näherte ich mich nun immer weiter meiner Haustür. Gleich war ich daheim. Ich durfte mir nichts anmerken lassen, dass Mum keinen Verdacht schöpfte. Sonst würde sie mich glaube ich in meinem Zimmer einsperren und nicht mehr rauslassen, damit mich die Dämonen nicht kriegen. Deshalb versuche ich mich so normal wie möglich zu verhalten.

Und das klappte auch ziemlich gut, denn Mum schöpfte keinerlei Verdacht, als ich zur Haustür reinkam und wir uns begrüßten. Kurze Zeit später stand ich mit ihr zusammen im Flur. Sie hatte wohl gewusst, dass ich Nachsitzen musste, da wäre jegliche Erklärung hinfällig gewesen. Aber zum Glück bekam ich auch keinen Ärger, nachdem ich erklärte wieso ich es musste. Und so ließ sie mich dann auch in mein Zimmer gehen. Und das tat ich dann natürlich auch. Aber als ich meine Tür aufdrückte, zuckte ich unwillkürlich zusammen und mein Herzschlag beschleunigte sich, so sehr erschrak ich mich. Denn mitten in meinem Zimmer stand Tertius.

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