Kapitel 63

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Die ganze Fahrt nach Hause herrschte Stille zwischen uns.

Ich war zu sehr in Gedanken verloren, die Angst lag immer noch tief in mir.

Aber am meisten machte ich mir Sorgen um Macaulay. Ich hatte mit angesehen, wie ihn die Begegnung mit seinem Vater mitgenommen hatte. Sein ganzer Körper hatte sich vor Angst versteift, ich hatte ihn in der kurzen Zeit, in der wir uns kannten noch nie so voller Panik gesehen.Ich war noch immer halb vor Angst gelähmt, ich konnte mir nicht vorstellen, wie es in Macaulay im Moment aussah, als ich aus seinem schwarzen Camaro ausstieg, den er vor seinem Haus geparkt hatte.

Unsere Schritte hallten durch die dunkle, stille Nacht. Keiner von uns sprach ein Wort. Meine Augen huschten zu ihm, seine Miene war vollkommen ausdruckslos. Angst kroch in mir hoch, ließ mich für einen kurzen Moment erschaudern. Automatisch griff ich nach seiner Hand. Seine Finger fühlten sich kalt in meinen an, als wir die Treppenstufen zu seiner Wohnung hinaufliefen. Mein Herz schmerzte für ihn, zog sich zusammen, als ob jemand nach ihm griff und es in seiner Hand zusammendrückte. Die Tür vor uns sprang auf, im selben Moment ließ Macaulay meine Hand los und verschwand in der dunklen Wohnung ohne das Licht anzuschalten. Meine Hand fühlte sich plötzlich kalt an, als ich in die dunkle Wohnung starrte. Macaulay's Schritte entfernten sich immer mehr von mir, das Geräusch seiner Schuhe immer distanzierter. Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken herunter, als ich an Buzz Macaulay dachte. Ich schloss die Augen, so sehr schmerzte mein Herz. Jeder Atemzug in meiner Brust tat weh. Es war als ob jemand mit einer kleinen Nadel in meiner Brust herumstocherte. Stich für Stich, immer tiefer, immer schneller. Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich meine Hände an der gegenüberliegenden Wand abstützte und ein paar Mal die Luft tief ein und wieder aus atmete. Meine Lungen fühlten sich langsam mit Luft, während ich in meinem Kopf zählte, so wie es meine Mutter mir immer beigebracht hatte.

Der Hausflur war still, eisige Luft zog bis in jeden Winkel meiner Kleidung, als ich meine Augen wieder öffnete. Es war immer noch stockfinster in der Wohnung. Ich betrat die Wohnung auf wackeligen Beinen, schaltete das Licht an. Meine Füße trugen mich wie von selbst, liefen in kleinen Schritten, einer nach dem anderen durch die nun erhellte Wohnung. Ich sah, wie Macaulay aus der Küche trat, eine Flasche Whiskey in seiner Hand. Beim Vorbeigehen, schraubte er den Deckel auf, seine Augen auf das Fenster gerichtet, das zur Feuerleiter führte. Sein Blick war ausdruckslos. Er hielt den Flaschenhals an seinen Mund, warf seinen Kopf in den Nacken und nahm einen großen Schluck. Die braune Flüssigkeit rann an seinen Lippen vorbei direkt in seinen Mund. Dann lief er zum Fenster, öffnete es mit seiner freien Hand und kletterte hinaus.

Für einen kurzen Moment blieb ich wie angewurzelt stehen. Der Himmel draußen war pechschwarz, durchzogen von ein paar Wolken, die sich nun vor den Mond schoben. Ein eiskalter Windhauch, drang durch das offene Fenster, wirbelte durch mein Haar. Ich atmete einen großen Schwall Luft ein, bevor ich mich in Bewegung setzte. Meine Hände umgriffen den Fenstersims, als ich meine Beine, eins nach dem anderen, aus dem Fenster schwang. Meine Füße kamen auf der Plattform der Feuerleiter auf. Mein Blick wanderte umher, blieb plötzlich auf dem Rücken von Macaulay hängen, der nun die Leiter zum Dach hinauf kletterte.

„Macaulay!"

Meine Stimme klang panisch, mein Atem verursachte Rauchwolken. Seine Füße waren bereits auf der letzten Stufe der Leiter angekommen. Ich sah noch wie er auf dem Dach verschwand, als ich ebenfalls meinen Fuß auf die erste Stufe setzte. Mit einer Geschwindigkeit, die ich selbst nicht für möglich gehalten hätte, kletterte ich die Treppe hinauf. Das Erste, das ich erblickte, als ich oben auf dem Dach angekommen war, waren seine Augen. Sie waren dunkel, so verdammt dunkel. Es war, als ob man in den Untergrund eines Sees blicken würde. In diesem Moment schienen sie jedes einzelne Stück seiner Seele wieder zu spiegeln.

Oceans Apart ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt