Kapitel 69

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Ich starre auf die verschlossene Tür, Emotionen, die wie ein rasender Tornado in meinem Körper herumwirbeln. Ich laufe wie in Trance auf die Tür zu, spüre meine Füße kaum unter mir. Ich merke nicht einmal, wie ich die Tür öffne. Erst als ich draußen stehe, meine Augen das grelle Sonnenlicht wahrnehmen, das unsere Einfahrt durchflutet.

„Ella Baby.."

Ich höre eine Stimme hinter mir, dumpf, wie durch einen Berg Watte. Ich laufe weiter. Immer weiter. Meine Gedanken rasen durch meinen Kopf. Immer wieder der gleiche Gedanke.

Ich hatte einen Unfall.

Die Worte hallen durch meinen Kopf. Immer und immer wieder.

Fünf Jahre. Fünf Jahre, in denen ich jeden einzelnen Tag an ihn gedacht hatte. Fünf Jahre, in denen ich versucht hatte mein Leben so gut wie es ging weiterzuleben. Ich hatte mich damit abgefunden, dass er nie wieder zurückkommen würde, hatte gelernt mit dem nagenden Gefühl umzugehen, das mich immer wieder heimzusuchen schien, wenn ich Flugzeuge am Himmel beobachtete. Ich hatte mir ein Leben mit Aiden aufgebaut.

Aiden. Süßer, fürsorglicher Aiden.

Ein Stich durchfährt meinen Körper, als ich am Ende unserer Einfahrt angekommen bin.Aidens Stimme hallt hinter mir her, doch ich kann mich einfach nicht umdrehen. Fünf Jahre. Fünf Jahre, die an einem einzigen Tag wieder zurückgeschellt kommen.Ich schlucke, als ich durch die warme Sommerbrise laufe. Bilder von einem verwundeten Macaulay rasen durch meinen Kopf. Sein Gesicht. Nicht mehr nur der Schatten der Vergangenheit, sondern nun so lebhaft vor mir, dass es mich schmerzt.

Ich weiß nicht wie lange ich laufe, aber als ich meinen Kopf nach einer Weile hebe, finde ich mich an einem Ort wieder, an dem ich seit fünf Jahren nicht mehr gewesen bin. Es ist der letzte Ort, an dem ich gedacht hätte mich wiederzufinden. Aber manchmal hat das Herz andere Ideen. Mein Herz rast, als ich auf das Schild über mir blicke. Der Parkplatz war wie vor fünf Jahren mit Autos gefüllt. Ich zögere, bevor ich mit klopfendem Herzen auf die Tür zulaufe und vorsichtig die Klinke herunterdrücke. 

Es hatte sich nichts in den letzten fünf Jahren verändert, doch gleichzeitig schien alles anders zu sein. Es lief die gleiche, ohrenbetäubende Musik und auch der Geruch war genau der gleiche. Eine Mischung aus Schweiß und Leder. Es war nicht das Steels, das sich verändert hatte, sondern ich.

Ich fahre mir mit der Hand nervös über die kurzen Seiten meiner Haare. Es war eine Angewohnheit, die ich mir anstelle mit meinen langen Locken zu spielen, angewöhnt hatte.

„Ella..?"

Eine erstaunte Stimme, reißt mich aus meinen Gedanken. Ich blicke in ein mir bekanntes Gesicht und plötzlich befinde ich mich in einer Umarmung, zwei Arme, die mich an eine Männerbrust drücken.

Ich lache kurz auf, es klingt allerdings nervös.

„Hey, Logan."

Aiden und ich sahen Logan und Cailin mindestens einmal im Monat, in der letzten Zeit war es vielleicht etwas länger geworden. Wir sahen uns aber nie im Steels. Ich hatte das Steels nach Macaulay's Abreise nie wieder betreten. Doch nun fand ich mich hier plötzlich wieder. Ich wusste nicht warum, aber nun stand ich hier. In der großen Lagerhalle.

Logan löst sich von mir, im gleichen Moment dringt ein neuer Song aus den Lautsprechern.

Outcast.

Ich schlucke, Logans Augen liegen auf mir, seine Hände auf meinen Schultern.

„Er ist vor einer halben Stunde aufgetaucht."

Er zeigt mit seinem Kopf ein Stück in die Richtung vom Boxring.

Ich traue mich nicht dorthin zu blicken, stattdessen konzentriere ich mich auf Logan's Gesicht. Konzentriere mich hart.

Oceans Apart ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt