Kapitel 101

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Zwei Wochen später...

Meine Finger umklammern das Kissen, pressen es an meine Brust, wie so oft in den letzten Tagen. Ich liege zusammenkauert auf dem Bett, die Kapuze seines Hoodies weit in mein Gesicht gezogen, starre ich an die mir gegenüberliegende rosafarbene Wand. Ich weiß, dass es falsch war seinen Hoodie zu tragen, doch ich konnte nicht anders. Er spendete mir irgendwie Trost. Die sanften Töne von Justin Bieber's „Nothing Like us" dröhnen an mein Ohr und zum ersten Mal in meinem Leben kann ich es kaum ertragen ihn zu hören. Lautes Klingeln dringt durch das Haus. Ein Stich durchfährt mich, ich schließe meine Augen und kauere mich noch weiter zu einem Ball zusammen. Seit ich wieder in Kanada war, hatte er mich jeden einzelnen Tag zuhause angerufen. Das erste Mal, war ich ans Telefon gegangen. Als ich seine Stimme gehört hatte, hatte es mir mein Herz fast zerrissen, ich hatte mich gefühlt, als ob ich nicht mehr atmen könnte. Sofort hatte ich aufgelegt. Ich war nicht in der Lage mit ihm zu sprechen. Das Telefon klingelt immer weiter, immer lauter. Ein paar Sekunden später höre ich die leise, tiefe Stimme meines Dads. „Nein Fin... sie will leider immer noch nicht mit dir sprechen... ich weiß nicht..." und dann noch eine Spur leiser. „Gib ihr Zeit.", ich versuche die Stimme meines Dad's auszublenden, in dem ich mir die Bettdecke über den Kopf ziehe, doch ich höre seine Stimme immer noch. „....zu dir zurückkommen. Sie ist ihrer Mutter ähnlicher als sie manchmal glaubt. Zoe hat sich auch erst gewehrt, hat ihre Gefühle auch versucht zu verleugnen, aber...", ich kann nicht mehr weiter zuhören. Ich reiße mir die Bettdecke vom Körper und springe aus dem Bett.

Mir ist übel, als ich durch mein Zimmer laufe, die Klänge von Justin Bieber dringen immer noch an mein Ohr. Mit zitternder Hand reiße ich meine Zimmertür auf und laufe durch den Flur, des ersten Stockwerkes unseres Hauses. Ich brauche nicht lange um meinen Dad zu finden. Er ist in seinem Arbeitszimmer in seiner Hand ein Bleistift mit dem er schwungvolle Linien auf dem Blattpapier vor ihm zieht. Das Telefon ist zwischen seinem Kopf und seiner Schulter geklemmt, während er immer noch mit Finlay redet. Wut dringt durch mich hindurch. Was fiel meinem Dad ein mit dem Mann, der mir mein Herz herausgerissen hatte minutenlang zu telefonieren?! Ich wusste es war nicht das erste Telefonat der Beiden. In den letzten Tagen war mein Dad immer die Person gewesen, die ans Telefon gegangen war. Er hatte mit Aiden nie länger als ein paar Minuten am Telefon gesprochen, doch saß er nun jeden Tag hier und plauderte fröhlich mit Finlay. Wütend und verletzt mache ich ein paar Schritte nach vorne und reiße meinem Vater den Telefonhörer aus der Hand.

„Lass mich.. Lass mich endlich in Ruhe und hör auf bei uns anzurufen!", schreie ich mit zitternder Stimme ins Telefon und drücke schließlich hektisch auf den roten Hörer.

Mein Dad blickt mich für eine ganze Weile an. In seinem Blick befindet sich kein Urteil. Trotzdem breche ich in Tränen aus. Ein Schluchzer dringt aus meinem Mund und ich schmeiße mich in die Arme meines Dad. „Oh, Ella...", die besorgte Stimme meines Dad's dringt in mein Ohr. „Alles wird gut Prinzessin. Alles wird gut."

1 Monat später

Mum und Dad sind am Arbeiten, als ich am Fenstersims sitze, eine Kuscheldecke um meine Beine geschlungen, in einer Hand eine Tasse heiße Schokolade. Ich beobachte, wie die mittlerweile gefärbten Blätter von den Bäumen in unserem Garten fallen. Ich kam mir vor wie 13 und nicht wie fast 30. Mit meiner freien Hand streiche ich meine vorderen Haarsträhnen, die mittlerweile etwas länger geworden sind aus meinem Gesicht. Im selben Moment klingelt das Telefon. Mein Atem stockt, im selben fänt mein Herz höher an zu schlagen. Obwohl es einen Monat her war, als ich ihn verlassen hatte, rief er immer noch mindestens dreimal die Woche an. Ich schlucke und versuche das Klingeln des Telefons zu ignorieren. Dieses Mal war mein Dad nicht da um abzunehmen, weshalb Finlay wahrscheinlich auf den Anrufbeantworter sprechen würde. Er ließ mich ihn einfach nicht vergessen. Im letzten Monat hatte ich es ganze zwei Mal mit erleben müssen. Ich war zu einem blinkenden Anrufbeantworter nach Hause gekommen. Nichts ahnend hatte ich die Nachricht abgehört, nur um mit seiner Stimme konfrontiert zu werden. Sofort hatte ich die Nachricht gelöscht. Mittlerweile löschte ich immer die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, bevor sie überhaupt abzuhören. Es tat einfach zu weh seine Stimme zuhören. Es erinnerte mich an eine Zeit, in der ich geglaubt hatte, glücklich zu sein. Es ließ mich Schottland vermissen, ließ mich ihn vermissen. Seine dunklen Augen, seine Gesichtszüge, sein Lachen und die Art und Weise wie sich seine Lippen auf meine pressten.

Oceans Apart ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt