Kapitel 10

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Die warmen Sonnenstrahlen schienen mir ins Gesicht, weswegen ich mir kurz meine Hand vor die Augen hielt, um nicht die Treppen unseres Hauseingangs herunter zu stolpern. Der Weg zur Eisdiele war von unserem Haus kein besonders weiter, es waren höchstens zehn Minuten.

Die Nervosität in mir stieg - dabei wollte ich das alles gar nicht. Einen Rückzieher gab es jetzt sowieso nicht mehr. Ich sollte mir einfach weniger Gedanken darüber machen. Aus diesem Grund stöpselte ich mir meine Kopfhörer in meine Ohren und hörte etwas Musik, um meine innere Unruhe zu besänftigen.

Mit jedem Schritt pochte mein Herz gefühlt noch schneller. Ich möchte keinesfalls, dass er denkt, dass mir dieses Treffen viel bedeutete oder so, doch June hatte leider nicht besonders viel für mich übrig, was ich über ihn wissen sollte. Angeblich gab es nicht sonderlich viel - und gerade das war es, was mich so beunruhigte.

Von weitem machte ich bereits den Schriftzug 'Mc CONNEL's ice cream'
aus und lief nun die letzten Meter darauf zu. Ich kam vor der Eisdiele zum Stehen und wunderte mich gerade darüber, dass er noch nicht da zu sein schien, da hörte ich bereits hinter meinem Rücken eine tiefe Stimme meinen Namen sagen. Beim Klang seiner Stimme zuckte ich leicht zusammen und drehte mich augenblicklich um.

Etwa einen Meter vor mir stand Liam Baker, der mich freudig angrinste.
»Was ist los?«, fragte ich daher spöttisch nach, da mir kein Grund für sein Grinsen einfiel. »Hast du dich etwa erschreckt?«, erkundigte er sich und grinste schelmisch weiter. Idiot.
»Wenn du dich so von hinten an mich schleichst«, konterte ich empört, war ihm für diesen Spruch allerdings nicht wirklich böse. »Wird scheinbar zur Gewohnheit«, sagte er, wobei es einen Moment brauchte bis es bei mir Klick machte. Das Szenario kam mir dann doch bekannt vor - die Spiegel aus der Schule.

»Immer nur vor«, sagte Liam und machte eine schwungvolle Armbewegung in Richtung Eisdiele, während ich mich zu der bunten Vielfalt von Eissorten hinschleppte. Es waren die exotischsten Eissorten dabei - so gut wie alles was ein Kinderherz begehrte. Von den Sorten Wassermelone bis Engelblau erstreckte sich eine breitgefächerte Wahl an den verschiedensten Eissorten.

»Bitteschön«, steuerte eine alte Dame auf die Theke zu und lächelte mich lieb an.

»Zwei Kugeln Haselnuss, bitte.«

»Und für Sie?«, schaute sie nun hinter mich. Ich folgte ihrem Blick und sah Liam hinter mir stehen.

»Vanille, bitte«, antwortete er auf ihre Frage und nahm sein Eis genau wie ich entgegen.

Ich kramte nach Kleingeld in meiner Tasche, als ich bereits sah, wie Liam mir zuvor kam und mich nicht bezahlen ließ. Ich verdrehte genervt meine Augen und strafte ihn mit einem bösen Blick. Er hingegen schaute mich so an, als hätte er für meine Reaktion keinen Grund gesehen.

»Liam, ich habe doch gesagt kein Date.«

Diese Geste konnte ich ihm aber dennoch nicht übel nehmen.

»Ist doch auch gar keins, habe ich doch versprochen«, entgegnete er und legte seinen Kopf etwas schief, als wir die Eisdiele verließen.

Eine lange, unbefahrene Straße erstreckte sich vor uns, welcher wir unverzüglich folgten. Ich hatte mich damit abgefunden, dass er bezahlt hatte und versuchte das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
»Ich dachte, du würdest eine exotischere Eissorte wählen«, begann ich das Thema total banal, während er mich dabei ungläubig anblickte.

»Das kann ich genauso zurückgeben«, antwortete er mir, woraufhin ich diesmal schnaubte. »Nichts geht über Haselnuss, gar nichts«, betonte ich und lachte selbst ein wenig darüber. »Hmm, nein. Tut mir leid, aber da kann ich dir leider nicht zustimmen. Vanille ist anders.«

LAST SUMMERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt