Kapitel 14

2.2K 163 158
                                    

Als wir sein Zimmer betraten, zog ein großer Computer meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Er war ausgestattet mit ganz viel technischem Zeug, mit dem ich mich zugegebenermaßen nicht auskannte. »Mach's dir bequem. Ich bin gleich wieder zurück.«, waren seinen letzten Worte, bevor er sein Zimmer verließ.

Ich nahm mir die Zeit und inspizierte sein Zimmer ein wenig. Es war in einem schlichten Weiß gehalten, lediglich etwas ausgeschmückt mit Postern von Lacrosse-Spielern und ein paar Bildern, die so aussahen, als ob sie mit mit viel Mühe an den Wänden angebracht worden waren. Auf seinem Schreibtisch lag stapelweise Papier und sein Stundenplan vom letzten Jahr hing noch an der Wand. Außerdem machte ich eine Trophäe aus, die über einem seiner Schränke platziert war, jedoch ein Stück zu weit oben, als dass ich sie vernünftig betrachten konnte.

Ich schaute in Richtung Tür, als ich Liam mit einem verstaubten Karton in seinen beiden Händen sah und er diesen unachtsam auf dem Boden abstellte. Er schloss die Zimmertür hinter sich und kniete sich davor. Ich kam auf ihn zu und machte es ihm gleich.

»Ich wusste, dass ich das noch habe. Mal schauen, ob es noch funktioniert.« Seine schokoladenbraunen Augen strahlten dabei so wie die eines kleinen Kindes, dass sich bei einem warmen Sommertag ein Eis gewünscht hatte. Unfähig zu wissen, was ich jetzt genau tun sollte, tat ich einfach nichts. Sicher nicht meine beste Idee gewesen, aber es schien mir in diesem Moment sinnvoll.

Liam stand daraufhin nichtssagend auf, ließ die Kiste erst einmal bei Seite und ging auf sein Bett zu. Mit einer Handbewegung verdeutlichte er mir, dass ich ihm folgen sollte. Wir setzten uns gegenüber und ich packte meine Notizen aus. Er war erstaunt über die bunte Vielfalt meiner Klebezettel und ich schaute nur peinlich berührt zur Seite.

»Die Chemie des Glücks bestimmt jeder Mensch für sich selbst.«

Er sagte diesen Satz in einem so ruhigen Ton, dass ich eine Gänsehaut bekam, die sich auf meinem ganzen Körper breit machte, als er jedes einzelne Wort, was auf dem Klebezettel geschrieben stand, vorlas.

»Die Dinge, die Menschen wirklich glücklich machen, kann man sich nicht kaufen.«

Er schaute erneut auf.

»Du bist ja eine kleine Poetin«, sagte er, weshalb ich ihm spielerisch gegen den Arm schlug.

»Und böse auch noch dazu.«

Es klang beinahe so, als meinte er es ernst, doch der ironische Unterton in seiner Stimme bewies das Gegenteil.

»Ich dachte, ich sei ein liebes Mädchen«, fing ich an, was Liam zu verwirren schien. Ich erinnerte an die Worte, die er zuvor seiner Schwester über mich sagte. Ich grinste, als er verstand, was ich meinte.

»Julia ist noch klein, wenn ich ihr direkt gesagt hätte, dass du eigentlich nichts mit mir zu tun haben willst und mich nicht magst, wäre sie sicherlich sehr verunsichert gewesen.«

Ich öffnete meinen Mund, jedoch kam ich nicht dazu, etwas zu sagen.

Hat er nicht gesagt.

»Das hast du jetzt nicht gesagt.« Ich versuchte ich mir über die Situation klar zu werden, jedoch zwecklos. »Wo waren wir stehen geblieben? Ich glaube, wir wollten uns deine Notizen ansehen, nicht?« Ich schüttelte nur den Kopf und konnte nicht glauben, dass er diese Worte ausgesprochen hatte. Dieses schelmische Grinsen vertrieb sich nicht aus seinem Gesicht und er tat einfach so, als wäre nichts gewesen.

Ich drehte mich um und erblickte ein Kissen, nutzte die Initiative aus und schmiss es direkt in sein Gesicht, ohne darüber nachzudenken, auf was ich mich hier eingelassen hatte. Mein Lachen ließ er sich nicht gefallen.

LAST SUMMERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt