Kapitel 30

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Ellie nickte stillschweigend, als sie die Halle ebenfalls verließ. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein schockierter Gesichtsausdruck ab. Ich hatte weder ihr, noch June von dem Gespräch zwischen mir und Louis erzählt.

Als sich nun niemand mehr in unserer unmittelbaren Nähe befand, fixierte ich Liams Augen. Sein Gesicht war übersät mit Sorgen.

»Okay, ganz ruhig, was ist los?«, begann er in einem recht beruhigenden Ton und verstärke seine Worte mit seinen Händen.

»Ich habe dich gefragt, ob es stimmt, was ich über dich gehört habe. Hast du ständig was mit Mädchen am Laufen? Bist du einer dieser totalen Partygänger? Und das Wesentliche: Bin ich nur eine von vielen? Benutzt du mich auch nur?«

Meine Stimme zitterte und es fühlte sich so an, als sei ich ein mühevoll errichtetes Kartenhaus, was durch den nächsten Windstoß in sich zusammenfiel.

»Warte, warte Hailey, nein. Von wem hast du das gehört?« In Liams Tonfall hörte man allerhöchstens nur einen Hauch von Angespanntheit, auch wenn seine Körperhaltung recht nervös wirkte.

»Das ist gerade nicht der Punkt. Wie nennt man solche Typen nochmal? Bad Boy, nicht?«

Mein Körper bebte vor Aufregung. Ich hatte Glück, dass meine Stimme bei den letzten Worten nicht komplett versagte. Gefühle wie bittere Enttäuschung und Angst durchfluteten mich, als ich ungeduldig auf eine Antwort von ihm wartete. Liam und Alex schauten sich an, wobei Letzterer unerwartet anfing zu lachen, was mich nur noch zusätzlich irritierte.

»Wow, das hat ja länger gedauert, als ich dachte. Aber Alter, das war doch klar, dass sie noch darauf kommt.«

Alex belächelte seine Aussage noch zusätzlich, bemerkte allerdings nur wenig später, dass es da nichts zu Belächeln gab. Rein gar nichts. Von Liams vorerst irritiertem Gesichtsausdruck war nichts mehr übrig. Entsetzen und Sorge waren ihm nun ins Gesicht geschrieben und ich war mir sicher, dass man bei mir ähnliche Emotionen ablesen konnte.

»Liam...sag-sag mir, dass das... nicht stimmt.« Von meiner anfänglichen Wut war nichts mehr da. Das Gefühl von Trauer war es nun, was mein inneres erdrückte, und ich spürte bereits, wie sich Tränen anbahnten, die ich verzweifelt versuchte wegzublinzeln.

Mir fiel auf, wie Liam seinen Kiefer anspannte und wie er mich nicht anblickte. Er presste seine Lippen aufeinander und gerade, als ich dachte, dass es nicht noch schlimmer kommen konnte, setzte Alex noch ein paar Worte nach: »Also ich glaube, dass das nicht der aller beste Moment ist, das jetzt auch noch loszuwerden, aber...«
Auch Alex brachte seinen Satz nicht zu Ende und bei ihm bekam ich das Gefühl, dass das, was ich gleich zu hören bekommen würde, noch ein ganz übles Ende haben würde.

»Na komm, sag schon. Was ist nicht der aller beste Moment wofür, hm?«, fuhr ich ihn deshalb empört an, sodass auch er nicht mehr so selbstbewusst wirkte, wie vorher. Er schaute etwas Verlegen drein und rieb sich den Nacken, ich hingegen verschränkte meine Arme und überkreuzte meine Beine noch zusätzlich.

»Also, keine Ahnung wie...also ich denke, dass egal, wie ich das jetzt drehe, es wird echt-«

»Sag. Es. Einfach. Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit, und wie es aussieht, ihr auch nicht«, sagte ich ungeduldig und spielte auf die Tatsache an, dass das Training der Jungs schon seit zehn Minuten begonnen hatte. Ich konnte nur noch genervt meine Augen verdrehen.

»Nein«, mischte sich Liam ein und sprach zu Alex gewandt und schüttelte leicht seinen Kopf. Ich blickte Liam an und sah, dass mehr auf seiner Seele brannte, als er gerade aussprechen konnte. Seine haselnussbraunen Augen wirkten trüb und ich in mir kamen nicht mehr die gewohnten Gefühle auf, die ich sonst spürte, wenn ich in seine Augen sah.

LAST SUMMERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt