Vor dem heutigen Tag fürchtete ich mich besonders. Es war schon Mitte Juli und ein Teil der Sommerferien bereits um. Aber das war tatsächlich nicht das, was mir Sorgen bereitete. Es war viel eher eine Nachricht, die ich gestern in der Früh erhielt und die mir auch eine unruhige Nacht bereitete.
Louis schrieb mir.
Ich erinnerte mich an den Moment ziemlich genau, so, als seien erst wenige Minuten vergangen. Es war gerade einmal acht Uhr in der Früh, ich hatte bereits gefrühstückt und hatte noch nicht sonderlich viel für den heutigen Tag geplant. Meine Eltern hatten am vorherigen Tag die Idee gehabt, mit mir und Lilli etwas zu unternehmen, denn wir hatten schon länger nichts zusammen als Familie gemacht, da meine Eltern leider oft beruflich unterwegs waren, und auch, wenn sie wieder zu Hause waren, hatten sie immer alle Hände voll zu tun und waren bedauerlicherweise ständig mit ihrer Arbeit beschäftigt.
An dem Morgen saß ich am Küchentisch und hörte durch das offene Fenster schönes Vogelgezwitscher – eine kühle Brise gab dem Gnzen noch den Rest und ich fühlte mich unglaublich wohl. Für einen Moment schien alles so still und ruhig und ich schloss meine Augen, denn ich liebte es, wenn nicht immer alles so belebt war.
Ich checkte aus einem mir unerklärlichen Grund schon automatisch mein Handy ab und bemerkte sofort, wie mein Herz schneller schlug, als Louis' Name auf meinem Sperrbildschirm zu sehen war.
Hailey. Ich möchte mit dir reden.
-Louis
Ich schluckte schwer, als ich realisierte, dass er mir eine Nachricht geschickt hatte. Für einen Moment reagierte mein Körper nicht, da mir unschöne Erinnerungen in den Kopf gerufen wurden.
Er wollte wissen, ob ich Liam mochte.
Damals war ich mir über meine Gefühlslage noch nicht genau bewusst, da sie zum größten Teil schwammig und unordentlich waren. Mich durchfluteten zu viele neue Gefühle, was mir das Ganze nur noch erschwerte. Es war wie eine riesige Welle, die auf mich einschlug und auf die ich nicht vorbereitet war.
So gar nicht vorbereitet war.
Mittlerweile fiel es mir aber leichter – Liam mochte ich, dass stand fest und dass er mich auch mochte, war ein sehr schönes Gefühl. Und wir mussten immer noch das klären, was nun zwischen uns beiden war.
Ich blinzelte ein paar Mal vor mich und stand auf, nahm meine Kaffeetasse mit und räumte sie in die Spüle. Derweilen überlegte ich, was ich Louis antworten sollte. In den letzten Wochen hatte sich so viel verändert und der Kontakt zu Louis wurde immer weniger. Ach was redete ich da, ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, wann wir zuletzt geschrieben hatten.Dabei waren wir doch beste Freunde. Mit June zusammen – und dass seit gefühlt Ewigkeiten.
Irgendwas hatte sich verändert – das hatte alles seinen Anfang bei der Abschlussfeier des letzten Jahrgangs genommen.
An dem Tag, als Liam und ich uns kennenlernten.
Damals hatte ich nicht viel von Liam gehalten – also wirklich, ich dachte, dass er einer der typischen Bad Boys war, und auf genau so etwas hatte ich absolut keine Lust. Dann stellte ich fest, wie sehr man sich in Menschen täuschen konnte.
Um genauer zu sein: Wie sehr ich mich in Menschen täuschen konnte. Und das sogar im positiven Sinne. Heute bin ich glücklich, dass ich mich darauf eingelassen hatte, auch wenn ich mich damals echt dafür zusammenreißen musste.
Ich schrieb »Ja, was gibt's?«, als wäre es das Normalste überhaupt – wäre es eigentlich auch, wenn es nicht die erste Nachricht seit knapp drei Wochen war.
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LAST SUMMER
Teen Fiction❝ Es war nicht der letzte Sommer, bevor sich alles änderte - das tat es schon längst. Ich war gefangen in einem Netz aus Gefühlen, das mein Herz kaum ertrug.❞ Die 17-jährige Hailey Brooks bewältigte die alltäglichen Probleme, die einen Teenager im t...