Kapitel 29

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»Naa, schon bereit?«, fragte Ellie am anderen Ende der Leitung.

»Ja...ja na klar, was denkst du denn«, sagte ich beiläufig, während ich mein Handy zwischen meinem Ohr und meiner Schulter einquetschte, dabei auf einem Bein hüpfte und mir verzweifelt den rechten Sneaker zuband.

»Also bist du noch nicht fertig.«

Okay, ertappt.

»Doch, doch so gut wie, nur noch mein rechter Schuh«, erklärte ich lachend und verlor dabei fast das Gleichgewicht, wenn ich mich nicht noch an meinem weiß lackierten Stuhl festgehalten hätte.

Das war knapp.

»Coach Martin wird mich umbringen...aber wer weiß, vielleicht überlegt sie es sich nochmal, wenn ich dich heute mitbringe.«

Ich lachte in den Hörer hinein. Letztens konnte ich leider nicht mit zum Training kommen, zu dem mich Coach Martin sogar höchstpersönlich eingeladen hatte. Mir war an dem Tag dermaßen schlecht, dass ich den ganzen Tag gezwungenermaßen in meinem Zimmer verbringen musste, während meine Eltern arbeiteten und meine Schwester sich draußen mit ihren Freunden amüsierte.

Nun gut, eine erfreuliche Sache gab es vielleicht tatsächlich: Ich kenne endlich das Ende von dem Buch ›Without You‹, was ich schon wochenlang vor mich hergeschoben hatte und in mir kam eine Idee auf, wie ich Podcast Idee fünf ausführen konnte.

Man sollte schließlich auch in dem Schlechten nach dem Guten suchen, nicht wahr?

Es war sowieso alles nur eine Frage der Perspektive.

»Duu, Ellie«, sagte ich breitlächelnd, obwohl ich wusste, dass sie es durch das Telefon natürlich nicht sehen konnte. »Okay, was ist passiert, was möchtest du mir sagen?« Sie kannte mich echt schon ziemlich gut, aber man musste auch sagen, dass ich es ihr ziemlich leicht gemacht hatte, da man aus meiner Stimmlage wohl herausgehört haben musste, dass ich etwas wollte.

»Ach...es ist nicht wirklich was Schlimmes, aber können wir vielleicht...na ja vielleicht June mitnehmen? Ich glaube du weißt-«

»Klar doch, warum auch nicht, sag ihr Bescheid, aber beeil dich bitte, vielleicht giltst du nicht als Entschuldigung und Coach Martin bringt mich dann doch noch um.«

In ihrem ersten Ton vermischte sich geradezu ein Lachen, weshalb auch ich mich nicht mehr halten konnte und in ihr Lachen Miteinstieg. Jetzt sollte ich mich allerdings wirklich ein bisschen mehr ins Zeug legen und June schreiben, dass sie sich auf den Weg zu mir machen sollte.

                          ***

»Hierher verschlägt euch der Weg also immer«, bewunderte June das alte Universitätsgebäude, bevor wir das Auto überhaupt verlassen hatten. Das Training heute war am späten Nachmittag. Mit einem Blick auf die Uhr und nach Ellies Gesichtsausdruck zu urteilen, war es höchste Zeit, um in die Umkleiden zu sprinten. June nahmen wir mit, auch wenn sie heute nur zuschaute, da Sport nicht unbedingt ihr Ding war.

»Wow, es sind ja wirklich nur vier Minuten«, stellte Ellie überrascht fest, weshalb sich ein Lächeln auf ihren Lippen bildete.

»Na dann wird der Coach es uns sicher nicht ganz so übel nehmen.«

»Zumindest hoffe ich das«, sagte Ellie, als wir die schwere Tür der Sporthalle öffneten. Das grelle Licht der Lampen, blendete mich für einen Moment, da es sich deutlich von den dunklen Fluren abhob. Die Mädels wärmten sich schon fleißig auf, als Coach Martin uns entdeckte und auf uns zukam.

Sie hatte eine Pfeife und eine Stoppuhr um ihren Hals, trug ein weißes T-Shirt und eine mittellange schwarze Sporthose. Ihre hellbraunen Haare hatte sie in einem strengen Zopf zusammengebunden. Die Trainerin tippte sich auf das Handgelenk, als sie uns drei in die Sporthalle hereinspazieren sah. Als sie schließlich mich entdeckte, wurden ihre anfänglich harten Gesichtszüge etwas weicher und ich hatte den Eindruck, als zeichneten sich sogar Ansätze eines Lächelns auf ihrem Gesicht ab.

LAST SUMMERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt