Kapitel 33

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Ich versuchte erst einmal Ruhe zu bewahren und mir möglichst nichts anmerken zu lassen. Glücklicherweise war der Laptop immer noch in meine Richtung gedreht und Lilli bekam nichts von dem mit, was ich gerade zu Gesicht bekam. Als es klingelte, stand Lilli schnell auf und rannte herüber zur Tür.

Puh. Zum Glück musste ich sie nicht nochmal höflich darum bitten, da sie sonst mit Sicherheit misstrauisch geworden wäre.

»Hailey, hier ist ein Mädchen vor der Tür, die meint, dich zu kennen.« Ich schmunzelte und drehte mich auf dem Stuhl. »Na dann lass sie doch herein.«
Kaum eine Sekunde später, sah ich bereits von Weitem, wie Ellie unser Haus betrat und einmal ihren Blick quer durch unser Haus schweifen ließ. Ich erhob mich und begrüßte sie mit einer Umarmung.

»Wer ist das?«, fragte meine kleine Schwester mich neugierig und schürzte dabei die Lippen. »Ellie, eine sehr gute Freundin von mir.« Sie zwinkerte mir bei dem Kompliment zu und Lillis Blick triefte nur so vor Verwirrtheit.

»Und wie kann es sein, dass ich sie nicht kenne? Also ich muss schon sagen...die Menschen, die sich schon freiwillig mir dir abgeb-«

»Ellie, wie wär's, möchtest du nicht was trinken? Meine Schwester hat glaube ich wieder einen Sonnenstich abbekommen und beim letzten Mal ist das ganz übel geendet, nicht wahr?« Ich kniff Lilli in die Seite und sie verzog erst kurz schmerzvoll das Gesicht, sah jedoch meinen mahnenden Blick.

»Ich-ich hole eben Stift und Papier«, murmelte sie dann und entfernte sich von uns. Als sie sicher aus unserem Sichtfeld verschwand, schüttelte ich meinen Kopf und widmete nun meine volle Aufmerksamkeit meiner Freundin.

»Sorry, ich hätte dich vor der kleinen Hexe und ihren...ganz lieben Kommentaren vorher warnen sollen.«
Ich schaute etwas peinlich berührt weg, bis sie mir leicht gegen die Schulter schlug und anfing zu lachen.

»Geschwisterliebe, das kenne ich doch selbst nur viel zu gut. Aber mein kleiner Bruder ist sehr viel nervtötender, glaub mir. Immer, wenn er Playstation-Verbot bekommt, weil er den ganzen Tag über nur zockt, da musst du den Mal erleben...«

Ellie schaute nur geradeaus, ihre Augen starr auf ein Objekt in der Küche gerichtet, bis ich sie allerdings an der Schulter antippte. »Was würdest du gern Trinken? Wir haben Wasser, Tee, Kaffee...«

»Ach Hailey, Kaffee wäre jetzt echt gut.«

Ihr zunickend betätigte ich den Schalter der Kaffeemaschine und lehnte mich an einen der Küchenschränke. »Und, sag mal, was hast du so Spannendes gemacht?«

Ich wollte gerade über ihre Frage lachen, als Lilli langsam die Treppen heruntertapste und Stift und Papier auf dem Küchentisch ablegte und wieder abzischte. Zu meiner Verwunderung allerdings nicht wieder nach oben, sondern nach draußen.

»Alles klar, die wären wir 'ne Weile los.« Ich goss den Kaffee in eine gelbe Tasse und schob diese herüber zu Ellie.

»Nun gut, sag schon...ich merk doch, dass etwas nicht stimmt.«

»Was? Mir geht's in Ordnung. Ich meine...bestens.« Mein Blick glitt nervös zu ihr herüber und ich sah, wie sie mich gespielt genervt anblickte.

»Ach komm schon, Hailey, dafür muss man dir nur in die Augen blicken, um zu sehen, dass es dir absolut beschissen geht. Deine Augen sprechen mehr als tausend Worte.«

Ihren stechenden Blick hielt ich nicht aus und wich ihm ständig aus. Ich lief schon wieder vor meinen Ängsten davon und die Probleme, die ich hatte, wurden immer gravierender. Ich biss mir auf meine Unterlippe und ging nichtssagend zu meinem Laptop zu, setzte ihn vor die Nase meiner besten Freundin und klickte auf die E-Mail. Erst schaute sie mich verwirrt an, jedoch verdeutlichte ich ihr mit einer Kopfbewegung, dass sie sich die Mail einmal durchlesen sollte.

LAST SUMMERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt