Kapitel 32

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Idee 5 : »Hilfsbereitschaft.«
Hilfsbereitschaft trägt zu einem großen Teil zu unserem Glück bei. Dabei muss es nicht einmal viel sein. Anderen Menschen wärme geben können, gerade, wenn es ihnen nicht sonderlich gut geht, ist von großer Bedeutung. Es vermindert Stress uns sorgt dafür, dass wir besser gelaunt sind. Man lenkt sich von seinen eigenen Problemen ab...

Mein Kopf war wie leer gefegt. Die Bleistiftmine brach nun zum dritten Mal ab, und für mich bedeutete es nichts mehr, als den Stift endgültig fallen zu lassen und mein Gesicht mit meinen Händen abzustützen. Stundenlang beschäftigte mich bereits Idee fünf, und ich brachte nur bedeutungslose Worte auf das Papier. Die Worte kamen nur aus meinem Kopf und nicht aus meinem Herzen, wie ich es mir eigentlich wünschte. Mein Stift kritzelte zwar Worte auf das vor mir liegende Blatt, doch ich spürte keinerlei emotionale Regung. Einfach nichts.

Untröstlich lehnte ich mich weiter zurück in meinen gemütlichen Schreibtischstuhl und verschränkte meine Arme. Stillschweigend saß ich dort und spürte eine innere Wut auf mich selbst. Wie konnte ich so furchtbar schnell vertrauen? Wieso hatte ich einem mir noch vor zwei Monaten unbekannten Menschen so viel Vertrauen geschenkt?

Fragen über Fragen. Es waren Fragen, auf die ich einfach keine Antwort wusste. In dieses Spiel verwickelt worden zu sein – eine Wette, so nannten sie es - , das gab mir an dem Tag absolut den Rest. June und Ellie waren furchtbar gut im Ablenken, doch die Realität schlug härter zurück, als ich vorerst glaubte. Ich trat um kurz vor Mitternacht in unser Haus ein – Mom und Dad waren glücklicherweise schon im Bett, Lilli hatte mich mit lediglich mit zusammengekniffenen Augen gemustert, widmete ihre Aufmerksamkeit in Sekundenschnelle aber wieder ihrem Handy.

Und ich konnte kein einziges Auge zu machen. Die ganze Nacht wimmelten nur Gedanken von Verrat, Enttäuschung und bittere Wut in mir. Und die Tränen waren wieder zurück – was Anderes hatte ich aber auch nicht erwartet.

Das Ganze war nun drei Tage her, und ich hatte glücklicherweise nichts von Liam gehört. Wie denn auch, Ellie hatte ihn für mich überall blockiert und ich war wirklich froh darum. Apropos Ellie, das Treffen zu sechst war ihr noch immer wichtig und sie wollte unbedingt, dass Liam und ich die Sache zwischen uns beiden klärten – was auch immer sie sich jetzt darunter vorstellte, denn für mich war es mehr als nur eindeutig - , doch die Reaktion und das Verhalten von Liam stimmten nicht mit seinen Worten überein.

Glücklicherweise hatte sich keiner seiner Freunde bei mir gemeldet, denn er wusste sicherlich nur zu gut, dass das bei mir absolut nicht zog, und er selbst kam auch nicht bei mir zu Hause vorbei. Sonst hätte er nämlich noch ein ganz anderes, viel größeres Problem. Er respektierte mich und meine Grenzen und das war tatsächlich das Gute, was ich noch in ihm sah.

Ich sah noch viel mehr, doch ich zwang mich dazu, darüber hinwegzusehen.

Mit June und Ellie verlor ich auch kein weiteres Wort mehr über dieses Ereignis, denn ich konnte mir selbst nicht eingestehen, dass er mir etwas bedeutete.

Ziemlich viel bedeutete.

Heute war bereits Samstag und es war schon beinahe zehn Uhr am Morgen, weshalb ich mich auf den Weg in die Küche machte, um ein Frühstück auf die Beine zu stellen. Als ich die knarrenden Treppen unseres Hauses allerdings hinunterlief, sah ich, dass dies gar nicht mehr nötig war: Dampfender Kaffee, Rührei, frischgebackene Brötchen und andere Leckereien waren mühselig auf dem Tisch vorzufinden - meine Mutter und meine Schwester ebenfalls.

»Oh Hailey, wir wollten dich gerade zum Frühstück rufen, wir dachten, du schläfst noch.«

Schlafen, der war gut. Wenn ich doch nur könnte.

Perplex stand ich da und musterte die beiden. Vielleicht einen Moment zu lang, denn das Lächeln meiner Mom wandelte sich in Sorge, als ich es vorerst nichts erwiderte.

LAST SUMMERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt