LAST SUMMER

Kapitel 35

»Man, das duftet echt gut.« June stellte sich vor den Backofen, in dem schon die erste Pizza, belegt mit Thunfisch, Mais, Oliven und sonstigem Gemüse, nur darauf wartete, verspeist zu werden. »Und wie«, schob Ellie nach, die glücklich den Ofen beobachtete und sich neben sie stellte.

»Ich bin ja dafür, dass die Jungs den Tisch decken, wir haben uns schließlich schon um die Pizza gekümmert.«

»Ich gebe es ungern zu, aber das klingt leider ziemlich fair.« Noahs Haarschopf erblickte ich an der Tür, welcher mich wieder angrinste. Wirklich ›den Tisch decken‹, würde ich das allerdings nicht nennen, da sie lediglich die Getränke, Gläsern und die Teller herbeiholen mussten.

»Na dann, ran an die Arbeit, ihr drei«, sagte Ellie, während sie selbstgefällig grinste und sich gespielt arrogant auf die Schulter klopfte. Noah und Ellie waren sich so ähnlich, dass es mir schon fast Angst machte.

In der Küche war lautes gepolter zu hören, als wir Mädels diese verließen und in das Wohnzimmer gewechselt waren. »Ob bei denen noch alles dran ist?« June lachte bei ihrer Frage, während Ellie und meine Wenigkeit ebenfalls leicht ins Gelächter fielen. Ich beteiligte mich kaum an den Gesprächen, da mir überhaupt nicht nach Sprechen war, und dabei war ich es meistens, die sich nicht halten konnte und mehrfach zu einem Wasserfall mutierte.

                           ***

Wir hatten uns dazu entschieden auf den großen Esstisch, der eigentlich genug Platz bot, zu verzichten, und setzten uns auf die große schwarze Ledercouch, die einen kleinen Couchtisch hatte, oder auf den Boden, und lehnten uns mit dem Rücken an diese an.

»Man, ich wusste, dass sie gut schmecken wird, aber so gut...« Noah lächelte amüsiert und trank daraufhin ein Schluck seines Energy Drinks. »Ganz ehrlich, die kommt auf von uns dreien«, erklärte Ellie stolz und deutete mit ihrem Pizzastück erst auf June und schließlich auf mich. Ich spürte, wie mir die Röte leicht ins Gesicht stieg und wie mich alle Anwesenden beäugten. Ich versuchte, mir möglichst nichts anmerken zu lassen und schaute nur verlegen weg.

Ich erwischte Liam immer wieder dabei, wie er mich hin und wieder beäugte und ebenfalls, wie er seinen Blick augenblicklich von mir nahm, als ich ihn bemerkte.
Das war die reinste Folter, da die Stimmung zwischen mir und Liam, und irgendwie auch mit mir und Alex recht angespannt war. Trotz dieser Tatsache versuchte ich mich an diesem Abend anzupassen, damit nicht alles heute den Bach hinunterging wegen mir, denn die Pizza war wirklich köstlich und ich hatte meine engsten Freunde um mich herum – also sollte es mir doch gut gehen, nicht wahr?

Wir schauten währenddessen irgendeinen Actionfilm, den ich nicht kannte und der mich um ehrlich zu sein auch nicht wirklich interessierte. Es war mittlerweile spät geworden. Die Laternen am Straßenrand beleuchteten die Straßen und im inneren des Hauses brannte kein Licht mehr. Lediglich der Fernsehbildschirm war es, der uns etwas Licht spendete und ab und an unsere Gesichter beleuchtete.

Ich wurde langsam müde und mir klappten schon einmal die Augen zu, bis plötzlich jemand die Lichter im Wohnzimmer anknipste und den Fernseher in der nächsten Sekunde ausschaltete. »Leute, wir brauchen Mal was aufregendes, und keinen Actionfilm, der todlangweilig ist.«

Ich rieb mir die Augen, da wir mit solch einer plötzlichen Geste nicht gerechnet hatte. Ellie blickte herüber zu Noah, die scheinbar von ihrem Plan wusste. »Wir spielen das gute alte Spiel. Der Klassiker, wenn es Mal langweilig wird.« Noah setzte sich auf und sorgte, dass wir uns alle auf den Teppich setzten, der groß und mittig auf dem Wohnzimmerboden platziert worden war, und zusätzlich noch einen Kreis bildeten.

Oh nein. Bitte nicht. Mir wurde klar, was Noah und Ellie im Schilde führten.

»Wahrheit oder Pflicht macht uns alle immer ein bisschen lockerer, findet ihr nicht auch?«, fragte June. Sie war wohl auf derselben Seite wie Noah und Ellie, was mir die Situation nicht gerade leichter machte.