Herr Ackerman rollte mit den Augen und verließ daraufhin den Aufenthaltsraum.
Ich lachte mir noch einmal kurz ins Fäustchen, bis mir einfiel, dass ich ihm ja zugeteilt worden war! Also sprang ich auf und lief ihm hinterher.
Bis zur Anmeldung, an der Petra gerade etwas am Computer erledigte.
"Guten Morgen, Herr Ackerman", sagte sie in einem überfreundlichen Ton und ich konnte erkennen, dass ihre Wangen einen leicht rötlichen Schimmer bekamen.
"Morgen", gab dieser nur knapp zurück, "Sind die Pläne schon ausgedruckt?"
"Gerade frisch aus dem Drucker! Und ich habe Ihren schon extra ausgeschnitten. Hier, bitte", sie hielt ihm ein kleines Stück Papier hin, welches Herr Ackerman ihr daraufhin auch direkt mit einem "Vielen Dank, Petra" abnahm. Ich sah zu ihr und bemerkte, wie sie leicht anfing zu kichern und sich die Hand, mit der sie gerade das Stück Papier vergeben hatte, an ihr Herz drückte. Hm. Merkwürdige Frau.
Ohne mich weiter mit ihren komischen Reaktionen zu beschäftigen, stellte ich mich hinter Herrn Ackerman und blickte über seine Schulter hinweg auf die Worte, die auf das Papier gedruckt waren.
"Das ist mein Arbeitsplan", erklärte er kurz, da er wohl mein fragendes Gesicht bemerkt hatte. Wie auch immer er das gemacht hat. Ich stand ja immerhin hinter ihm. Naja. Wohl einfach eine gute Intuition.
"Mein erster Patient kommt in 5 Minuten. Du wirst zuschauen, sobald er es erlaubt und bei der Behandlung kein Wort sagen. Klar? Ich mag es nicht, bei der Arbeit gestört zu werden. Wenn es etwas zu erklären gibt, dann erkläre ich es dir. Ansonsten bist du still", brummte er vor sich hin und faltete den Arbeitsplan sorgfältig, bevor er diesen in seine Hosentasche gleiten ließ.
Ich nickte wild: "Ja, natürlich nicht, Herr Ackerman. Ich werde still sein." Daraufhin machte ich die Geste, als würde man die Lippen mit einem Reißverschluss verschließen.
Von ihm kam als Antwort nur ein zustimmendes Murren.
Keine zwei Minuten später betrat dann auch schon ein Mann die Praxis. Er ging, so wie ich das zunächst erkennen konnte, stark nach vorne geneigt.
"Tach, zusammen", begrüßte er uns und stellte sich an die Theke, wo Petra ihm auch schon einen Zettel zum Unterschreiben reichte.
"Das ist die Bestätigung dafür, dass er heute hier war und behandelt wurde", kam es vom Schwarzhaarigen neben mir.
Wieder nickte ich.
"So, Herr Fischer. Dann folgen Sie mir doch bitte", er stieß sich von dem Tisch, an welchen er sich eben angelehnt hatte, ab und lief mit dem Mann zusammen durch den Gang zu den Kabinen, "Wir haben jemand neuen in unserem Team. Das ist Eren und wenn Sie es erlauben, würde er heute gerne zuschauen."
Freundlich verbeugte ich mich und zeigte ihm mein schönstes Lächeln. "Hallo", sagte ich, darauf bedacht, möglichst nett zu klingeln.
Kurz wurde ich von Herrn Fischer gemustert, bevor dieser dann mit den Schultern zuckte und ein "Meinetwegen" heraus brachte.
Ich war ein wenig erleichtert, dass er zugestimmt hatte. Was wäre das denn sonst für eine Schande für mich gewesen? Direkt der erste Patient will mich nicht dabei haben.
Wir betraten den durch einen Vorhang vom Gang abgetrenten Raum, in dem ein Stuhl, ein Drehstuhl, ein komisches Gerät, das ich noch nie zuvor gesehen hatte und eine Liege standen, auf welcher sich Herr Fischer auch direkt niederließ.
"Eren, du kannst dich auf den Stuhl setzen", wandte sich Herr Ackerman kurz an mich, während er sich aus einem kleinen Karton ein Paar weiße Einmalhandschuhe zog. Ich tat wie mir gesagt wurde.
Er selbst nahm sich den Drehstuhl,
setzte sich drauf und stellte ihn auf seine Größe ein, wobei ich innerlich wieder anfangen musste zu lachen. Doch dies konnte ich gut verbergen.
"Na, wie sieht's aus bei Ihnen, Herr Fischer? Ist es besser geworden?", fragte der Schwarzhaarige den Mann, der sich daraufhin sofort an die Stirn fasste.
"Ach, Herr Ackerman. Ich weiß nicht, was ich falsch mache. Immer, wenn ich bei Ihnen war, geht es mir wieder super gut und ich fühle mich wieder wie 20!"
Kurze Anmerkung: für mich sah er aus wie 65...
"Aber nach zwei Tagen geht es dann wieder los mit den Rückenschmerzen!", beklagte er sich und machte einen gequälten Gesichtsausdruck.
Herr Ackerman nickte daraufhin und fragte: "Machen Sie denn auch die Übungen, die ich Ihnen für Zuhause aufgeschrieben hatte?"
"Also naja ich...ich habe halt viel Zuhause zu tun! Sie müssen wissen, ich bin ein viel beschäftigter Mann mit drei Kindern. Da hab ich eigentlich so gut wie gar keine Zeit für diese Übungen!", redete er sich raus.
Ich schaute zu Herrn Ackerman, welcher nur nickte. Aber ich konnte dennoch erkennen, dass er ein wenig angepisst war.
"Aber, Herr Fischer. Wenn Sie die Übungen nicht machen, kann es doch auch gar nicht besser werden", sagte er in einer Tonlage, die überhaupt nicht zu seinem angepissten Gesicht passte. Er klang schon fast...freundlich.
"Jajaaaa. Das weiß ich doch. Aber deswegen komm ich ja auch zweimal in der Woche zu Ihnen. Sie kriegen mich schon irgendwie wieder hin", er lachte, musste aber kurz darauf anfangen zu husten. Es war dieses eklige, röchelnde Husten und ich wollte mich eigentlich schon angewidert wegdrehen, riss mich aber zusammen und blieb stumm sitzen.
"Hm. Damit das mit Ihrem Rücken aber dauerhaft besser werden kann, müssen Sie nunmal die Übungen machen. Ansonsten müssten Sie jeden Tag zu uns kommen, um irgendwann eine Verbesserung festzustellen", entgegnete Herr Ackerman, "Und jetzt machen Sie sich bitte frei."
Ich stockte. Der Typ musste sich ausziehen? Nein, bitte nicht! Also...ich meine, ich bin ja selber ein Mann und ich hatte auch eigentlich keine Probleme mit Nacktheit, aber sein Bierbauch sah schon mit T-Shirt nicht wirklich anziehend aus...
Der Mann nickte und zog sich im nächsten Moment das Shirt über den Kopf. Nun musste ich den Blick abwenden. So viele Haare wie er auf der Brust und unter den Armen hatte, werde ich niemals in meinem ganzen Leben haben. Nicht einmal auf dem Kopf!
Auch Herr Ackerman schien von diesem Anblick nun wirklich nicht begeistert zu sein, blieb aber ganz ruhig und verzog keine Miene. Trotzdem hatte ich es im Gefühl, dass dieser Anblick ihm ebenfalls nicht gefiel.
"Wo tut es denn am meisten weh?", fragte eben genannter und fuhr dabei mit seinen schlanken Fingern über den Rücken des Mannes, der sich bereits auf den Bauch gelegt hatte.
"Weiter oben", sagte er angestrengt, was schon beinahe wie ein Stöhnen klang.
"Hier?" - "Au! Jaaa. Genau an dem Punkt!", als würde er gerade gefoltert werden, stieß er immer wieder leidende Laute aus, was mir nach einiger Zeit wirklich sehr unangenehm war.
Das wollte ich doch alles gar nicht hören...
Nach gefühlten Stunden, die sich aber letztendlich nur als 30 Minutern herausstellten, beendete Herr Ackerman seine 'Massage'. Wenn man das so nennen konnte...
"So. Das war's", er zog sich die Handschuhe aus, schmiss sie in den Mülleimer, der neben der Liege stand und desinfizierte sich danach gründlich die Hände.
"Vielen Dank", kam es von Herrn Fischer, der sich wieder aufsetzte und sich sein Shirt anzog, "Sie haben wirklich Zauberhände, mein Lieber. Ich fühl' mich wir neugeboren!"
"Das freut mich", gab der Mann mit den 'Zauberhänden' gespielt nett zurück.
Dann verabschiedete er Herrn Fischer, was ich ihm gleich tat und erinnerte ihn noch einmal daran, die Übungen, die zur Stärkung seines Rückens beitragen sollten, auch wirklich zu machen.
Nachdem er endlich den Raum verlassen hatte, atmete der Kleinere von uns auf und holte direkt ein kleines Desinfektionsspray aus seiner Tasche, mit welchem er nun die ganze Kabine einsprühte. War wohl besser so.
Schnell gingen wir raus, bevor wir nur noch dieses Spray einatmeten. Ich folgte ihm ins Badezimmer, welches extra für die Mitarbeiter war und schaute ihm beim Händewaschen zu.
"Widerlich", er nahm sich den Seifenspender und drückte fünfmal drauf, "Einfach nur widerlich manche Menschen. Oder? Können sich nicht mal rasieren, geschweige denn ein T-Shirt anziehen, dass nicht basketballgroße Schweißflecken hat! Und dann erwarten die auch noch, dass Ihre Schmerzen einfach so verschwinden, ohne dass sie irgendwas dafür tun müssen! Schlimm!"
Ich hatte also recht. Ihm ging es dadrin genauso wie mir. Aber er musste den Typen ja auch noch anfassen und behandeln...Eww. Allein der Gedanke daran...
"Ja, stimmt schon...Aber...wenn Sie diesen Job doch so sehr hassen, warum sind Sie dann noch hier?", wollte ich nun von ihm wissen.
Er trocknete sich die Hände mit ein paar Tüchern ab, schmiss diese weg und dreht sich dann zu mir.
Er kam einen Schritt auf mich zu.
Ich versuchte auszuweichen, aber hinter mir war schon die Tür. Oh man.
"Ich hasse diesen Job nicht. Ich hasse nur die Menschen, die nicht den kleinsten Funken Anstand besitzen und sich keinerlei Gedanken über diejenigen machen, die sich um ihre schwitzigen, klebrigen und dreckigen Körper kümmern müssen", antwortete er in einer bedrohlichen Stimme und ich hatte das Gefühl, sie war um eine Oktave tiefer geworden. Aber dennoch hörte sie sich...schön an.
"O-ok", stotterte ich und drückte meinen Rücken gegen die Metalltür. Gott. Schon wieder so eine unangenehme Situation...Wenn das so weiter geht, stelle ich wohl einen neuen Rekord auf.
Doch im nächsten Moment trat er auch schon wieder zurück und verließ das Badezimmer.
Etwas perplex stand ich noch kurz an die Tür gelehnt da, bevor ich mich fasste und ihm erneut hinterher dackelte.
Er war wohl wieder Richtung Eingangsbereich unterwegs, doch als er gerade um die Ecke biegen wollte, kam ihm eine kleine blondhaarige Frau mit schnellen Schritten entgegen und rannte in ihn hinein, wobei sie die Unterlagen, die sie auf dem Arm hielt, fallen ließ.
"Oh nein, Herr Ackerman! E-es...es tut mir so wahnsinnig leid!", ihre Stimme klang schon fast verzweifelt und ich konnte sehen, dass ihre Augen etwas glasig wurde.
"Schon ok, Christa. Ist ja nichts schlimmes passiert. Pass' das nächste Mal nur einfach ein bisschen besser auf und renn hier nicht so rum. Wir haben auch ältere Patienten und wir wollen ja nicht, dass du die auch umrennst", sagte er und beugte sich dann zu ihr nach unten, um ihr beim Aufsammeln der Unterlagen zu helfen.
Und ich erwischte mich tatsächlich dabei, wie mein Blick auf seinen Arsch wanderte.
Ach, bitte. Als ob ihr noch nie Leuten vor euch auf den Arsch geguckt habt! Da bin ich ja wohl nicht der einzige!*****
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The guy I'm working with / Ereri (Ger)
FanfictionEine Ereri Fanfiction. Eren hat gerade die Schule abgeschlossen und nun nichts mehr zu tun. Doch da sich alle seine Freunde bereits einen Job gesucht hatten, konnte er sich nicht mehr mit ihnen treffen und hing nur noch Zuhause rum. Als sein Vater j...