Hoffentlich seid ihr alle gesund. Viel Spaß beim Lesen😊😛
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Zunächst dachte ich, ich hätte sie mir eingebildet, doch als ich noch einmal prüfend in den Raum sah, um sicher zu gehen, dass es nur Einbildung war, gab Eren ein leises "Gehen Sie nicht" von sich. Mich überströmte eine Welle der Erleichterung. Er wollte doch noch mit mir sprechen! Ich hatte noch eine Chance, es wieder gut zu machen! Hoffte ich.
Er könnte mich jetzt theoretisch auch nur vor einer kommenden Anzeige oder sowas warnen...Aber so pessimistisch wollte ich nicht denken.
Eilig drehte ich mich also zu ihm um, schloss die Tür hinter mir und schaute ihn erwartend an.
An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, wie er mit sich rang, um die passenden Worte für diese erstmalige Situation zu finden.
"Ich...nehme Ihre Entschuldigung an", murmelte er schließlich und mir fiel der womöglich größte Stein der Welt vom Herzen. Ich musste sogar erleichtert ausatmen, was mir einen verwirrten Blick von Eren bescherrte. Aber das war mir egal. Wenigstens sah er mir nun wieder in die Augen.
"Wirklich? Vielen Dank, Eren! Es wird nicht mehr vorkommen!", versprach ich, woraufhin er nur zögerlich nickte.
"Und dennoch verstehe ich den Grund dahinter nicht ganz. Wenn Sie es jetzt doch so bereuen, warum haben Sie es dann überhaupt getan?", fragte er neugierig, blieb aber dennoch auf Abstand, da er seine Hände, die er eben auf den Tisch gelegt hatte, wieder zurückzog und sich in den Schoß legte.
Jetzt wollte er's aber wissen...Naja. Eine Antwort auf diese Frage war ich ihm aber definitiv schuldig, also fing ich an, ein 'Geständnis' abzulegen: "Weißt du, Eren, ich hatte es in meiner Kindheit wirklich nicht leicht...Um genau zu sein, habe ich damals alle Menschen verloren, die mir etwas bedeuteten. Meine Mutter, sowie den Rest meiner Familie. Und nun ja, seitdem habe ich halt auch niemanden mehr...näher...an mich ran gelassen. Ich meine, näher als Freundschaft. Die Angst, jemanden zu verlieren, ist bei mir wirklich sehr sehr groß. Deswegen bin ich auch immer so unfreundlich und abweisend. Weil ich schlicht und einfach eine Heidenangst davor habe, dass eines Tages plötzlich jemand in mein Leben tritt, von dem ich mehr als nur Freundschaft will...in den ich mich verliebe. Und als du eben so vor mir am Gerät saßt...als ich dir helfen wollte, die Haltung zu bewahren und dich deshalb berührt habe...da war es, als würde mein Verstand aussetzen und mein Körper ohne jegliche Kontrolle handeln. Da war einfach nur noch dieser Trieb in mir...Dieses Bedürfnis, jemanden nah zu sein...
Ich weiß, das klingt zwar jetzt wie eine verdammt schlechte Ausrede dafür, dass ich dich gegen deinen Willen berührt habe, aber es ist die Wahrheit..."
Wow. So ehrlich war ich glaube ich in meinem ganzen Leben noch nicht.
Beim Reden hatte ich meinen Kopf immer weiter nach unten sinken lassen, weil es mir auch teilweise selbst unangenehm war, ihm so viel von mir preiszugeben. Dadurch machte ich mich verwundbar. Und dennoch verdiente er diese Erklärung!
Als ich wieder aufblickte, waren Erens Augen geweitet und sein Mund stand leicht offen.
Was musste er jetzt wohl von mir denken...Eren PoV.
Während Herr Ackerman mir seine Geschichte erzählte, hörte ich wie gebannt zu und konnte teilweise gar nicht glauben, was ich da hörte.
Wie schlimm es sein musste, wenn man alle verliert, die man liebte...
Ich stellte mir gerade vor wie es wäre, wenn ich schlagartig meine Mutter, meinen Vater, Mikasa und vielleicht auch noch meinen besten Freund Armin verlieren würde. Bei diesem Gedanken verkrampfte sich mein Herz und ein unerklärlicher psychischer Schmerz zog sich durch meinen Kopf.
Ein Schmerz, der, wenn er wirklich erlebt werden würde, vermutlich noch 1000mal stärker wäre...
Mein Mund öffnete sich einen Spalt weit, als mir dann wieder bewusst wurde, dass der Schwarzhaarige diesen Schmerz durchmachen musste, oder ihn sogar noch immer durchmachte.
Denn ich glaubte nicht, dass man über den Verlust eines geliebten Menschen jemals hinwegkommt...
Nachdem er seine Geschichte beendet hatte, schaute er auf und ich konnte sehen, dass seine Augen von Trauer und Leid durchtränkt waren. Es lag ein Ausdruck auf seinem Gesicht, der es mir nicht möglich machte, ihn mit Worten zu beschreiben. Ein Ausdruck, der auch mich wahnsinnig traurig stimmte und in mir das Bedüfnis aufbrodeln ließ, ihn einfach zu umarmen.
Dies käme jedoch vermutlich, wenn man die Gesamtsituation betrachtete, wieder etwas merkwürdig rüber. Also verkniff ich es mir.
"Herr Ackerman, ich...ich hatte ja keine Ahnung. Das tut mir so leid für Sie!", sprach ich mein Mitleid aus, er hingegen streckte nur seine Hände abwehrend vor seinen Körper und schüttelte diese. "Nein, nein! Bitte, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst, Eren. Ich möchte kein Mitleid in dir erwecken! Sonst verzeihst du mir doch nur deswegen..", zum Ende hin wurde er wieder leiser und seine Stimme irgendwie trauriger. Es war so ungewohnt...So hatte ich ihn nicht kennengelernt. Und so wollte ich ihn auch nicht sehen! Er sollte lachen!
Da fiel mir auf, dass ich ihn noch nie habe lachen sehen. So ein echtes, herzliches Lachen...
"Aber ich habe Ihnen doch längst verziehen. Und das sogar schon BEVOR Sie mir Ihre Geschichte anvertraut haben", nun lächelte ich ihn sanft an und hoffte, ihn somit irgendwie glücklich machen zu können.
Ich sah, wie sich sein Gesichtsausdruck langsam von traurig zu unglaubig änderte.
"Also verzeihst du mir wirklich, Eren? Bist du dir sicher?", hakte er noch einmal nach, um sicher zu gehen. Als Antwort gab ich ihm ein energisches Kopfnicken und trat dann mit meinem Fuß den Stuhl vor mir etwas zurück. "Setzen Sie sich doch bitte und essen Sie mit mir, Herr Ackerman", bot ich ihm freundlich an, während ich schon dabei war, mein Brot auszupacken. Er guckte mich weiterhin ungläubig an, setzte sich dann aber auf den Stuhl und lehnte sich an dessen Lehne.
Ja, ich werde mich ab jetzt so verhalten, als wäre nie etwas geschehen.
Das war meiner Meinung nach das beste, was ich hätte tun können. Alles andere - wie einen besonders großen Abstand zu ihm zu halten oder so - wäre auch nur falsch und unnötig gewesen und würde lediglich dazu führen, dass er sich noch schlechter fühlte.
Eine Weile, in der ich genüsslich mein Brot aß, verging und niemand sagte irgendwas. Doch diesmal war es anders. Diesmal war die Stille keineswegs unangenehm. Sie war entspannt und ich hatte das Gefühl, eine gewisse Vertrauensbasis zu ihm aufgebaut zu haben. Ganz gleich, was vorhin zwischen uns geschehen war. Es war einfach nur eine angenehme Stille.
Welche jedoch kurz darauf gebrochen wurde.
"Levi", kam es leise von dem kleinen Physiotherapeuten, der mittlerweile angefangen hatte, die Krümmel, die noch auf dem Tisch lagen, in seine Hand zu fegen, damit er sie wegschmeißen konnte.
"Waff?", fragte ich mit vollem Mund.
Er atmete einmal stark ein und aus, wobei er sich vermutlich dazu zwang, darüber hinwegzusehen, dass ich mit vollem Mund gesprochen hatte. Das brachte mich innerlich zum lachen.
"Du kannst mich Levi nennen. So nennen mich meine Freunde", gab er wieder und seine Stimme klang nun wieder gewohnt kalt.
Ich glaubte nicht, was ich da hörte.
Ich durfte ihn Levi nennen, weil seine Freunde ihn so nannten? Wir waren Freunde???
Erfreut quiekte ich auf und hüpfte leicht auf meinem Stuhl auf und ab.
"Ist ok. Bitte sei nicht so laut", versuchte er mich zu beruhigen, doch ich war völlig aus dem Häuschen.
Ich schluckte mein Brot runter und strahlte ihn an: "Danke, danke, danke, Levi! Das freut mich sehr!"
Am Ende musste ich kichern, da ich ihn zum ersten beim Vornamen genannt hatte.
Er wiederum nickte nur. Aber ich meinte, sogar ein kleines Grinsen bei ihm gesehen zu haben.
Und genau in diesem Moment beschloss ich, mir ein neues Ziel zu setzen: Levi zum Lachen bringen.
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The guy I'm working with / Ereri (Ger)
Fiksi PenggemarEine Ereri Fanfiction. Eren hat gerade die Schule abgeschlossen und nun nichts mehr zu tun. Doch da sich alle seine Freunde bereits einen Job gesucht hatten, konnte er sich nicht mehr mit ihnen treffen und hing nur noch Zuhause rum. Als sein Vater j...