3. Kapitel

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Pov. Landon

Nervös gehe ich den Raum ab und versuche eine Lösung zu finden. Mein Kopf dröhnt und mein Wolf will an die Oberfläche. Ich will zu ihr, Landon. Ich will zu meiner Mate. Ich halte mir den Kopf und kralle mich gleichzeitig in den Holztisch, der unter dem Druck zerbricht. Brüllend packe ich ihn und schmeiße ihn an die Wand, knapp neben dir Tür, die in diesem Moment aufgeht. ,,Beta Landon, bitte beruhigt euch. Wir geben unser Bestes", meint der eintretende Berater verschreckt, woraufhin ich nur knurre. ,,Euer Bestes scheint ja nicht gut genug zu sein!", fauche ich erzürnt und versuche kurz darauf, meine Atmung zu kontrollieren. ,,Habt ihr etwas über sie herausgefunden? Oder warum das Shadow-Pack nicht mit uns redet", frage ich und reiße mich nur schwer zusammen. Mein innerer Wolf, Zane, kämpft um die Kontrolle und bald bin ich gewillt, sie ihm zu überlassen. Paul, mein Berater, schluckt und schüttelt den Kopf. ,,Uns kommt das sehr seltsam vor, Beta Landon. In einem normalen Verfahren würden schon lange die Verhandlungen laufen, aber in diesem Fall kommt vom Shadow-Pack keine Antwort." Ich zucke wild mit dem Kopf, versuche Zane zu unterdrücken, bis er mir Bilder zuspielt. Meine Mate. In den Armen eines anderen Mannes. Das reicht. Vielleicht passiert das ja gerade wirklich. Das lasse ich nicht zu, Landon. Mate. Knurrt er laut und es ist zu spät. Meine Augen werden rot und ich packe meinen Berater mit meinen Händen, die sich langsam in Krallen verwandeln. ,,Sie haben versagt, Paul. Zwei Wochen habe ich gewartet und sie haben gar nichts erreicht. Jetzt hole ich sie mir", knurre ich ihn an, schleudere ihn gegen die Wand und verlasse den Raum. Die Mitglieder zucken heftig zusammen und ein paar Mutige versuchen mich aufzuhalten, doch ein Blick reicht und sie sind still. Ich verlasse das Gebäude und versuche ihren Duft ausfindig zu machen. Da ist sie. Mate. Knurrt Zane genüsslich und ich setze mich in Bewegung, auf den Wald zu. Ich bin fast an der Grenze, als ich sie höre. ,,Landon! Warte, geh nicht weiter!" Mit viel Kraft sehe ich mich um und entdecke Elaisa, meine kleine Schwester, die hektisch aus der Kutsche steigt, dicht gefolgt von unserem Vater. ,,Landon, mein Junge, mach jetzt keine Dummheit! Wenn du da rein gehst, bekommst du sie niemals!", knurrt mich mein Vater an und ich knurre zurück. Wie kann er es wagen, mich von meiner Mate fernzuhalten... Ich wende mich dem Wald zu, bereit sie zu suchen, als sich von hinten zwei zierliche Arme um mich schlingen. ,,Landon", flüstert Elaisa an meinem Rücken und hält mich fest. Ich könnte mich losreißen, meine Mate suchen, ich müsste nur... Ich seufze, gebe mich geschlagen und wende mich ihr zu. Langsam sieht sie zu mir hoch und meine Augen nehmen wieder ihre normale Farbe an. Sie fällt mir um den Hals und ich umarme sie genauso zurück. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf ihren Herzschlag. Die Wirkung ist einnehmend und ich habe Zane wieder vollständig unter Kontrolle. Vorsichtig löst sich Elaisa von mir und nimmt meine große Hand in ihre kleine. ,,Komm, wir gehen wieder ins Haus." Ich knurre, will doch nur zu meiner Mate, doch Elaisa sieht mir fest in die Augen. ,,Denk doch Mal nach, Landon. Wenn du jetzt in diesen Wald stürmst, werden sie dich verletzen. Und das willst du nicht, das will ich nicht und erst Recht nicht deine Mate. Wir gehen rein und werden eine Lösung finden. Einverstanden?" Langsam nicke ich. Sie hat Recht. Sie hat immer Recht. Brummt Zane zustimmend, dennoch gereizt. Ich folge meiner Schwester in das Haus und werden von vielen Mitgliedern begleitet. Wir setzen uns an den großen Tisch und schweigen eine Weile. Dann durchbricht mein Vater die Stille. ,,Also mein Sohn. Du hast deine Mate gefunden und sie ist vom Shadow-Pack?" Ich nicke und verkrampfe mich. Als würde sie meine Gedanken lesen, obwohl ich mich manchmal frage, ob sie es nicht wirklich kann, beugt sich Elaisa zu mir. ,,Ihr passiert nichts, Landon. Sie ist eine von ihnen und wahrscheinlich gerade bei ihrer Familie und die tut ihr nichts. Es geht ihr gut, da bin ich mir sicher." Tief durchatmend nicke ich und sie erhebt das Wort. ,,Also, was können wir tun? Das Shadow-Pack antwortet auf keine Nachricht unsererseits?" ,,Nein, seit zwei Wochen nicht." Paul kommt die Treppe herunter und hält sich den Kopf. Elaisa stößt mir in die Seite und deutet auf Paul. Genervt sage ich:
,,Entschuldigung, Paul. Der Angriff ging nicht gegen Sie." Das ist zwar nur die halbe Wahrheit, aber Elaisa ist zufrieden, also bin ich es auch. Paul nickt und spricht weiter. ,,Wir wissen auch nicht, wieso sie das tun. Normalerweise werden Verhandlungen geführt, da Mates ja bekanntlich zusammengehören. Deshalb habe auch ich keine Erklärung für ihr Verhalten." Mein Vater nickt zustimmend. ,,Meistens geschehen diese Vorgänge ohne viel Publikum und das Weibchen wird in das andere Rudel übergeben. Natürlich nachdem ihre Sicherheit gewiss ist." Perplex mustere ich ihn. Wann hat er sich den mit deinem Thema beschäftigt? Mein Vater blickt auf, da die gesamte Aufmerksamkeit auf ihm liegt. Er räuspert sich. Elaisa fährt hoch. ,,Und wenn wir einen Boten schicken?" Paul schnaubt. ,,Wohl kaum. Der ist zerfleischt, bevor er unsere Nachricht überbracht hat." Elaisa überkommt ein Schauer und ich halte ihre Hand fester. ,,Aber was ist, wenn wir einen Unbeteiligten schicken? Die Keschke-Familie, zum Beispiel?" Ich blicke auf. Die Keschke-Familie ist eine unabhängige Werwolfsfamilie, die seit Jahrzehnten keinem Rudel angehört. Meistens werden sie gerufen, wenn es unlösbaren Streit zwischen den Rudeln gibt. Dann fungieren sie als unparteiisches Gericht. Paul runzelt die Stirn. ,,Ist das denn wirklich notwendig? So ernst ist die Situation nun auch wieder nicht." Elaisa wirkt aufgebracht und ihre Augen funkeln, Wut unterdrückend. ,,Dann ist das hier also kein Notfall? Legen Sie es darauf an, erneut gegen die Wand geklatscht zu werden?!" Mit einer ausholenden Geste zeigt sie auf mich und Paul zuckt zusammen. ,,Kein Interesse, ehrlich", sagt er aufgeschreckt, als ich ihn grinsend ansehe. Mein Vater erhebt sich. ,,Also gut, ich werde die Keschke-Familie benachrichtigen. Sie sollen als Kuriere fungieren, um etwas in Kontakt zu kommen. Die Sitzung ist beendet", verkündet er und die Berater eilen in alle Himmelsrichtungen, obwohl ich schwören könnte, das Paul doppelt so schnell war. Elaisa wendet sich mir zu. ,,Willst du mit mir reden? Über sie?", fragt sie behutsam und ich nicke erleichtert. Bisher konnte ich mit niemandem über meine Gefühle reden, aber zum Glück ist Elaisa jetzt hier. Wir gehen zu meiner bescheidenen Wohngelegenheit und ich lege mich auf das Bett, während Elaisa auf dem Stuhl Platz nimmt. Ihr Blick fällt auf den zertrümmerten Tisch und ich zucke nur mit den Schultern. ,,Mein Temperament, entschuldige." Sie lacht leise auf, wird dann aber schnell wieder ernst. ,,Also, wie war das? Hast du sie schon gesehen? Wo hast du sie getroffen?", bombardiert sie mich mit Fragen und ich hebe ergebend die Hände. ,,Schon gut, Prinzessin. Ja ich habe sie gesehen, aber nur kurz." Ihre Augen werden riesig. ,,Wie sah sie aus? Eher wie eine Kriegerin oder wie eine Adlige?" Ich überlege nicht lange. ,,Sie sieht aus wie ein Engel. Klare, schöne Haut und lange, schwarze Haare." Ihre Augen! Ihre Augen sind wunderschön. Schon gut, Zane. ,,Ihre Augen sind blau, strahlend blau. Ich habe noch nie ein schöneres Mädchen gesehen." Beschreibe ihre Figur, die ist auch toll! Beinahe sehe ich die Herzchen aus seiner Stimme heraus. Das kann ich nicht sagen, sonst hält sie mich für ein Weichei! Das tut sie auch so schon. Genervt knurre ich ihn an und widme mich meiner Schwester. Die sieht nachdenklich zu Boden. Ich setze mich auf und ergreife ihre Hände. ,,Was ist denn los?", frage ich sie besorgt und sie sieht mich an, die Augen sind am schimmern. Schnell nehme ich sie in die Arme und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Was hast du denn?", frage ich erneut und sie kuschelt sich in mein Shirt. ,,Landon... Denkst du, jemand wird einmal so schöne Dinge über mich sagen?" Verwirrt sehe ich auf sie herab. ,,Natürlich. Welcher Werwolf könnte schon deine Schönheit abstreiten. Wie kommst du überhaupt darauf?" Sie sagt erst nichts, vertraut sich mir dann aber doch an. ,,Lucie hat heute etwas seltsames gesagt", setzt sie an, verstummt dann aber. ,,Was hat sie denn gesagt?", frage ich neugierig und warte gespannt auf ihre Antwort. ,,Sie sagte, dass mein Mate doch perfekt sein muss, weil ich doch perfekt bin. Aber ich fühle mich einfach nicht perfekt, noch nicht Mal gut genug. Und wie du über deine Mate sprichst... Ich frage mich nur, ob mein Mate jemals so etwas sagen wird..." Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände. ,,Warum solltest du den nicht gut genug sein? Du bist wunderschön, intelligent und liebenswert. Du bist von innen und außen schön und jeder Mann kann nur davon träumen, deiner würdig zu sein." ,,Glaubst du?", fragt sie noch etwas unsicher. Ich nicke lächelnd. Daraufhin vergräbt sie ihr Gesicht erneut und schläft nach einer Weile in meinen Armen ein.
Plötzlich geht das Licht an und Paul und mein Vater rennen in den Raum. Elaisa blinzelt verwirrt und reibt sich die Augen. Ich erhebe mich und helfe ihr aus dem Bett. ,,Was ist denn los, Vater? Paul?", frage ich müde und Pauls Augen leuchten. ,,Ich habe keine Ahnung wie, aber das Shadow-Pack hat zugestimmt, nachdem sie unsere Nachricht durch das Keschke-Oberhaupt empfangen haben." Jetzt bin ich hellwach und auch Elaisa ist aufgeregt. Mein Körper steht unter enormer Anspannung. Mate. Mate. Ich will zu meiner Mate. ,,Was haben sie genau gesagt?", frage ich und mein Vater antwortet. ,,Wir treffen uns mit ihnen auf neutralem Gebiet, auf dem Land der Keschke-Familie. Wir werden in zwölf Stunden erwartet. Die Fahrt dauert wahrscheinlich vier Stunden und dann haben wir noch Zeit uns vorzubereiten." Ich nicke und Elaisa ergreift meinem Arm, auch ihre Augen funkeln. Schnell suchen wir alles zusammen und steigen in die Kutsche. Ich trommle nervös mit den Füßen auf dem Boden der Kutsche, was die Atmosphäre nicht verbessert. ,,Jetzt hör schon auf, du machst mich noch verrückt", knurrt Vater auf und ich versuche still zu sein. Elaisa legt ihre Hand auf meine und lächelt mich an. Dann muss ich an das denken, worüber wir vorhin gesprochen haben. Sie bemerkt meinen Stimmungswandel und sieht mich fragend an. ,,Was soll ich machen, wenn sie mich nicht will?", flüstere ich niedergeschlagen. ,,Was, wenn sie mich nicht kennenlernen will und mich ablehnt?" Vor allem das letzte Wort schmerzt höllisch und auch Zane heult auf. Das ist gar nicht möglich, Landon. Sie kennt uns überhaupt nicht. Natürlich will sie uns kennenlernen, was redest du für einen Unsinn. Doch das klang sehr schwach. Ich blickte zu Boden und sah der Verhandlung mit großer Angst entgegen. ,,Landon, du Idiot. Deine Mate ist bestimmt großartig, genau wie du und außerdem ist sie für dich bestimmt. Die Verhandlungen werden gut laufen und am Ende des Tages hälst du deine Mate in den Armen. Vertrau mir, ich werde bestimmt nichts unversucht lassen." Ermutigt durch ihre aufbauenden Worte komme ich zur Ruhe und als wir später ankommen, bin ich mehr als aufgeregt. Sie wird bald zu uns gehören, Landon. Ich fühle das. Ich lächle, da er sich wie ein kleines Kind benimmt und ich betrete mit meiner Familie das Anwesen der Keschke-Familie. Quinn Kescke, das Oberhaupt, kommt uns entgegen. ,,Wie schön das sie endlich da sind. Ihre Zimmer sind schon fertig, ich werde sie hinführen." ,,Wo ist meine Mate?", frage ich mit unüberhörberer Sehnsucht in der Stimme und der kleine, dicke Mann grinst mich an. ,,Nur keine Sorge. Sie ist bei ihrer Familie und in den besten Händen. Das Shadow-Pack befindet sich auf der anderen Seite des Anwesens. Bis zur Verhandlung will ich kein Zusammentreffen riskieren. Folgen sie mir bitte." Ich schnaube, setze mich dennoch in Bewegung und wir gelangen in einen langen Korridor. Er teilt uns die Zimmer zu und Elaiaa wendet sich mir zu. ,,Alles wird gut, versprochen." Sie lächelt mich an und verschwindet in ihrem Zimmer. Mein Vater verabschiedet sich auch, ermahnt mich die Füße still zu halten und daraufhin begebe ich mich in mein Zimmer. Ich schenke der Ausstattung keinen Blick und werfe mich stattdessen auf das Bett. Ich schließe die Augen und habe wieder ihr Bild vor Augen. Ich habe sie zwar nur wenige Sekunden gesehen, aber die bedeuten mir alles. Und es kam so unvorbereitet. Plötzlich öffnet sich die Tür einen Spalt und das Licht fällt hinein. Ich drehe den Kopf und Elaisa schleicht in das Zimmer. Sie lächelt und legt sich zu mir in das Bett. ,,Nervös?", fragt sie mich, woraufhin ich nicke. ,,Ich auch", murmelt sie. Fragend sehe ich sie an. ,,Ich bin das erste Mal wirklich außerhalb von Zuhause und dann treffe ich auch noch das Shadow-Pack. Zudem lernt mein Bruder seine Mate kennen, das ist auch keine Kleinigkeit." Ich lege mich auf ihre Beine und sehe, wie sie etwas in ihren Händen hält. ,,Was ist das?", frage ich, doch sie schüttelt nur den Kopf. ,,Nichts." ,,Es sieht aber nicht aus, wie nichts", sage ich und greife spielerisch danach. Gedichtssammlung. Ergriffen streiche ich über den Einband und gebe es ihr dann zurück. Ein trauriges Lächeln umspielt ihre Lippen. ,,Ich dachte, ich könnte dir vielleicht vorlesen, wenn-" ,,Kannst du?", unterbreche ich sie und mache es mir gemütlich. Sie nickt, öffnet das Buch und beginnt auf der ersten Seite. Geistesabwesend streicht sie mir durch die Haare und auch ich bin nicht komplett bei der Sache. Kurz unterbricht sie sich. ,,Landon? Was ist los?", fragt sie besorgt. Aber ich schüttle den Kopf. ,,Es ist nichts. Nur so ein Gefühl." Verwirrt macht sie weiter, aber das aufkommende Gefühl wird immer stärker. Mate.

You will forever be my alwaysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt