4. Kapitel

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Pov. Unbekannt

Ich stehe vor dem Fenster und starre in den dunklen Hof, in dem ein kleiner Brunnen steht. Der Mond scheint durch das Glas und ich beobachte die Weiden, die sich in der Ferne im Wind wiegen. Mit gerunzelter Stirn starre ich auf das Abendessen, dass man auf dem Tisch platziert hat. Schnaubend wende ich den Blick ab und erneut in den Hof. Ich werde nicht schwach werden. Ich protestiere. Eine Woche ist es nun her, dass ich das letzte Mal etwas gesagt habe. Seither spreche ich nicht und seit dem Mittagessen esse ich nicht mehr. Ich spüre das mein Mate auf der anderen Seite des Anwesens ist und sie lassen mich nicht zu ihm. Er lässt uns nicht zu ihm. Korrigiert mich Serena, mein innerer Wolf und ich seufze. Das er aber auch so überfürsorglich sein muss. Die Tür öffnet sich und er betritt den Raum. Das kann ich spüren, auch wenn ich ihm den Rücken zukehre. Sein Blick fällt auf das unangerührte Essen und alleine das war das Hungern wert. Seufzend nimmt er die Platte und geht auf mich zu. ,,Du musst etwas essen." Seine Stimme ist rau und dunkel, ebenso bestimmend, das muss er schließlich sein, aber ich reagiere nicht. Geschlagen setzt er es wieder ab, wohl in der Hoffnung, dass ich es mir anders überlege. Das kann er vergessen. Murrt Serena mürrisch und ich kann nicht anders, als ihr zuzustimmen. ,,Ich will doch nur das Beste für dich und das gleiche gilt auch für unsere Eltern. Wir wollen dir nichts böses." Ich hebe die Augenbraue und schnaube verächtlich. ,,Das siehst du wahrscheinlich nicht so, aber wir müssen vorerst einiges klären. Wir können dich nicht einfach so dem Moon-Pack übergeben. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn dir etwas passieren würde." Er ist doch unser Mate. Sein Rudel würde uns nichts tun. Sehe ich aus so, Serena. Er muss nur den Alpha raushängen lassen. Mein Bruder legt die Arme um mich und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. ,,Ich will erst sicher sein, dass es dir an nichts fehlen wird. Das du sicher bist. Aber das klären wir morgen, in Ordnung?" Es ist eher eine rhetorische Frage, da er weiß, dass ich nicht sprechen werde. Er verlässt den Raum und ich bin mit meinen Gedanken alleine. Auf einmal überkommt mich eine einnehmende Sehnsucht und mir wird schwindelig. Er ist so nah, bitte gehe zu ihm. Serena schreit, knurrt und winselt und ich muss mich am Rahmen des Fensters festhalten. Ich kann nicht, Serena. Und selbst wenn, wie soll ich an den Wachen vorbeikommen? Sie sind überall. Bitte. Ein Wort. Eine Bitte. Und ich kann es ihr nicht verwehren. Sie will zu ihrem Mate, genauso sehr wie ich und ich denke nach. Als kleines Kind war ich schon öfters hier, als die Keschke-Familie noch öfters Aufträge von uns bekommen hat und der Kleinste von ihnen, Freddie, wollte mich imponieren und erzählte stolz von den Geheimgängen im Anwesen. Ich gehe die Wand entlang und nach wenigen Minuten werde ich fündig. Ich drücke die Wand zurück und dahinter erscheint ein langer Korridor. Ich schnappe mir meinen Umhang, da es sehr kalt ist. Schnell gehe ich durch den Gang und komme dem Ende immer näher. Dort angekommen drücke ich erneut gegen die Wand und befinde mich in der Eingangshalle. Ich verschwinde hinter einer Marmorsäule, als neben mir eine Wache auftaucht. Nachdem ich mich vergewissert habe, das keiner mehr im Raum ist, schleiche ich weiter und entdecke die Schlafsäle des Moon-Packs. Ich folge dem hinreißenden Geruch, der überall in der Luft liegt und stehe am Ende vor einer Tür, bei der der Geruch am stärksten ist. Ist das eine gute Idee? Doch ich brauche keine Antwort, denn ich höre hinter der Tür ein Rascheln und im nächsten Moment wird die Tür geöffnet. Mate. Schnurrt Serena auf und ich bleibe sprachlos vor der Tür stehen. Mein Mate ist nämlich richtig heiß. Ich hatte ihn zwar schon vorher gesehen, im Wald, wo alles begonnen hat, aber aus der Nähe ist er noch viel heißer. Und das er oberkörperfrei vor mir steht, macht die Sache nicht unbedingt besser. Seine dunkelblonden Haare stehen in alle Richtungen ab und seine großen, grünen Augen fangen an zu leuchten. Im nächsten Moment zieht er mich an seine muskulöse Brust und ich seufze, als ich seine herrliche Wärme spüre. Er vergräbt das Gesicht in meinen Haaren und hält mich so, als hätte er Angst, dass ich plötzlich verschwinden würde. Meins. Schnurrt Serena glücklich und auch ich fühle mich unendlich wohl. Plötzlich höre ich ein Räuspern und als ich mich widerwillig von ihm löse, entdecke ich in seinem Zimmer ein bildhübsches Mädchen mit langen blonden Haaren und einem wunderschönen Körper. Ist sie seine Freundin? Mit zusammengebissenen Zähnen stehe ich im Rahmen der Tür und fühle mich wie der naivste Werwolf der Welt. Natürlich hat er eine Freundin, so großartig wie er aussieht. Wie konnte ich nur eine Sekunde glauben, dass mein Mate etwas besonderes wäre? Kratz ihr die Augen aus! Kreischt Serena aufgebracht und weil ich mich gerade gar nicht unter Kontrolle habe, werden meine Augen rot. Das Mädchen reißt die Augen auf und macht einen Schritt zurück. ,,Oh", murmelt sie, als würde sie irgendetwas verstehen, aber sie versteht doch gar nichts. Töten. TÖTEN! Befiehlt Serena und will an die Oberfläche, doch auf einmal kommt das Mädchen, anscheinend lebensmüde, auf mich zu und umarmt mich fest. Völlig perplex starre ich sie an und dann meinen Mate, der nur leise lacht. Warum lacht er jetzt? Was soll das? Zischt Serena, doch mein Mate kichert plötzlich, als würde ich einen Witz nicht verstehen. Das Mädchen löst sich von mir und streckt mir ihre Hand hin. ,,Es ist großartig, dich endlich kennenzulernen! Landon hat mir schon so viel von dir erzählt. Du bist genauso schön wie er gesagt hat. Wahnsinn, deine Augen sind voll schön." Ich sehe zu meinem Mate, Landon, auf dessen Gesicht sich eine verräterische Röte breitmacht. Räuspernd zieht er das Mädchen zurück. Er hat von uns gesprochen. Er hat gesagt, wir sind schön. Freut sich Serena, aber wer ist dieses Mädchen? Fragend sehe ich ihn an, bis er mir antwortet. ,,Darf ich vorstellen, meine kleine Schwester Elaisa." Sie ist seine Schwester. Oh. Oh, ja. Nachdem ich es weiß, fällt es mir auch auf. Sie haben die gleichen großen, grünen Augen und dasselbe Lächeln. Ich atme kurz durch und stelle mich dann vor. ,,Mein Name ist Theresa, aber alle nennen mich Tessa. Dann bist du Landon?", richte ich das Wort an meinen Mate, der wie hypnotisiert nickt. Verdammt nochmal, küsse ihn endlich. Innerlich ermahne ich sie. Ich kann ihn doch nicht einfach küssen, Serena. Doch. Warum nicht? Weil seine Schwester hier ist, weil ich ihn seit zwei Minuten kenne und weil ich ihn dann so küssen werde, dass beide Rudel innerhalb weniger Sekunden im Zimmer stehen. Mag ja alles sein, aber- Kein Aber, Serena. ,,Willst du vielleicht reinkommen?", fragt mich mein Mate und ohne nachzudenken nicke ich. ,,Ich bin nebenan, lernt euch besser kennen", bemerkt Elaisa und umarmt Landon und dann mich. Sie lächelt nocheinmal dieses süße Lächeln und schließt dann die Tür hinter sich. Schweigend stehen wir im Zimmer und sehen uns nur an. ,,Willst du dich setzen?", fragt Landon nervös und ich nicke erfreut. Wir setzen uns und ich atme kurz durch. ,,Also, Landon... Ich habe gehört, dass du der Beta im Moon-Pack bist, stimmt das?" Er nickt und streicht mir dann mit der Hand über die Wange. Ich schließe genießerisch die Augen. ,,Ja das stimmt. Ich werde bald den Platz meines Vaters einnehmen. Und du? Erzähl mir doch etwas über dich." Ich bin nervös, denn wenn ich ihm das sage, weiß er, wieso die Lage so angespannt ist. ,,Landon, ich... Ich bin nicht irgendein Werwolf in meinem Rudel." Er sieht mich erwartungsvoll an und ich schlucke meine Ängste herunter. ,,Landon, ich bin die-" Die Tür wird aufgestoßen und mehrere Wachmänner stürmen in das Zimmer. ,,Prinzessin!", brüllt einer der Wachen und Landon wirft mir einen ungläubigen Blick zu. Ich schüttele den Kopf und versuche mich zu beruhigen. ,,Luke, hören Sie auf damit. Ich unterhalte mich mit meinem Mate. Das ist mein Recht." ,,Tut mir leid, Prinzessin, aber erst bei der Verhandlung", sagt Luke und greift nach meinem Arm. Er will uns von Landon trennen! Tu was! Kreischt Serena entsetzt auf. ,,Nein!", schreie ich auf und versuche mich zu entziehen, doch er nimmt meinen Arm und will mich aus dem Zimmer bringen. ,,Tessa!", schreit auch Landon und greift nach mir, aber meine Wachen zerren ihn zurück. ,,Sie haben sie mit Prinzessin anzusprechen, so wie es sich gehört!", knurrt Luke und zieht mich aus dem Zimmer. Ich höre Landons Brüllen und ich kann erkennen, dass er sich zurückhält, um niemandem zu verletzen. Wegen uns. Murmelt Serena traurig und auch ich fange an zu brüllen. ,,Bitte Prinzessin, beruhigt euch!", keucht Luke, aber ich will zu Landon. Alles in mir schreit nach ihm. Im Korridor steht Elaisa, vom Lärm aufgeschreckt und sieht entsetzt zu der Szene. Luke und die anderen Wachen bringen Landon und mich in die Eingangshalle und Elaisa folgt uns. In der Eingangshalle steht er. ,,Was soll das?!", brülle ich ihn an er kommt mit einem durchdringenden Blick auf mich zu. Knapp vor mir kommt er zum stehen. ,,Ich habe den Verhandlungen nicht zugestimmt, damit du meine Befehle missachtest und dich mit dem Feind triffst." Sprachlos sehe ich ihn an, fauche ihn dann aber an. ,,Du kannst mich Mal! Landon ist mein Mate, er würde mir niemals wehtun, geschweige denn ist er mein Feind!" Ich trete um mich und drehe den Kopf. Landon wird von mehreren Wachen festgehalten, aber sein Blick liegt nur auf mir. Ich lächle ihn an, um ihn und mich zu beruhigen und er sieht mich zuversichtlich an. Im selben Moment ertönt eine dunkle Stimme. ,,Was ist hier los?" Alpha Mason steht in der Tür, der Alpha des Moon-Packs. Mit großen Schritten und düsteren Blick kommt er auf uns zu. ,,Wie könnt ihr es wagen, meinen zukünftigen Beta gefangen zu nehmen?! Lassen Sie ihn sofort los!", knurrt er die zitternde Wache an und nachdem mein Bruder nickt, ist Landon frei. Trotz allem ist er so schlau und stürmt nicht sofort auf mich zu, lässt mich aber nicht aus den Augen. ,,Die Verhandlungen sollten doch erst in wenigen Stunden stattfinden? Erklären Sie das!", knurrt Alpha Mason, was meinem Bruder, wie er nun einmal ist, überhaupt nicht gefällt. ,,Ich bin immernoch der Alpha des Shadow-Packs. Sprechen Sie gefälligst mit Respekt und erteilen Sie mir ja keine Befehle!" Obwohl Alpha Mason weitaus erfahrener ist, wirkt er in dieser Situation nicht wie der Stärkere Alpha. In diesem Moment eilen auch einige Wachen und Elaisa, zusammen mit einem älteren Mann in den Saal. Anscheinend hat Elaisa Verstärkung geholt. Schlaues Mädchen. Der ältere Mann sieht zu Landon, der ihm zunickt. Wahrscheinlich ist das sein Vater. ,,Was ist passiert?", knurrt der Mann und funkelt meinen Bruder an. ,,Ihr Sohn und meine Schwester haben sich vor den Verhandlungen getroffen, deshalb sind wir eingeschritten." ,,Die beiden sind Mates, sie können sie nicht ewig trennen!", ruft Landons Vater aus und zeigt auf uns. ,,Ich denke schon, dass ich das kann", knurrt mein Bruder erzürnt. Falscher Schachzug. Stelle niemals meinen Bruder in Frage. ,,Es ist ja nicht nötig zu erklären, dass die Verhandlungen hiermit beendet sind." Jeder hält den Atem an, selbst meine Wachen und keiner rührt sich. Bis ich um mich trete und auch Landon von seinem Vater festgehalten werden muss. Du musst etwas tun! Er darf das nicht! Winselt Serena, aber ich bekomme mich trotz Anstrengungen nicht los. ,,Ich hasse dich! Hörst du, ich hasse dich, du Arsch von einem Alpha!", rufe ich aus und sehe ihm dabei fest in die Augen. ,,Du wolltest das ich mit dir rede. Hier hast du es. Ich rede! Und ich hasse dich mit jeder Faser meines Körpers! Das werde ich dir niemals verzeihen!" Da ich seine Schwester bin und ihm als einzige so nah, kann nur ich den Anflug von Traurigkeit und Reue in seinen Augen erkennen, aber er fängt sich schnell. ,,Ich bringe dich an einen Ort, an dem du lernst, wie du mit deinem Alpha zu sprechen hast!" Ich keuche und kriege eine Hand vor, somit ist es mir möglich, ihm eine zu verpassen. Alle keuchen auf, doch mein Bruder starrt mich nur erbost an. ,,Ich mache dir einen Vorschlag, du verlorenes Schwein! Wenn du es schaffst, dich einen Monat lang von deiner Mate fernzuhalten, ist alles zwischen uns vergessen! Ansonsten werde ich dich auf ewig hassen und gegen dich arbeiten! Hast du verstanden?!", schleudere ich ihm ins Gesicht und er sieht mich geschockt an. Auch alle anderen sind sprachlos, denn das ist unmöglich. ,,Sie wird diesen Monat in deiner Nähe verbringen, aber du wirst ihr nicht zu nahe kommen! Einverstanden, du Mistkerl?!" Er macht einen Schritt zurück, schluckt kurz und sieht in erwartungsvolle Gesichter. Dann kommt er zu mir und nickt. ,,Weißt du was? Ich bin ein Alpha, der Stärkere und sowas ist für mich gar nichts. Einverstanden, du Zwerg", stimmt er mir zu und bedeutet den Wachen, mich loszulassen. ,,Und trotzdem kannst du dich von deinem Mate verabschieden, denn du wirst ihn eine Weile nicht sehen." Entsetzt keuche ich auf und auch Landon ist sprachlos. ,,Das kannst du nicht machen!" ,,Oh doch, ich kann!", knurrt er mich an. Das Moon-Pack ist aufgebracht und die Stimmung wird kritisch. Der eskaliernde Streit wird von einer zarten Stimme unterbrochen. Elaisa tritt aus den Mengen an Wachen heraus und wendet sich an meinen Bruder. ,,Alpha des Shadow-Packs. Es muss doch möglich sein, eine Lösung zu finden, nicht wahr?" Alle verstummen, selbst mein Bruder und er starrt sie an, mit einem Blick, den ich nicht einordnen kann. Elaisa wirkt nervös, redet dennoch weiter. ,,Mein Bruder ist ein ehrenwerter Mann, Alpha und ich versichere ihnen, dass er niemals zulassen würde, das ihr etwas passiert. Ich frage sie daher, was ist das Hindernis der beiden? Was macht ihnen Sorgen?" Ich merke wie die Stimmung kippt und Elaisas Vater sieht aus, als wüsste er nicht, ob er stolz oder besorgt aussehen sollte. Mein Bruder sieht enorm überfordert aus und starrt auf das Mädchen, bis er sich geräuschvoll räuspert. ,,Ich will mir nur ihrer Sicherheit bewusst sein, das ist alles." ,,Du-", knurre ich, aber Elaisa hebt die Hand und bringt mich so zum schweigen. Dann wendet sie sich wieder an den Alpha. ,,Wenn ihr also eine Sicherheit hättet, etwas, dessen ihr euch sicher sein könnt, würdet ihr dann zustimmen, Theresa für eine Weile ihrem Mate zu übergeben, damit sie sich besser kennenlernen und dann selber über ihr Schicksal entscheiden können?" Was sagt sie da? Auch alle anderen wirken verwirrt, besonders Landon und ihr Vater, aber mein Bruder fängt sich schnell. ,,Wenn es so etwas gäbe, wäre ich bereit, mit mir reden zu lassen. Was schlagt ihr vor?" Elaisa sieht zu Landon und dann zu mir, nickt und sieht dann meinem Bruder fest in die Augen. ,,Ich schlage einen Tausch vor." ,,Einen Tausch?", wiederholt mein Bruder und mustert sie argwöhnisch. ,,Inwiefern?" Elaisa lächelt. ,,Eure Schwester bleibt für zwei Monate im Moon-Pack und jemand aus unseren Reihen kommt für diese Zeit zum Shadow-Pack. So können Sie sich sicher sein, dass ihrer Schwester nichts passiert." ,,Und welcher wichtiger Werwolf sollte das sein?", fragt mein Bruder und betont daß wichtig dabei deutlich. Elaisa sieht zu ihrem Vater und zu ihrem Bruder, bis sie antwortet. ,,Das wäre dann wohl ich."

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