8. Kapitel

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Pov. Theresa

Nervös stehe ich neben meinem Mate und sehe dem Wagen hinterher, in dem mein Bruder und Elaisa sitzen. Der Gedanke sie ihm meinetwegen zu überlassen, bereitet mir ein schlechtes Gewissen, denn selbst ich konnte ihre gute Seele wahrnehmen. Sie ist ein gutes Mädchen mit einem großen Herzen und muss jetzt meinen Bruder begleiten. Selbst Serena ist still, freut sich innerlich aber, da wir bei unserem Mate sein können. Das freut dich doch auch. Murmelt Serena grummelnd und ich seufze laut auf, was die herumstehenden Mitglieder des Moon-Packs aus ihrer Trance reißt. Sie lösen ihre teils besorgten, teils feindseligen Blicke vom Wagen und alle sehen mich an. Zwar bin ich als Schwester des Alphas Aufmerksamkeit gewöhnt, allerdings kann ich ihre Blicke nicht deuten und das gefällt mir nicht. Immerhin bin ich eine vom Shadow-Pack und wir haben keinen besonders guten Ruf. Landon sieht mich liebevoll an und gemeinsam steigen wir in unseren Wagen. ,,Wir machen uns einfach alle nur Sorgen, Elaisa war noch nie irgendwo anders als bei uns Zuhause. Das Ganze fällt meinem Vater sehr schwer." Unauffällig linse ich zum Beta des Moon-Packs, der als Einziger noch dem anderen Wagen hinterher sieht. Seufzend zieht mich Landon in seine Arme und drückt mir einen Kuss auf dem Scheitel. ,,Du riechst gut", bemerkt er und ich sehe mit erhobener Augenbraue zu ihm auf. ,,Danke?", sage ich unsicher und er kichert. Meine Augenlider werden schwer und ich kuschel mich in seine warme Brust. Mate. Schnurrt Serena noch und ich schlafe langsam ein, spüre aber noch, wie Landon mir sanft über das Haar fährt. Nach unbestimmter Zeit öffne ich die Augen und reibe sie mir, um den letzten Schlaf zu vertreiben. Augenblicklich bemerke ich Landons Abwesenheit und streiche mir die Haare aus dem Gesicht, um mich umzusehen. Dann bemerke ich die Geräuschquelle, wegen der ich aufgewacht bin. Ich rappele mich auf und sehe aus dem Fenster. Nur wenige Meter vom Wagen entfernt, stehen mehrere Männer, die lautstark miteinander diskutieren. ,,Sie bleibt nicht hier, das erlaube ich nicht!", höre ich einen der Männer brüllen. Er hat stark ergrautes Haar und einer der Ältesten. ,,Und dieser Bastard hat Elaisa, wie konntest du das zulassen, Harry?!" Er deutet mit dem Finger auf Landons Vater, der die Arme vor der Brust verschränkt. ,,Sie sind Mates, keiner kann sich gegen einen Bund wie diesen stellen", sagt er mit ruhiger Stimme, aber auch in seinen Augen lodert ein Feuer. Der Alte lacht trocken und schreit weiter. ,,Mates, das ich nicht lache! Wir werden keine vom Shadow-Pack bei uns aufnehmen, sie ist doch nur eine Spionin, die deinem Sohn den Kopf verdreht hat!" Landon tritt vor und knurrt animalisch auf. Heiß! Kommentiert Serena sein Auftreten und ich sehe beinahe ihre hechelnde Zunge. Falscher Zeitpunkt, Serena. Diese Fehde dauert nun schon eine Ewigkeit und keiner weiß mehr, wieso wir uns eigentlich hassen. Kopfschüttelnd verlasse ich den Wagen. ,,Wage es nicht, so etwas zu behaupten. Mein Sohn war bereit in das Schloss des Shadow-Packs zu rennen, nur um dieses Mädchen zu sehen. Warum sollte er das für sie tun, wäre sie nicht seine Mate? Im Übrigen wissen wir beide, dass der Bund von Mates unzertrennlich ist, nicht wahr?", betont der Beta und der Alte sieht ihn nur beleidigt an. ,,Sie ist nicht seine Mate", knurrt der Alte noch leise und ich habe das Gefühl, dass er nicht von Landon und mir spricht. Ich ergreife Landons Hand und er sieht mich erleichtert an. Der Alte funkelt mich an und auch alle anderen blicken zu mir. ,,Ich will wirklich keine Probleme machen, Sir. Ich bin mir sicher, dass es ihr gut geht." Der Alte macht einen Schritt vor und hebt drohend den Zeigefinger. ,,Das will ich auch hoffen, wenn meiner Enkelin etwas passiert, bist du einen Kopf kürzer!" Auf diese Drohung hin, knurrt Landon laut und der Alte geht einige Schritte zurück. ,,Die Kleine wird uns nur Probleme machen. Irgendetwas wird fürchterlich schiefgehen und dann werdet ihr euch an meine Worte erinnern." Mit diesen Worten dreht er sich um, verschwindet in einem der Häuser und knallt die Tür hinter sich zu. Mit einem mulmigen Gefühl blicke ich in die Runde. Harry, Landons Vater, sieht mich eine Weile an und wendet sich dann den anderen zu. ,,Wir gehen die paar Meter zu Fuß, der Wagen ist nicht mehr zu gebrauchen." Verwirrt drehe ich mich um und entdecke tiefe Kratzspuren an der Frontseite, die den Wagen unbrauchbar gemacht haben. Wir machen uns auf den Weg und ich kann schon nach wenigen Minuten das Anwesen ausmachen. ,,Landon, ist der Alte dein Großvater?", frage ich meinen Mate unverblümt, der sich mit seiner freien Hand die Augen reibt. ,,Ja...", murmelt er kaum verständlich. ,,Er ist der Vater meiner Mutter. Sie ist vor Jahren verschwunden und mein Rudel gibt deinem Rudel bis zum heutigen Tag die Schuld daran. Hier wurde sie für tot erklärt. Mein Vater hat irgendwann aufgehört nach ihr zu suchen, aber George und Ron, mein Großvater und mein Onkel suchen noch immer. Sie machen oft Ärger, es ist ein Wunder, dass sie noch nicht vor Gericht gekommen sind. Was soll ich sagen, mein Großvater hat erfahren, dass Elaisa im Shadow-Pack ist und du hier bei uns bist. Das gefällt ihm überhaupt nicht, deshalb hat er uns als Wolf angehalten, um in Erfahrung zu bringen, ob das wahr ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie etwas Großes vorhaben, irgendetwas Dummes, aber mein Vater teilt meine Bedenken nicht. Allgemein habe ich seit meiner Geburt keine Beziehung zu der Familie meiner Mutter, sie benehmen sich sehr seltsam und abstoßend in meiner Gegenwart. Elaisa hingegen vergöttern sie. Mein Großvater hat nach dem Verschwinden veranlasst, dass Elaisa nicht mehr raus durfte. Eigentlich hat er meinem Vater gedroht und da er nicht wollte, dass mein Großvater Ärger macht, hat er dem zugestimmt. Natürlich hat das Elaisa nie gefallen, aber sie hat sich damit abgefunden. Sie ist der Engel des Rudels und keiner findet es gut, sie im Shadow-Pack zu wissen." Aufmerksam höre ich ihm zu, bis wir beinahe vor dem Anwesen stehen. ,,Weißt du, warum er dich ablehnt? Du bist immerhin der Sohn des Betas, was hat er gegen dich?" Landon zuckt mit den Schultern und zusammen betreten wir das Anwesen, umringt von etlichen Angestellten, die uns begrüßen. An der großen Treppe fallen mir zwei der Diener besonders ins Auge. Ich weiß nicht wieso, bis ich merke, dass Elaisas Duft an ihrer Stelle in der Luft liegt. Die Zofe hat die Arme vor der Brust verschränkt und mustert mich argwöhnisch. Neben ihr steht ein Mann, der sich formell vor uns verbeugt. Auch die Zofe macht einen kleinen Knicks, wenn auch sehr widerwillig. ,,Julian, Lucie, wie ist es euch während unserer Abwesenheit ergangen?", begrüßt Landon die beiden und Julian lächelt leicht. ,,Das Haus ist nicht zusammengestürzt, ich sehe das Mal als positiv an." Das Personal kann ja sogar witzig sein. Ich muss kurz auflachen, verkneife es mir dann aber doch. Sofort fällt der Blick der Zofe, Lucie, auf mich und sie durchlöchert mich beinahe. ,,Miss Dolan, wie war die Reise? Wie ich hörte, wurden Sie bereits von Beta Landons Großvater begrüßt. Doch hoffentlich ein angenehmes Gespräch, nicht wahr?", zischt sie mich an. Miststück. Faucht Serena, doch ich antworte besser nichts darauf. Lucie weiß genau, wie das Treffen verlaufen ist. Derzeit bin ich hier nur Gast, also muss ich mich wohl oder übel benehmen und wenn nötig auch beweisen. Deshalb setze ich ein strahlendes Lächeln auf. ,,Aber sicher, Miss Lucie. Es war sehr angenehm. Ich weiß nicht, was ich besser fand, als der Herr den Wagen zerkratzt oder mich bedroht hat, beides war sehr amüsant." Geb's ihr! Jubelt Serena, aber ich schlage mich innerlich für diesen nicht geplanten Ausbruch. ,,Dann freut es mich natürlich", erwidert Lucie mit einem Lächlen, dass genauso falsch wie meines ist. Landon tritt zwischen uns. ,,Miss Lucie, Theresa, beruhigt euch. Es war eine anstrengende Reise und wir müssen uns jetzt alle beruhigen. Miss Lucie, bringen Sie Theresa bitte in das Zimmer meiner Schwester und bereiten Sie sie für das Abendessen vor." ,,Was?!", rufen wir beide entsetzt aus. ,,Bei meinem Glück ertränkt sie mich in der Badewanne!", sage ich erbost und deute mit dem Finger auf sie. ,,Mit Vergnügen! Sie kann nicht in das Zimmer von Elai- Miss Bennet, das gehört sich nun wirklich nicht!", zischt Lucie und wedelt wild mit den Armen herum. ,,Wenn es nur um das Zimmer geht, ich kann auch in einem anderen-", setze ich an, doch Landon unterbricht mich. ,,Nein, du beziehst Elaisas Zimmer. Und Miss Lucie wird dir helfen." Maulend und zetternd gehen wir die Treppe herauf und betreten das Zimmer von Elaisa. Es ist kein typisches Mädchenzimmer, ist in hellen warmen Farben gehalten und gibt durch ein großes Fenster die Sicht auf ein prächtiges Blumenmeer frei. Lucie führt hinter mir leise Selbstgespräche und rammelt mit einigen Sachen herum. Ich hingegen nehme auf einem kuscheligen Sack Platz und verschränke die Arme hinter dem Kopf. Nach einer Weile, in der Lucie mit Absicht Krach gemacht hat, stehe ich abrupt auf und wende mich ihr zu. ,,Miss Lucie, ich werde im Garten spazieren gehen, ich komme später zur Ankleide." Somit verlasse ich das Zimmer und stürme in den Garten. Auf einer Wiese lasse ich mich nieder, genieße das Zwitschern der Vögel und halte das Gesicht in die Sonne. Plötzlich spüre ich die Wärme nicht mehr und ein Schatten fällt über mich. Unglücklich öffne ich die Augen und entdecke Lucie, die die Hände an den Hüften hat und mich voller Zorn ansieht. ,,Natürlich machen Sie sich ein schönes Leben, während die arme Elaisa bei ihrem Monster von Bruder bleiben muss, damit Sie sich gut fühlen. Schämen Sie sich eigentlich nicht?!", brüllt sie mich an, doch ich bemerke die Tränen in ihren Augen. Ich setze mich auf und lächle sie mitfühlend an. ,,Sie haben Elaisa bei ihrem Namen genannt. Sie ist eure Freundin, nicht wahr?" Lucie sieht mich erschrocken an, denn normalerweise darf das Personal Höhergestellte nicht beim Namen nennen. ,,Komm, setzen Sie sich", biete ich ihr an und klopfe auf den Platz neben ihr. Langsam nimmt sie neben mir Platz und reckt dann herausfordernd den Hals. ,,Elaisa hat sich selbst entschieden, mit mir zu tauschen und glauben Sie mir, ich bin ihr sehr dafür. Mein Bruder braucht die Kontrolle über alles und jeden. Ihr geht es bestimmt gut, vertrauen Sie mir, aber niemand hat Elaisa zu dieser Tat gezwungen, es war ihre eigene Entscheidung, von der sie keiner abringen konnte." Lucie vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen und fängt an zu weinen, weshalb ich sie in den Arm nehme. ,,Elaisa ist unschuldig, sie will immer das Beste für alle anderen. Ich freue mich, dass Mister Landon glücklich ist, aber ich bin besorgt um Elaisa. Eure Bruder ist nicht gerade wegen seiner Freundlichkeit und Gnade bekannt." Ich schüttle den Kopf und streiche ihr mit der Hand über den Kopf. ,,Nein, da muss ich zustimmen, aber ich habe das Gefühl, dass die beiden gut miteinander auskommen werden. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass mein Bruder sie mag. Er wirkte...", setze ich an, weshalb Lucie zu mir aufsieht. ,,...glücklich. Ich habe ihn noch nie so glücklich gesehen."

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