Pov. Derek
Ich lehne mich mit dem Arm gegen den Holzbacken, der sich an der Seite des Fensters befindet und sehe in die dunkle Nacht hinaus. Der Regen wütet noch immer und treibt sein Unwesen, doch ich warte auf Hauptmann Leroy. Am Liebsten würde ich ihn verprügeln und auf alle Zeiten in den Kerker werfen, nur weil er meine Mate angefasst hat. Ich unterdrücke nur schwer ein Knurren und balle die Hände zu Fäusten. Er hat sie angefasst. Er hat sie verletzt. Wütet Ash aufgebracht und ich schließe die Augen, um mich zu kontrollieren. Sekunden später öffnet sich die Tür und Hauptmann Leroy satuliert. ,,Alpha", grüßt er mit kalten Augen, doch ich sehe, dass er stolz auf sich ist, Elaisa ,,überführt" zu haben. Und das macht mich unglaublich sauer. ,,Hauptmann, wie ich feststellen musste, haben Sie meinen Gast belästigt und die Treppe heruntergezerrt. Einen Gast, der unter meinem Schutz steht." Ich sehe stur aus dem Fenster und sehe ihn nicht an, doch ich bemerke seine Verwirrung. ,,Wie bitte? Euer Gast hat euch bestohlen und hinters Licht geführt. Ihr solltet dankbar sein, dass ich sie überführt habe, bevor schlimmeres passieren konnte." Mit einem animalischen Knurren wirble ich herum, packe ihn am Hals und drücke ihn gegen die Wand. Fassungslos sieht er mich an und sein Gesicht wird mit jeder Sekunde blasser. ,,Alpha, was hat das Miststück mit euch gemacht?", keucht er hervor und meine Augen werden blutrot. Niemand beleidigt Elaisa! Pflichtet Ash mir bei und ich presse die Lippen aufeinander. ,,Schlechter Schachzug, Wolf. Ihr beleidigt unter keinen Umständen meine", beginne ich und überlege dann. ,,Meine Vertraute. Sie ist sehr wichtig für mich und ich werde solche Handlungen nicht dulden, weder von euch, noch von sonst irgendjemandem." Leroy wird blass und versucht, meine Hand von seinem Hals zu entfernen, jedoch ohne Erfolg. Gerade will ich ihm den Hals zerquetschen, als Eric herein stürmt und mich von ihm wegzerrt. Leroy holt tief Luft und geht auf die Knie, japst nach Luft. Eric hält mich am Arm zurück. ,,Du kannst ihn nicht umbringen. Das Volk würde nach einer Erklärung verlangen und deine ist nicht besonders gut." Ich funkle ihn an, aber er hat Recht. Fast das gesamte Rudel ist gegen das Moon-Pack und wenn ich den Hauptmann wegen meiner Gefühle zu der Tochter des Betas jenes Rudels umbringen würde, könnte es zu einem Aufstand kommen. Ich reiße mich von meinem Beta los und packe Leroy wieder, diesmal nicht ganz so stark, am Hals. Sein triumphierender Blick gefällt mir dabei überhaupt nicht. ,,Wirf ihn in den Kerker", befehle ich Eric und Leroy reißt die Augen auf und spuckt Blut. ,,Das könnt ihr nicht machen! Ich bin der Hauptmann?", widerspricht er und ich lege den Kopf schief. ,,Natürlich kann ich. Ich kann euch auch das Genick brechen, wenn euch das lieber ist. Dafür finde ich ganz sicher eine Erklärung." Er funkelt mich an und ich lasse ihn los. Eric zerrt ihn auf die Beine und zwei Wachen auf dem Gang bringen ihn in den Kerker. Seufzend fülle ich mir ein Glas von meinem besten Wein ein und lasse mich auf den Sessel plumpsen. Eric beobachtet mich argwöhnisch. ,,Du kannst nicht alle so behandeln, nur weil sie Elaisa zu nahe kommen. Das könnte Fragen aufwerfen. Und überhaupt, du bist weder Teil ihrer Familie, noch ihr Mate, zumindest noch nicht." Ash grummelt und ich zucke mit den Schultern. ,,Wer Ärger mit Elaisa hat, hat auch mit mir Ärger." Das kommentiert Eric mit einem Augenrollen. ,,Wie romantisch du doch bist." Ich grinse ihn an, bis sich mein Gesicht versteinert. Denn ich höre einen Schrei. Elaisas Schrei. Elaisa! Knurrt Ash auf und im nächsten Moment bin ich schon aus der Tür. Eric folgt mir verwirrt, denn er kann sie nicht hören, ich vernehme ihn wegen meinem Alphagehör. Schlitternd komme ich vor ihrer Tür zum stehen, will eintreten, doch meine Wachen stellen sich mir in den Weg. Sie stellen sich ihrem Alpha in den Weg. Töte sie! Knurrt Ash und meine Augen werden blutrot, was sie zum Schlucken bringt. ,,Lasst mich auf der Stelle in dieses Zimmer." Sie zucken zwar zusammen, schütteln aber den Kopf. ,,Wir tun, was getan werden muss. Diese Frau ist eine Bedrohung für das gesamte Rudel, nur weil ihr euch von ihr verführt haben lasst. Von einer billigen Hure", spricht einer der beiden und augenblicklich liegt er schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden. Sein Kollege folgt ihm nur wenige Sekunden. ,,Wagt es ja nicht, sie zu beleidigen!", brülle ich außer mir und trete wortwörtlich die Tür ein. Der Anblick lässt mich rasend werden. Leroy hat Elaisa an den Armen gepackt und drückt sie gegen die Wand. Eine von Elaisas Zofen hält eine Schere in der Hand und will sich an Elaisas Haare machen. Zudem hält Leroy Elaisa ein Messer an die Kehle. In Sekunden bin ich bei Elaisa, schleudere Leroy durch den Raum und stoße die Zofe beiseite, die sich den Kopf an der Kommode stößt. Ich nehme Elaisa in meine Arme, woraufhin sie zu weinen beginnt. Dann sieht sie zu ihrer Zofe. ,,Warum?", flüstert sie und dann etwas lauter. ,,Warum, Joyce?" Diese hält sich den blutenden Kopf und sieht hasserfüllt zu ihr. ,,Leroy hat einen Orden verdient, dafür dass er euch ertappt hat! Eine Beförderung oder die Ehre, euch persönlich den Hals aufzureißen!", zischt die Zofe und ich spanne mich an. ,,Mein Mate steht weitaus über euch, Sie verdammte Schlampe!" Erschrocken klammert sich Elaisa an mir fest und ich gebe den hereinstürmenden Wachen meine Befehle. ,,Miss Joyce, Ex-Hauptmann Leroy und die beiden Wachen vor der Tür werden an unserer Grenze abgesetzt. Sie sind vogelfrei. Sollte einer von ihnen jemals wieder einen Fuß auf unser Gebiet setzen, ereilt sie auf der Stelle der Tod." ,,Nein!", kreischt Joyce auf und kriecht zu ihrem Mate. ,,Ich könnte ihnen die Kehle aufreißen, Miss Joyce", wiederhole ich meine Worte und sie will auf uns losgehen, als einer der Wachen sie packt. ,,Sie verdammt Hure!", kreischt sie und strampelt um sich, doch die Wachen zerren sie und den bewusstlosen Leroy aus dem Zimmer. Ich wende mich wieder Elaisa zu, die unaufhörlich zittert. Vorsichtig lege ich eine Hand auf ihre blauanlaufende Wange und sie schließt die Augen. ,,Beruhige dich, Elaisa. Sie werden weit weg von hier gebracht." Sie nickt und versucht ein kleines Lächeln. Meine Elaisa. Ash schnurrt, als sie mir unbedacht über die Brust fährt. Ich beiße mir auf die Lippe und beuge mich vor, um ihr einen langen Kuss zu geben. Nach einem Moment lösen wir uns und ich sehe mich in ihrem Zimmer um. Alles ist verwüstet und somit das Zimmer unbewohnbar. Natürlich könnte sie in einem der fünfzig anderen Gästezimmer schlafen, aber ich will sie heute Nacht bei mir wissen. Also hebe ich sie in meinen Armen hoch und trage sie durch die dunklen Flure zu meinem Gemach. Dort stoße ich die Tür mit meinem Fuß auf und trage sie zu dem großen Himmelbett, das an der Wand steht. An der Kopfseite befindet sich ein großes Zimmer und der Mondschein scheint auf das Bett. Vorsichtig lege ich sie auf dem Bett ab und ziehe ihre Schuhe aus. Ich streife mir das Hemd über den Kopf und spüre ihre Blicke auf mir. Sie rückt ein wenig beiseite, als ich mich zu ihr lege, ziehe sie in meine Arme und drücke ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie nimmt meine Hand und spielt mit ihr, bis sie sie auf ihren Bauch ablegt. Wenig später ist sie eingeschlafen und ich betrachte sie noch eine Weile, in der Ash und ich abwechselnd seufzen. Auch ich bin später eingeschlafen, mit ihr in meinen Armen.
Am nächsten Morgen scheint mir die Sonne ins Gesicht und ich strecke mich. Ich klopfe das Bett nach Elaisa ab, kann sie aber nirgends entdecken. Ein wenig besorgt setze ich mich auf, doch in dem Moment geht die Tür auf und Elaisa betritt mit einem Tablet das Zimmer. Sie hat sich bereits umgezogen, trägt ein langes, weißes Kleid und hat die Haare zurückgeflochten, wobei einzelne Strähnen ihr Gesicht umspielen. Mit einem strahlenden Lächeln kommt sie auf mich zu und hüpft zu mir ins Bett. ,,Du warst noch nicht wach, also habe ich Frühstück aus der Küche geholt. Ich wusste nicht was du magst, also habe ich von allem etwas geholt." Ich lächle, küsse sie auf die Schulter und lehne mich zurück, um spielerisch den Mund zu öffnen. Sie gibt ein vergnügtes Lachen von sich und füttert mich mit einer Erdbeere. ,,Weißt du", sage ich mit vollem Mund und schlucke dann die Erdbeere herunter. ,,Ich hatte noch nie Frühstück im Bett." Sichtlich schockiert reißt sie die Augen auf und schüttelt dann den Kopf. ,,Ich kann es nicht fassen, dass jemand noch nie im Bett gefrühstückt hat. Jeder hat das doch schonmal gemacht", murmelt sie ungläubig, doch ich schüttle grinsend den Kopf. Die nächste halbe Stunde kuscheln wir, füttern uns und reden über alles mögliche, nur nicht über ihre Mutter und das, was gestern passiert ist. Aus irgendeinem Grund kann ich ihr für den Diebstahl nicht böse sein. Sie wollte wissen, ob mein Rudel etwas mit ihrem Verschwinden zutun hatte und ich war mehr als schockiert, als sich rausstellte, dass Ivaine ihre Mutter ist, die Frau, die wie eine zweite Mutter für mich ist. Sie ist oftmals am Hof und hat uns besucht und alle haben sie immer für ihre Stärke bewundert, so viele Jahre ohne ihren Mate überstehen zu können. Elaisa tut mir unglaublich leid, denn zu sehen, dass die entführt geglaubte Mutter ein Leben wie eine Prinzessin führt, muss hart sein. Sanft streichle ich ihr über den Kopf, bis sie sich aufsetzt und mich auffordernd ansieht. ,,Ich würde gerne im Park spazieren gehen, ich brauche etwas frische Luft. Begleitest du mich?", fragt sie mit leuchtenden Augen und sieht dabei so niedlich aus, dass ich ihr in die Wange kneife. ,,Es wäre mir ein Vergnügen", lächle ich, packe sie an den Hüften und drücke sie in die weißen Lacken. Sie lacht, als ich sie durchkitzle und ihr Gesicht küsse. Lachend befreit sie sich aus meinem Griff, springt aus dem Bett und ruft mir noch zu: ,,In einer halben Stunde am Tor", und verschwindet dann aus dem Zimmer. Ash schnurrt vergnügt und ich stehe auf, ziehe mich um und mache mich mit dem breitesten Grinsen auf den Weg zum öffentlichen Park. Die Wachen sehen mich verwundert an, schließlich habe ich gestern beinahe meinen Hauptmann getötet, aber ich begebe mich unbeschwert zum Tor. Dort warte ich eine Weile, da ich viel zu früh dran bin und sehe erfreut aus, als ich ihr herrliches Lachen schon von Weitem höre. Elaisa rennt auf mich zu, in einem aprikosenfarbenden Kleid und springt mir in die Arme. Auf ihrem Kopf prangt ein Strohhut, der mit einer rosanen Schleife versehen ist. Hand in Hand durchqueren wir den Garten und reden über alles mögliche. Die Sonne tut ihr Bestes und die Blumen leuchten in einer Pracht, die Elaisa den Atem raubt. Sie entdeckt eine Blume, die den Kopf hängen lässt und Elaisa tritt mit gerunzelter Stirn näher. Plötzlich richtet sich die Blume auf und leuchtet stärker als alle anderen. Verwirrt sehe ich Elaisas ausgestreckte Hand, aus der kleine Funken kommen und scheinbar der Blume Kraft geben. Oftmals vergesse ich einfach, dass sie eine halbe Fee ist. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und wir gehen weiter, bis wir ein leises Weinen vernehmen. Elaisa zieht besorgt die Stirn kraus und wir suchen nach dem Ursprung des Weinens. Hinter dem Brunnen sitzt ein kleines Mädchen, ihre Hände bedecken ihr Gesicht und sie hat die Beine zu sich gezogen. Elaisa kniet sich zu ihr runter und streicht der Kleinen über den Kopf, die daraufhin erschrocken aufsieht. Sofort erkenne ich das kleine Mädchen und sehe mich nach ihren Eltern um. Stellt sich nur noch die Frage, wie ich Elaisa erklären soll, wer da vor ihr sitzt. Verdammt. ,,Hallo, mein Name ist Elaisa. Wer bist du?", tastet sich Elaisa vorsichtig ran und das Mädchen reibt sich die geröteten Augen. ,,Ich bin Katherine", bringt sie mit einem leichten Schluckauf hervor. Elaisa scheint nicht im Mindesten, als wüsste sie, wer Katherine ist. Ich beiße mir auf die Lippe, will die Situation nicht schlimmer machen. ,,Na dann, Katherine. Warum weinst du denn?" ,,Ich kann meine Eltern nicht finden", schluchzt sie herzzerreißend. ,,Derek und ich werden dir helfen, sie zu finden. Na komm", verspricht Elaisa mit einem Lächeln und zieht Katherine auf die Beine. Dann wendet sie sich an mich. ,,Du kennst doch sicher ihre Eltern, nicht wahr?", fragt sie mich und ich reibe mir die Augen. ,,Ja, natürlich, aber...", setze ich an und Elaisa legt den Kopf schief. Nicht jetzt. Das ist auf jeden Fall nicht der richtige Zeitpunkt. Da stimmt mir selbst Ash zu. Seufzend gehe ich vor und werfe ab und zu einen Blick zurück und der Anblick der sich mit bietet, ist unglaublich süß. Elaisa hat Katherine an die Hand genommen, beide haben ein Lächeln auf den Lippen und reden leise miteinander. Elaisa lacht leise und ich bemerke, wie Katherine sie eingehend betrachtet. Erst da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Katherine kennt sich hier bestens aus und weiß ganz bestimmt auch, wo ihre Eltern sind. Das war ihr Plan. Um Elaisa kennenzulernen. Irgendwie bin ich beeindruckt von der Kleinen.
Fünf Minuten später stehen wir vor dem Gemach von Katherines Eltern. Ich muss es ihr jetzt sagen. Daher wende ich mich zu Elaisa um. ,,Elaisa, da ist etwas, das du wissen solltest." In dem Moment geht jedoch die Tür auf und Mike tritt aus dem Zimmer. Verwirrt sieht er uns alle an, geht dann aber in die Hocke und Katherine springt in seine Arme. ,,Katie, wo warst du denn? Wir waren schon in Sorge", fragt Mike seine Tochter und selbst Elaisa fängt an, zu begreifen. Ihre Augen werden groß und sie schlägt sich eine Hand vor den Mund. ,,Ich habe nach meiner Schwester gesucht, Papa. Sie ist toll", schwärmt Katie und deutet auf Elaisa, die noch immer völlig versteinert neben ihr steht, dann sieht sie mich an. ,,Du wusstest das", klagt sie mich an, doch ich zucke nur ergeben mit den Schultern. Plötzlich tritt Yvaine hinter ihren Mate und bemerkt nach wenigen Augenblicken ihre Töchter. ,,Elaisa", murmelt sie mit einem sanften Lächeln, doch ihre Augen sind wässrig und zeigen deutlich ihre Traurigkeit. Auch Elaisa kann die Tränen nur mühsam zurückhalten und ich nehme unbemerkt ihre Hand, woraufhin sie tief durchatmet. ,,Mama", sagt sie mit zittriger Stimme. ,,Wir haben Katie gefunden und zurückgebracht." Yvaine nickt und wendet sich dann mit tadelden Blick an ihre jüngste Tochter. ,,Das war doch Xaviers Idee, nicht wahr? Typisch. Dein Bruder hat nur Flausen im Kopf", meckert sie mit einem leichten Kopfschütteln und beinahe zeitgleich erscheint Xavier hinter ihr. ,,Da bist du ja Katie. Hat es geklappt? Oh, hallo Elaisa", sagt er mit einem ehrlichen Lächeln, als er sie entdeckt. ,,Wollt ihr nicht hereinkommen?", fragt Mike vorsichtig und es vergeht eine Weile, bis Elaisa leicht nickt.
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You will forever be my always
LobisomemUnter den Menschen leben übernatürliche Wesen, darunter Werwölfe und sogenannte Mischlinge. Zwei große Rudel beherrschen diese Welt, das Shadow-Pack und das Moon-Pack und diese beiden sind bis auf das Blut miteinander verfeindet, bis eine schicksalh...