11. Kapitel

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Pov. Elaisa

Schnell packe ich die Dokumente, hebe mein Kleid an und schiebe sie in den Gürtel, der sich als Sicherung unter meinem Kleid befindet. Ich schließe die Schublade und renne um den Tisch herum. Gerade rechtzeitig, denn in dem Moment öffnet sich die Tür und der Alpha betritt den Raum.
Verwirrt bleibt er erst stehen, schließt dann aber die Tür und tritt zu mir. ,,Miss Bennet, was führt mich zu dieser Ehre?", sagt er mit seiner rauen Stimme und ich schwanke kurz, kann aber durch den Schreibtisch Halt finden. ,,Ich wollte mich noch einmal persönlich bedanken, für das Geschenk und die Gastfreundschaft", stammle ich vor mich hin und er kommt näher. Ich stoße mit meiner Hüfte an den Schreibtisch und kralle mich in das Holz. Der Alpha kommt mir näher und plaziert seine Hände rechts und links neben meinem Körper. Mir wird schwindelig, als mich sein rauer Atem trifft. ,,Miss Bennet... Werden Sie das Kleid anziehen?", haucht er mit dunkler Stimme an meinem Ohr und ich schließe die Augen. Ich flüstere ein klägliches Ja. Als ich meine Augen benommen wieder öffne, sieht er mich mit dunklen Augen an und ich kann sogar einen Hauch Rot erkennen. Die Augen eines Alphas werden rot, wenn er wütend oder erregt ist. Da er vermutlich nicht wütend ist, ist er... Ob er mich auffangen wird, wenn ich falle? In Büchern fängt der Mann die Frau immer auf, wenn sie aus irgendeinem Grund fällt. Oh, das ist eine dumme Idee, aber ich tue es trotzdem. Ich knicke absichtlich weg und lasse mich fallen. Als hätte er nur darauf gewartet, schlingen sich seine Arme um meine Taille und ich vergesse einen Moment lang zu atmen. Ich liege in seinen Armen, nur seiner Gnade ausgesetzt und sehe ihm in die Augen, die deutlich röter geworden sind. Sanft streicht er mir eine Strähne aus meinem Gesicht und beugt sich vor, um mir einen hauchzarten Kuss auf die Stirn zu geben. ,,Miss Bennet, bereiten Sie sich für unseren Abend vor. Ich erledige alles andere." Seine Stimme strotzt nur so vor Männlichkeit und ich nicke  automatisch. Langsam zieht er mich zu sich, weshalb ich in seinen Armen liege, das Ohr an seine Brust gelegt und seinem Herzschlag lauschend. Der Alpha presst mich an sich, vergräbt das Gesicht in meinen Haaren, fährt mit seinen Lippen meinen Hals entlang. An einer bestimmten Stelle meines Halses drückt er einen weiteren Kuss auf und mir entfährt ein leises Stöhnen. Langsam löse ich mich von ihm, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt und gehe auf die Tür zu. Bevor ich gehe, drehe ich mich noch um. ,,Wir sehen uns in einer halben Stunde an der Marmortreppe. Kommen Sie nicht zu spät", gebe ich von mir und bin abermals fassungslos über das Verlangen in meiner Stimme. Der Alpha nickt hypnotisiert und ich begebe mich auf den Flur. Dort atme ich erstmal aus und erkenne erst dann, dass ich schon wieder nachgegeben habe. Das darf niemand jemals erfahren, erst recht nicht aus meinem Rudel, sonst würde womöglich noch ein Krieg ausbrechen. Schwer atmend mache ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer, dass ich auch nach wenigen Minuten finde. Dort erwarten mich bereits meine Zofen, die mich beinahe ins Zimmer ziehen. Ich gebe einen überraschten Laut von mir und werde direkt auf einen Stuhl gesetzt. ,,Wir bereiten euch jetzt vor. Senna, hol das Kleid!", hetzt Joyce durch das Zimmer und erteilt jedem Befehle. Senna bringt das Kleid, Clari hat die Schminke in ihren Armen und Medea einen Haufen Schuhe und Schmuck. Mit offenem Mund starre ich alle an. ,,Ich habe kein Date mit dem Alpha und heirate auch nicht, wieso der ganze Aufwand?", frage ich verwirrt und Medea schnaubt. ,,Der Alpha hat noch nie so viel Zeit mit einem Mädchen verbracht. Außerdem gibt es kaum Anlässe, wegen denen wir jemanden einkleiden könnten." Ich nicke nur und gebe mich geschlagen. Es ist kein Date. Es ist kein Date. Das versuche ich mir mehrmals klarzumachen, aber seltsamerweise fühlt es sich wie eines an. Schnell lege ich die Dokumente noch unbemerkt unter mein Kopfkissen, während sie über meine Haare diskutieren. Das darf keiner sehen. Die Mädchen stecken mich in das rote Kleid, allerdings verdecken sie den Spiegel, da es eine Überraschung sein soll. Sie springen so lange um mich herum und geben mir unzählige Tipps, dass ich fürchte, ich wäre diejenige, die zu spät kommt. Doch nach fünfundzwanzig Minuten lassen sie von mir ab, führen mich zum Spiegel und entfernen das Tuch von ihm. Mir stockt der Atem und ich präge mir dieses Bild ein. Das kann unmöglich ich sein. Das Kleid sitzt sehr eng und enthüllt mehr Dekolleté, als ich es gewohnt bin, aber nicht zu viel. Meine Augen sind dunkel und meine Lippen in einem verführerischen Rot geschminkt worden. Ich trage schwarze Ohrringe und schwarze Schuhe mit hohen Absätzen. Wenn ich heute noch einmal fallen sollte... Meine Haare aufwendig gestaltet, sodass sie lockig und verführerisch auf meinen Schultern liegen. Ich drehe mich um und bedanke mich mehrfach bei ihnen, bis sie mich zur Marmortreppe drängen. Von oben sehe ich den Alpha am Ende der Treppe, in einem schwarzen Hemd und gestylter Frisur. Am Liebsten will ich direkt in seine Arme rennen, aber, zum Glück, hält mich Medea auf. ,,Wartet!", zischt sie leise. ,,Sie müssen die Treppe hinuntermodeln, verstehen Sie? Zeigen Sie, was Sie haben. Der Blick, denkt an den Blick, den verführerischen Augenaufschlag! Den Hüftschwung dürft ihr auch nicht vergessen, aber der nicht zu extrem. Jetzt geht!" Nervös sehe ich zu ihm und in dem Moment schlägt die Uhr halb acht, zur vereinbarten Zeit. Mit neuem Mut gehe ich an oberen Rand der Treppe und schreite sie gemächlich hinunter. Der Alpha sieht auf und bleibt in seiner Position. Mein Herz schlägt wie wild, doch ich vergesse nicht den Augenaufschlag und den Hüftschwung, von dem aber nicht zu viel. Elegant komme ich am Ende der Treppe an und danke der Mondgöttin, dass ich nicht gestolpert bin, denn die Schuhe sind extrem hoch. Der Alpha hält mir mit dunklen Augen seine Hand hin, die ich schleunigst ergreife. Sanft drückt er einen Kuss auf meinen Handrücken. ,,Ihr seht bezaubernd aus, Miss Bennet", haucht er mit rauer Stimme und sieht mir dabei in die Augen. Ich lächle ihn an, hacke mich bei ihm ein und gemeinsam schreiten auf eine große Flügeltür zu, die von zwei Dienern geöffnet wird. Wir betreten einen riesigen Saal, der mit mehreren Loggen ausgestattet ist. Ich entdecke den majestätischen Thron und muss mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass er der Alpha des Shadow-Packs ist.  In der Mitte des Parketts bleiben wir stehen und blicken uns tief in die Augen. Ein Orchester spielt im Hintergrund und er verbeugt sich vor mir. Ich bin so perplex, dass ich ebenfalls in einen Knicks sinke. ,,Miss Bennet, ich bitte Sie um diesen Tanz", gibt er mir zu verstehen und der Schalk in seinen Augen ist unverkennbar. Ich mache erneut den Augenaufschlag. ,,Ich würde mich geehrt fühlen, Alpha", gebe ich ihm meine Antwort und er legt eine Hand auf meine Schulter, die andere an meine Taille. Gemeinsam schweben wir über das Parkett, während das Orchester ein wundervolles Lied spielt und wir sehen uns unverwandt in die Augen. Nach dem Tanz, den ich mit vollen Zügen genossen habe, verbeugen wir uns erneut und beim Alpha eingehakt verlassen wir den Saal und betreten eine große Terrasse. Sie ist mit Kerzen und Rosen dekoriert und in der Mitte steht ein gedeckter Tisch, an dem wir beide Platz nehmen. Im Hintergrund ist noch immer das Orchester zu vernehmen und wir fangen an zu essen, während wir uns immer wieder Blicke zuwerfen. Nach einer Weile stoßen wir an und unterhalten uns über alles Mögliche. Irgendwann nimmt er meine Hand, das Orchester ist nicht mehr zu hören, doch es könnte mir nicht gleichgültiger sein. ,,Miss Bennet, Gerüchten zufolge verfügen Sie über eine außergewöhnliche Stimme. Würden Sie mir die Ehre erweisen?" Nervös sehe ich ihn an und beiße mir auf die Unterlippe. ,,Eigentlich singe ich überhaupt nicht vor Publikum, deshalb-" ,,Bitte", unterbricht mich der Alpha mit einem angedeuteten Lächeln. ,,Ich kann Sie auf der Gitarre begleiten." Er spielt Gitarre? Da ich diese Gelegenheit nutzen möchte, stimme ich doch noch zu. Er holt eine Gitarre hervor und sieht mich an. ,,Was wollen Sie singen, Miss Bennet?", haucht er und ich bekomme eine Gänsehaut. ,,Besonders gerne singe ich das alte Lied, dass geschrieben wurde, als die Rudel noch vereint waren. Love will find a way, wenn ihr erlaubt." Der Alpha sieht überrascht auf. ,,Ihr kennt das Lied? Ich habe es schon seit Jahren nicht mehr gehört." Sanft lächle ich ihn an. ,,Ich mag das Lied. Es schenkt Hoffnung, dass mit Herz und Mut die Liebe immer siegen wird. Es hat mir immer Hoffnung geschenkt, wenn ich an meine Mutter gedacht habe oder wenn ich wieder nicht das Anwesen verlassen durfte. Ich habe immer gehofft, dass ich eines Tages meinen Mate finden und mit ihm an meiner Seite alles schaffen würde", schwärme ich verträumt und der Alpha sieht mich verständnisvoll an. Im nächsten Moment fängt er an zu spielen und ich warte auf meinen Einsatz. Dann steige ich ein.

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