Pov. Elaisa
Mein Kopf dröhnt und mir ist schwarz vor Augen. Ich spüre etwas kaltes um meine Handgelenke und etwas auf meinem Mund, weshalb mir das Atem enorm erschwert wird. Die kalte Luft dringt nur schwer durch meine Lungen und ich fange an zu blinzeln. Ich schlage erschöpft die Augen auf und sehe, dass ich mich in einem kleinen, kahlen Raum befinde, der nur von einer nackten Glühbirne spärlich beleuchtet wird. Meine Hände sind zusammengebunden und auf meinem Mund wird von einem Klebestreifen bedeckt. Das Atmen fällt mir mit jeder Minute schwerer und meine Handgelenken schmerzen. Ich spitze die Ohren, als ich ein Geräusch wahrnehme. Die Tür quitscht und ich sehe auf die schwarzen Schuhe des Mannes. Mein Blick wandert höher und sehe erschrocken in die leblosen, grauen Augen Quinns. Ich zerre an meinen Fesseln und sehe ihn verächtlich an. ,,Was hat das zu bedeuten?!", zische ich erbost und er grinst nur verschmitzt. Dann greift er nach einem Stuhl und setzt sich vor mich. ,,Liebste Miss Bennet, Sie müssen mir glauben, mir tun diese schändlichen Umstände aus tiefstem Herzen leid." Genervt hebe ich eine Augenbraue. ,,Tatsächlich?", frage ich zornig und er hebt ergebend die Hände. ,,Nein wirklich, ich wollte doch nie, dass Sie zu Schaden kommen. Aber Sie wissen ja, jeder muss sein Geschäft am Laufen halten." Verwirrt sehe ich ihn an und räuspere mich. ,,Wie soll ich das verstehen?" Ekelhaft lächelt legt er den Kopf schief und nickt dann. ,,Lassen Sie mich ihnen eine Geschichte erzählen", beginnt er und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. ,,Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie es zu der Spaltung der Rudel kam?" Mit gerunzelter Stirn verneine ich. Er lacht auf. ,,Natürlich nicht. Einst gab es ein Rudel, alle lebten im Einklang miteinander und wurden von dem stärksten Werwolf ihrer Zeit angeführt, ihrem Alpha Neraph und seiner Mate Selina. Selina gebar einen Sohn, der das Rudel weiterführen sollte. Doch gab es damals ein Problem. Die eine Seite von Werwölfen bevorzugte ihre wölfische Seite, die Anderen ihre Menschliche. Es kam zu Aufständen, da die beiden Lebensarten nicht nebeneinander funktionierten. Alpha Neraph versuchte mit aller Kraft den Konflikt zu entschärfen. Es kam zu Protesten, Schlägereien und schlussendlich auch zu Entführungen von Wolfsmädchen wichtiger Abstammung. Bis eines Tages die Luna selbst entführt wurde. Der Krieg brach aus und Alpha Neraph wollte seine Luna, um jeden Preis. Doch er hat sie nie gefunden. Das Rudel war geteilt und niemand hat je diese Entführungen aufdecken können. Aber wem hätte dieser Konflikt etwas genützt, wer hat davon profitiert?
Doch nur jemand der fürstlich bezahlt wird, wenn er ihn wieder schlichtet." Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich den Atem angehalten habe, bis mir kurz schwarz vor Augen wird. Was erzählt Quinn da? Das kann doch nicht wahr sein! Er beugt sich vor und grinst sein widerliches Grinsen. ,,Das Geschäft lief ausgezeichnet, bis der Sohn Neraphs es beinahe herausgefunden hätte. Aus diesem Grund musste er auch beseitigt werden. Und jetzt, bezaubernde Miss Bennet, haben wir den Rudeln schon viel zu lange Ruhe und Frieden gegönnt, nicht wahr? Die Kasse ist nicht mehr so gut gefüllt, also brauchen wir einen erneuten Konflikt. Und nur aus diesem Grund werden sie in diesem Kellerloch verrotten." Ich starre ihn wütend an und kann es noch immer nicht fassen.
,,Ahnen Sie, auf was ich hinauswill? Mein Ururgroßvater hat zusammen mit seinen Brüdern Selina, die Luna des Rudels entführt. Ist das nicht witzig? Immer ist es eine Frau, damals als auch heute, die die Gemeinschaft auseinander reißt." Ich spucke ihm ins Gesicht. ,,Sie sind abartig! Sie entführen und töten Unschuldige, lösen einen Krieg aus, nur damit sie für ihre neutrale Sicht bezahlt werden!" Langsam wischt er sich meine Spucke von der Wange und packt mein Kinn. ,,Das ist absolut korrekt!", knurrt er und funkelt mich an, bis er wieder den Kopf schief legt. ,,Aber eines müssen Sie mir erklären, Miss Bennet. Was bedeuten Sie dem Alpha? Versichert er eurer Familie seine Unterstützung, weil ihm seine kleine Schlampe nicht mehr das Bett wärmt?" Ich bemerke die Beleidigung nur am Rande, denn ich bemerke den Ärger in seinen Augen. Schelmisch grinse ich. ,,Bekommt da etwa jemand nicht seinen Konflikt?", verspotte ich ihn und er verpasst mir eine schallende Ohrfeige, doch das ist es mir wert. ,,Pass auf was du sagst! Ich werde noch herausfinden, in welcher Verbindung ihr zueinander steht! Du bist nur noch am Leben, weil du mir am Ende vielleicht noch etwas bringst!" Mit diesen Worten stürmt er aus der Zelle. Ausgelaugt lasse ich meinen Nacken nach hinten fallen. Wenn Derek seine Unterstützung anbietet, muss ich ihm doch etwas bedeuten. Bei diesem Gedanken breitet sich ein warmes Gefühl in meinem Bauch aus. Hoffentlich findet er mich bald, da ich es nicht darauf anlege, wie Selina zu enden. In diesem Moment öffnet sich die Tür erneut, doch anstelle von Quinn stehen Joyce und Leroy im Türrahmen. Joyce sieht mich boshaft grinsend an, während ihr Mate mich ausdruckslos anstarrt. ,,Wenn das nicht meine Lieblingspsychos sind", entfährt es mir trocken. Joyce stürmt auf mich zu und verpasst mir Eine. ,,Du billiges Flittchen! Man hat mit dir nur Ärger. Aber immerhin bringst du uns jetzt etwas", zischt sie und schlägt mich in die Magengrube. ,,Quinn will dich zwar lebend, aber warum solltest du nicht ein wenig verziert sein?" Sie stößt meinen Stuhl zurück, sodass ich mit dem Kopf aufschlage. Ich stöhne vor Schmerz auf und Joyce kniet neben mir. ,,Jetzt kann dir dein Derek auch nicht mehr helfen. Alleine bist du ein Nichts, ein Niemand." Sie tritt mir auf den Bauch, mehrfach, bis der Schmerz kaum noch auszuhalten ist. ,,Benjen, Havi! Wollt ihr nicht auch Mal?", lacht sie kalt in die Richtung von zwei Männern, die in den Raum treten. Die beiden Wachen, die Derek nicht zu mir lassen wollten, als mich Leroy und Joyce schlagen wollten. Grimmig lächelnd kommen sie auf mich zu und einer schlägt mir direkt ins Gesicht. Einen Aufschrei unterdrückend versuche ich wegzukommen, doch Joyce hält mich eisern fest. Ich weiß nicht wie lange sie auf mich eintreten, -schlagen oder spucken, aber irgendwann wird die Welt immer schwärzer, bis ich meine Augen nicht mehr aufhalten kann.
,,Wacht auf!", knurrt jemand und ich versuche die Augen zu öffnen. ,,Wacht auf, wird's bald!" Quinn. Grimmig sieht er mich an und ich schaffe es endlich. ,,Na geht doch", murmelt er und mustert mich dann grinsend. ,,Wie ihr ausseht, bei der Mondgöttin!" Ich wende den Blick von ihm ab und starre zur Seite. ,,Seht her", befiehlt er mir, doch ich sehe stur an ihm vorbei. ,,Seht her!", knurrt er erzürnt und zieht mein Kinn grob zu sich. Er hält einen Spiegel vor sich und zwingt mich mich anzusehen. Meine Haare sind zerzaust, ich erkenne mehrere Prellungen, blaue Flecke und eine aufgeplatzte Lippe. Erschüttert wende ich den Blick ab und Quinn lacht gehässig. ,,Was habt ihr denn? So schlimm sieht es doch gar nicht aus", lacht er weiter und legt den Spiegel beiseite. ,,Aber hier eine gute Nachricht für Sie: Ich werde sie nicht erschlagen, erschießen oder zerfleischen. Bei anderen Entführungsopfern war meine Familie schon immer sehr abwechslungsreich und kreativ. Ich habe nämlich etwas sehr interessantes herausgefunden. Wollt ihr es erfahren?", grinst er, doch ich starre bloß ausdruckslos zurück. Er zuckt mit den Schultern. ,,Ich nehme das als ein Ja. Wann wolltet ihr mir eigentlich sagen, dass ihr die Mate von Alpha Derek seid, Miss Bennet? Ich muss schon sagen, dass verletzt meine Gefühle." Ich reiße meinen Kopf hoch und sehe ihn erschrocken an, doch er sieht mich nur gespielt traurig an. ,,Wollt ihr auch wissen, woher ich das weiß? Als ihr nach eurer Bestrafung", er grinst an dieser Stelle, ,,ohnmächtig geworden seid, habt ihr ständig seinen Namen gemurmelt. Das hat mir zu Denken gegeben. Warum sollte der Alpha ein solches Interesse an eurer Rückkehr haben, abgesehen vom Vermeiden eines Krieges? Ihr seid seine Mate, seine Luna und genau aus diesem Grund, werdet ihr demselben Schicksal erleiden wie einst Luna Selina. Das wird in dieser Familie noch eine Tradition, kann ich euch sagen." Verzweifelt versuche ich mich zu wehren, als Leroy aus dem Schatten tritt und mir entgegenkommt. Er holt weit aus und im nächsten Moment gleite ich in die wohlige Dunkelheit. Ich erwache durch ein kontinuierliches Schwanken und öffne erschöpft meine Augen. Wir sind im Wald und jemand trägt mich auf seiner Schulter. Meine Hände sind noch immer verbunden und als ich einen Blick riskiere, bemerke ich, dass ich von Leroy durch den Wald geschleppt werde. Vor ihm läuft Quinn, der äußert zufrieden mit sich aussieht. Neben ihm laufen die beiden Wachen, Benjen und Havi. Hinter mir befindet sich Joyce, die mein Erwachen noch nicht bemerkt hat. Plötzlich höre ich es. Das Rauschen von Wellen. Mit einem Blick erfasse ich die Lage. Neben uns verläuft ein breiter Fluss, der an einem Wasserfall endet, nicht weit von hier. Ich muss hier weg. Instinktiv beiße ich Leroy in die Schulter, der mich knurrend fallenlässt. Sofort rappele ich mich auf und stürme auf den Wald zu. Fluchend laufen mir die Wachen hinterher. Ich versuche mein Tempo zu beschleunigen, doch ich bin zu geschwächt, sodass mich Havi nach wenigen Sekunden am Arm packt. Knurrend trete ich nach ihm, doch er schleift mich zurück zu Quinn, der mich kopfschüttelnd ansieht. ,,Miss Bennet, was ist denn los? Sie haben doch keine Angst vor ein wenig Wasser?" Ich zapple in Havis Armen herum, doch Benjen und Havi zerren mich weiter. Leroy will mir eine verpassen, doch Quinn stoppt ihn. ,,Du hattest deine Chance, Leroy. Sie muss für ihren Tod noch gut genug aussehen." Leroy zieht seine Hand zurück, jedoch nicht ohne mir nicht noch einen finsteren Blick zuzuwerfen. Nach einer Weile kommen wir anscheinend an der beabsichtigten Stelle an, denn ich erkenne am Ufer die gesamte Keschke-Familie. Einige sehen mich schadenfroh an, andere eher bedauernd und in anderen Mienen ist nichts zu sehen. Schluckend sehe ich zu Quinn und sehe ein hölzernes Boot, dass mit Rosen verziert ist. Einige Frauen stehen daneben. Leroy schupst mich zu Boden, weshalb ich in den Schmutz falle. Ich sehe zu Quinn hinauf, der schmunzelnd zu mir herunter sieht. ,,Zieht euer Oberkleid aus, Miss Bennet", grinst er und ich schüttle erbost den Kopf. Benjen zieht mich an den Haaren herauf und ich kreische auf. ,,Das Oberkleid", zischt Joyce neben mir und ich schlucke. Beschämt entledige ich mich des Oberkleides, was verschiedene Männer der Keschke-Familie zum Starren bringt. Quinn betrachtet mich für einen Moment, in dem ich errötend den Blick senke. Dann nickt er. ,,Zieht das weiße Nachthemd drüber", befiehlt er und eine der Frauen bringt mir ein weißes, samtiges Kleid. Sie hilft mir es überzustreifen und nachher fühle ich mich nicht mehr ganz so erniedrigt. Die Frauen ziehen mich zu sich und schminken mich. Einige kümmern sich auch um meine Haare und stecken bunte Blumen dazwischen. Verwirrt beobachte ich das Geschehen. Warum richten Sie mich für meinen Tod her? Doch da fällt es mir ein. Das ist eine traditionelle Lunabestattung. Die Leiche wird hübsch gemacht und dann über einen Wasserfall geschickt. Ich sehe zu Quinn, der mich zufrieden betrachtet. ,,Kommt!", knurrt er und zieht mich grob auf die Beine. ,,In das Boot, Luna", flüstert er leise und ich schlucke. ,,Die Bogenschützen werden schießen, sobald ihr den dritten Stein erreicht habt." Ich entdecke zehn Männer, fünf jeweils auf jeder Seite, die ihre Pfeile laut Tradition entflammen und das Boot beschießen, bis es den Wasserfall hinunterstürzt. Quinn schubst mich ins Boot und verbeugt sich neckend. ,,Ich wünsche eine angenehme Reise, Luna", lacht er und Joyce zerrt mich zum Boden des Bootes. Sie fesselt meine Hände und beugt sich zu mir herab. ,,Vielleicht wünscht ihnen das Quinn, aber ich sicherlich nicht." Mit diesen Worten steigt sie aus dem Boot. Meine Atmung geht schneller und meine Gedanken kreisen, als Quinn das Boot anstößt und sich das Boot in Bewegung setzt.
Derek, ich brauche dich...
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You will forever be my always
WerewolfUnter den Menschen leben übernatürliche Wesen, darunter Werwölfe und sogenannte Mischlinge. Zwei große Rudel beherrschen diese Welt, das Shadow-Pack und das Moon-Pack und diese beiden sind bis auf das Blut miteinander verfeindet, bis eine schicksalh...