20. Kapitel

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Pov. Elaisa

Zusammen gehen wir wieder zu den anderen und unsere Augen sind sicher noch gerötet. Ich kann es nicht glauben, was ich in der letzten Zeit herausgefunden habe.
Meine Mutter wurde nicht entführt, sondern ist die Mate eines Werwolfs des Shadow-Packs.
Ich habe zwei Halbgeschwister, Xavier und Katherine.
Zudem habe ich eine Tante gehabt, die die Mate von meinem Vater gewesen ist.
Diese ist zufällig die Mutter von Landon, der somit mein Halbbruder ist.
Mein Vater weiß alles und hat meine Mutter trotz allem gehen lassen.
Besonders dieser Punkt weckt in mir gemischte Gefühle. Auf der einen Seite bewundere ich seine Stärke, denn nur wenige Wölfe überleben den Verlust ihres Mates. Allerdings hat er Landon und mich all die Jahre belogen, vor allem Landon. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihm das beibringen soll. Seine Mutter ist nicht entführt worden, ist aber auch gar nicht seine Mutter, die ist nämlich bei seiner Geburt gestorben. Zittrig atme ich ein und schließe die Augen, denn alleine die Vorstellung seiner Reaktion macht mich nervös. Er ist schließlich mein Bruder. Als ich die Augen öffne, kommt Derek auf mich zu und sieht mich besorgt an. ,,Ist alles in Ordnung?", fragt er zärtlich und spielt wohl auf die geröteten Augen an. ,,Ich... Ich denke schon. Ich habe einiges erfahren, das ich erstmal verarbeiten muss", erwidere ich ehrlich, denn in mir tobt ein Sturm der Gefühle. Dann wende ich mich an Mike, der etwas nervös aussieht. ,,Vielen Dank, dass sie sich um meine Mutter gekümmert haben. Das war für Sie bestimmt auch nicht leicht", lächle ich und halte ihm meine Hand hin, als Zeichen der Versöhnung. Er wirkt sehr überrascht und reißt die Augen auf. Auch die anderen wirken verdutzt, selbst meine Mutter, doch Mike fängt sich und ergreift meine Hand. ,,Ich liebe sie, natürlich habe ich für sie gesorgt. Ich hoffe doch, das alles gut ausgehen wird." Nach diesen Worten wende ich mich an Derek und grinse ihn breit an, trotz nasser Wangen. ,,Denkst du, die Zofen können mich für den Ball so herrichten, dass man mir die letzten Stunden nicht ansieht?", kichere ich und er lacht auf. ,,Aber sicher." Ich nicke mit einem breiten Lächeln und gehe in die Hocke. ,,Na Katie, hast du Lust dich Mal richtig verwöhnen zu lassen? Die Zofen können uns einkleiden und uns die Haare machen!", schwärme ich verträumt und Katie nickt wild. ,,Du auch!", deute ich auf meine Mutter und die lächelt erfreut. ,,Gerne." ,,Hey! Was ist mit uns?", beschwert sich Xavier und stemmt die Hände in die Hüften.
,,Nur Damen!", kichere ich und fahre ihm kurz durch die Haare, weshalb er empört schnaubt. ,,Meine Haare, Elaisa!", knurrt er spielerisch und ich verlasse lachend den Raum, zusammen mit meiner Mutter, Katie und Derek. Auf dem Flur nimmt meine Mutter Katies Hand und ich lehne mich gegen Derek, während wir uns auf den Weg machen. ,,Was hast du eigentlich erfahren?", flüstert mir Derek zu und ich seufze. ,,Sehr viel. Mehr als ich jemals hätte erahnen können. Das Wichtigste: Landon ist mein Halbbruder, der Sohn meines Vaters und der verstorbenen Schwester meiner Mutter. Das ist aber noch ein Geheimnis, das weiß keiner in diesem oder dem anderen Rudel." Derek sieht mich mit großen Augen an. ,,Ist das sehr schwer für dich? Ich meine, natürlich ist das schwer, aber wie kommst du damit klar?", fragt er besorgt und seine Fürsorge rührt mich zutiefst. ,,Mich selbst betrifft es nicht so sehr, ich denke dabei die ganze Zeit an Landon und wie er reagieren wird. Schließlich wird es ihn am härtesten treffen." Derek nickt, zieht mich an sich und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. Wir sind angekommen und meine Mutter und Katie schlüpfen in den Raum. Derek lehnt sich mit dem Arm gegen die Wand und lächelt auf mich herunter. Erneut fällt mir der beachtliche Größenunterschied zwischen uns auf. ,,Viel Spaß, Elaisa. Ich weiß nicht, ob ich dich abholen kann, aber ich werde auf der Tanzfläche auf dich warten", verspricht er mir und ich gehe auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken. Gerade als sich unsere Lippen berühren, öffnet sich die Tür und meine Mutter sieht uns mit großen Augen an. ,,Ach du heilige Mond-... Lasst euch nicht stören, ich habe mich nur gefragt, wo du bleibst", stottert sie und schließt dann schnell die Tür, jedoch nicht ohne einen letzten prüfenden Blick zu uns zu werfen. Ich erröte, doch Derek lacht leise auf. ,,Das ist nicht wichtig!", empöre ich mich und will ihn leicht an die Brust schlagen, doch er fängt sie ab und führt sie zu seinen Lippen. Wie hypnotisiert sehe ich ihm zu, wie er einen sanften Kuss auf den Handrücken drückt. ,,Wir sehen uns später", meint er, beugt sich vor und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Im nächsten Moment eilt er durch die Gänge und lässt mich mit kribbelnen Lippen zurück. Ich brauche einen Moment, um mich zu fangen, öffne dann aber mit einem breiten Grinsen die Tür. Meine Mutter und Katie sitzen auf zwei Stühlen, dem Spiegel zugewandt und die Zofen springen um sie herum. Dieser Anblick lässt mein Herz schneller schlagen und ich trete zu ihnen. Medea bemerkt mich und drückt mich grinsend auf einen Stuhl, zwischen Katie und meine Mutter. ,,Also... Was haben wir da gerade gesehen?", meint sie mit einem amüsierten Grinsen und ich verstehe erst nach einem Moment was sie meint. Die Tür war anscheinend soweit geöffnet, dass sie meinen Kuss mit dem Alpha gesehen hat. Ich erröte und fechel mir Luft zu. ,,Was meinen Sie?", frage ich vorsichtig und alle fangen an zu lachen, nur Katie sieht sich verwirrt um. ,,Ihr habt den Alpha geküsst!", kreischt Clari von Sinnen und macht sich an meine Nägel. ,,Erzählen Sie uns alles!", verlangt Medea und ich seufze amüsiert, während sich die drei Zofen um unsere Nägel kümmern. ,,Nun ja, wir sind uns vor einer Weile nähergekommen", setze ich an und Senna sieht überrascht auf. ,,Das geht schon eine Weile?", fragt sie und es ist das erste Mal, dass ich sie sprechen höre. Auch alle anderen sehen neugierig zu mir. ,,Das mag schon sein. Wir verstehen uns gut." ,,Sie verstehen sich anscheinend sehr gut", betont Medea und meine Mutter mischt sich ein. ,,Ihr habt aber doch nicht...", deutet meine Mutter an und alle spannen sich an. ,,Nein!", bestreite ich energisch und Katie sieht auf. ,,Was denn?" ,,Nichts!", rufen alle schnell und Katie verschränkt beleidigt die Arme vor der Brust. Plötzlich wird die Stimmung etwas erdrückend. ,,Also, Miss Bennet", setzt Clari an und ich sehe zu ihr. ,,Wir wollen uns für das Verhalten von Joyce entschuldigen. Sie hat ihre gerechte Strafe verdient und... uns tut das sehr leid." Selbst Medea wirkt zerknirscht, doch ich lächle bloß. ,,Es ist ja noch alles gut ausgegangen", kommentiere ich und meine Mutter sieht mich besorgt an. ,,Was ist denn passiert?" Ich zucke mit den Schultern. ,,Der Hauptmann hat mich beim Diebstahl wichtiger Akten erwischt und mich dem Alpha vorgeführt. Für die Art und Weise sollte er in den Kerker, doch seine Mate und die Wachen, die ihn dorthin bringen sollten, sind zu mir gekommen und wollten mich... Ich weiß nicht, auf jeden Fall verletzen. Der Alpha ist aufgetaucht und hat alle vier verbannt." Meine Mutter schlägt die Hand vor den Mund. ,,Das wusste nicht ja gar nicht", sagt sie erschrocken, doch ich schüttle bloß den Kopf. ,,Jetzt ist ja alles in Ordnung." In den nächsten Stunden bereiten wir uns für den Ball vor. Unsere Nägel und unser Makeup wird gemacht und meine Mutter und Katie schlüpfen in ihre Kleider. Meine Mutter trägt ein blaues Kleid, dass ihren Hals betont und Katie trägt ein lilanes Kleid mit kleinen Rüschen. Senna und Medea kümmern sich um ihre Haare, als Clari ein großes Päckchen holt. ,,Das Kleid ist vor zwei Tagen angekommen. Ich habe nur einen Blick reingeworfen, um die Farbe zu kennen, aber rausgenommen hat es noch niemand." Lächelnd öffne ich den Karton und hole das Kleid hervor. Es ist blau, meine Lieblingsfarbe, wie Lucie weiß. Ich lege es auf einen Stuhl und bewundere es kurz. Doch dann schütttle ich den Kopf, denn dafür haben wir jetzt keine Zeit. ,,Da wir ja das Kleid nicht machen konnten, haben wir die Schuhe und das Diadem entworfen", reißt mich Clari aus meinen Gedanken und ich drehe mich überrascht zu ihr um. ,,Diadem?", frage ich verblüfft und sie nickt. ,,Natürlich. Ihr seid eine Prinzessin und deshalb bekommt ihr ein Diadem." Diese Aussage bringt mich zum Grinsen. Schnell schlüpfe ich in das Kleid und in die Schuhe. Clari macht sich noch an mein Makeup und verbessert noch etwas, bis sie überaus zufrieden zurücktritt. Mit offenem Mund starre ich in den Spiegel. Das Kleid schimmert nicht nur in blau, sondern auch lila und grün. Es sitzt wie angegossen, das Makeup ist perfekt und die Schuhe passen wundervoll zum Kleid.

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