Pov. Derek
Ich sehe stur zu Elaisa und warte ungeduldig, bis die Menge zu Ende gezählt hat. Unauffällig zapple ich ein bisschen auf der Stelle und Ash rennt im Kreis. Gespannt halte ich den Atem an, als Elaisa wieder zu mir hochsieht. Ich lächle und sie lächelt zurück, was mein Innerstes verrückt spielen lässt. ,,Eins!", brüllt die Menge aufgeregt und Elaisa und ich halten gemeinsam den Atem an. Bitte, Mondgöttin. Bitte. Die Welt scheint stillzustehen, als ich Elaisa in einem neuen Licht sehe. War sie vorher schon wunderschön, gleicht sie in diesem Moment einer Göttin. Ihre Augen strahlen, als auch sie begreift. Mate. Knurrt Ash erfreut und will auf sie zustürmen, doch das gehört sich für einen König nicht. Ergriffen schlägt sie sich eine Hand vor den Mund und nickt sprachlos ihrer Mutter zu, die sie neugierig beobachtet. Doch in diesem Moment wird es kalt und die Kerzen erlöschen. Scheinbar bemerke nur ich die Veränderung, denn alle verhalten sich wie zuvor. Ich sehe in die Menge, versuche eine Erklärung zu finden, bis ich eine junge, schöne Frau entdecke, inmitten der Menge. Mit ihren eisblauen Augen durchbohrt sie mich und verzieht die Lippen. Ihre Haut ist schneeweiß und ihre ganze Erscheinung wirkt überirdisch. Verwirrt sehe ich sie an, denn sie ist eindeutig keine der Gäste. Sie öffnet den Mund und fängt an zu sprechen, schneidend und eiskalt. ,,Alpha des Shadow-Packs, haben Sie denn nicht etwas vergessen? Sie haben ein Versprechen gegeben." Ich reiße die Augen auf, eine böse Vorahnung beschleicht mich, die sich verstärkt, da Ash plötzlich erstarrt. Ein starres Lächeln liegt auf ihren Lippen, hinter dem keine Freundlichkeit steckt. ,,Wie waren die exakten Worte eurer Schwester? «Ich mache dir einen Vorschlag, du verlorenes Schwein! Wenn du es schaffst, dich einen Monat lang von deiner Mate fernzuhalten, ist alles zwischen uns vergessen! Ansonsten werde ich dich auf ewig hassen und gegen dich arbeiten! Hast du verstanden?! Sie wird diesen Monat in deiner Nähe verbringen, aber du wirst ihr nicht zu nahe kommen! Einverstanden, du Mistkerl?!»" Meine Augen werden groß und ich kann kaum atmen. Ich bemerke allmählich, wie mich alle im Saal anstarren auch meine Mate, doch ich kann nicht den Blick von der Frau vor mir abwenden. Ihr Blick ist starr und sie wiederholt die Worte meine Schwester exakt und mir wird nur noch kälter. ,,Und was habt ihr geantwortet, Alpha? «Weißt du was? Ich bin ein Alpha, der Stärkere und sowas ist für mich gar nichts. Einverstanden, du Zwerg!» Das habt ihr doch gesagt, nicht wahr? Testen wir doch eure Stärke, Alpha des Shadow-Packs!", gibt sie amüsiert von sich und lacht verächtlich. ,,Ihr werdet eure Mate nicht berühren können, denn ihre Berührung wird sich in eure Haut brennen und euch die schlimmsten Qualen erleiden lassen, für exakt einen Monat. Ich hoffe inständig, dass ihr eure Lektion lernt." Ash heult auf, hat aber keine Kraft um auszubrechen. ,,Wieso?", bekomme ich hervor, doch sie presst durch zusammengebissene Lippen hervor. ,,Keiner trennt diejenigen, die ich zueinander führe." Sie ist es. Die Mondgöttin. Die Elaisa und mich zueinander geführt hat und sie mir wegen einer Dummheit entreißt. ,,Nein", hauche ich betäubt und mir wird schwindelig.
,,Du bist nur ihr Mate geblieben, weil sie dich liebt. Und weil sie schon zu viel durchmachen musste, als das sie ihren Mate auf ewig verliert. Ich beobachte euch, Alpha, schlagt ihr euch gut, sind die Qualen nach einem Monat vorbei, wenn nicht...", befiehlt sie, lässt ihre Drohung jedoch in der Luft hängen. ,,Und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag", wünscht sie mir mit einem gekünstelten Lächeln und mir wird schlecht. Nebel umhüllt sie und sie verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist. Die Kerzen flackern wieder, die Luft wird wärmer und die Geräusche kehren wieder zurück. Das war nur ein Traum, ein böser Traum. Versuche ich Ash und mich zu beruhigen, doch Ash hört nicht auf zu winseln. ,,Derek", höre ich eine engelsgleiche Stimme und entspanne mich etwas, bis ich schreiend zurücktrete. Elaisa hat mich am Arm berührt und höllische Schmerzen schießen durch meinen Körper. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sehe ich sie an, meine wunderschöne Mate, die ich wegen meiner eigenen Sturheit nicht berühren kann. ,,Derek", haucht sie, mit gebrochener Stimme, doch ich weiche zurück. Ash jault und ich sehe sie bedauernd und unter Schmerzen an. Erst jetzt lässt der Schmerz etwas nach und ich schüttle meinen Arm. ,,Sohn, ist alles in Ordnung?", fragt mein Vater besorgt und sieht erst dann meinen Arm. Er zischt leise und sieht mich dann ungläubig an. Auch die Menge sieht meinen Arm und die brennende Stelle, die leuchtend rot auf meinem Arm prangt. ,,Derek, was ist das?", flüstert Elaisa, die anscheinend während meiner Trance die Bühne betreten hat. Sie streicht mit ihrer Hand meine Schulter und ich gehe mit einem leichten Alphaschrei zu Boden. Die Gäste keuchen auf und sehen dann zu Elaisa. ,,Sie hat ihn verhext! Sie hat unseren Alpha verhext!", brüllt einer von ihnen und die anderen folgen ihm. Ich versuche mich aufzurichten und sie zum Schweigen zu bringen, doch der Schmerz lähmt mich noch immer. Elaisa sieht zu mir herunter, mit glasigen Augen und mit vor Schreck geöffneten Mund. Wie gerne würde ich sie in den Arm nehmen, sie küssen und ihr versprechen, dass sie keine Schuld hat und das alles wieder gut wird. Doch bevor ich mich aufrichten kann, hebt sie ihr Kleid an und rennt aus dem Saal, begleitet von den wüsten Beleidigungen der Gäste. Ich höre ihr Schluchzen und mein Herz zerbricht ein wenig. Stöhnend richte ich mich auf und renne ihr nach, dicht gefolgt von ihrer und meiner Familie. In einem Flur hole ich sie ein. ,,Elaisa", keuche ich und halte mir die Schulter. Mit Tränen in den Augen und zitternder Lippe sieht sie zu mir und macht einen Schritt zurück. ,,Was... Was habe ich getan? Du... Du bist verletzt", stößt sie hervor, streckt die Hand aus und zieht sie kurz darauf wieder zurück. Unsere Familien erreichen uns und ihre Mutter nimmt sie in den Arm. Eine Umarmung, die ich ihr gerne geben würde. ,,Wir gehen ins Arbeitszimmer und klären das, mein Junge", sagt mein Sohn und beäugt Elaisa auf eine Weise, die mir gar nicht gefällt. ,,Das ist nicht Elaisas Schuld", stelle ich klar und kurz darauf machen wir uns auf den Weg. Doch in der Eingangshalle erwartet uns das nächste Übel. Die großen Türen werden zu unserer Überraschung geöffnet und die Betafamilie samt meiner Schwester betritt den Saal. Der Beta und sein Sohn sehen uns, bleiben abrupt stehen und beäugen die Szene, bis sie Elaisa entdecken. ,,Elaisa", keucht Landon auf und Elaisa bleibt wie angewurzelt stehen, ahnend, dass das nicht gut ausgehen kann. ,,Papa. Landon", sagt sie langsam und sieht hinter sich, denn dort steht ihre Mutter. Oh nein. Diese will nach hinten verschwinden, doch Landon reißt im selben Moment die Augen auf. ,,Mama?", fragt er mit bebener Stimme und Elaisa schließt erschöpft die Augen. ,,Yvaine?", fragt Harry zögerlich nach und Yvaine tritt seufzend einen Schritt nach vorne. ,,Landon. Harry", flüstert sie und Landon schüttelt den Kopf. ,,Du bist tot", stößt er hervor. ,,Sag mir, dass ich mir das einbilde, Elaisa!", schreit er und Elaisa schüttelt vorsichtig den Kopf. ,,Sie ist wirklich hier, Landon. Es tut mir leid, ich habe es auch erst vor wenigen Stunden erfahren", entschuldigt sie sich und am liebsten würde ich sie umarmen, doch selbst das bleibt mir verwehrt. Landon lacht humorlos auf, bemerkt dann aber den Gesichtsausdruck seines Vaters, der keineswegs überrascht wirkt. ,,Du wusstest das sie hier ist, nicht wahr?", stößt Landon hervor und Harry schließt seufzend die Augen. ,,Landon..." ,,Nein! Nein, ich will das nicht hören!", wehrt Landon ihn ab. ,,Meine Mutter war die ganze Zeit beim Shadow-Pack und obwohl du das wusstest, hast du behauptet, dass das Rudel sie entführt hat? Ernsthaft?!" Stille macht sich breit. Elaisa sieht zu Boden, denn da ist dieses kleine Detail in Landons Rede, das nicht stimmt. ,,Yvaine?", höre ich eine Stimme flüstern und erst jetzt entdecken wir die Personen in der Tür, vier Wachen, meine Schwester, einen unbekannten Mann und einen etwas Älteren. Beide starren Yvaine an, bis sich der Ältere von den Wachen losreißt und auf uns zurennt. ,,Yvaine!", schreit er, wird aber von Mike gestoppt, der direkt neben seiner Mate steht. ,,Pfoten weg!", knurrt dieser, doch der Mann will an ihm vorbei. Die Wachen ziehen ihn zurück, doch er hört nicht auf. ,,Lasst mich zu meiner Tochter! Was habt ihr mit ihr gemacht?! Yvaine!", brüllt er und Yvaine schließt die Augen. ,,Vater, bitte beruhige dich. Ich wurde nicht entführt", versucht sie ihn zu beruhigen, aber er regt sich nur noch mehr auf. ,,Das stimmt nicht! Die haben dich einer Gehirnwäsche unterzogen! Du wurdest gezwungen zu gehen!" Der andere Mann tritt hinter ihn und zieht ihn ein wenig zurück. ,,Ron", flüstert Yvaine und dieser beobachtet sie eingehend. ,,Schwester", erwidert dieser und endlich ergibt diese Situation Sinn. Das sind der Vater und der Bruder von Yvaine, die die ganzen Jahre dachten, mein Rudel hätte sie entführt. ,,Mama, könntest du deinen Verwandten erklären, dass sie sich hinten anstellen sollen!", knurrt Landon auf, doch Yvaines Vater brüllt dazwischen. ,,Du bist nicht ihr Sohn! Deine Mutter ist-" ,,Jane. Ich weiß das, du besoffener Penner!", schreit Landon auf und wir bleiben schockiert stehen. Besonders Yvaine und Harry sehen ihn an, als hätte er den Verstand verloren und George hebt ebenfalls eine Augenbraue, ohne auf die Beleidigung einzugehen. ,,Du weißt es?", fragt Harry fassungslos nach und auch Yvaine bleibt der Mund offen stehen. ,,Warum hast du mir nichts gesagt?", fragt Harry erneut und Landon schnaubt auf. ,,Genau, weil du mir ja auch alles erzählt hast." Daraufhin sieht Harry betreten zu Boden. Doch jetzt mische ich mich ein. ,,Was macht ihr überhaupt hier?", frage ich, denn ich habe sie bestimmt nicht eingeladen. Harry seufzt. ,,Wir haben eine Einladung erhalten, die war aber scheinbar nicht von euch." Bestimmt nicht. Aber das können wir auch später klären. ,,Wir gehen jetzt ins Büro und klären die Dramen", gibt mein Vater bekannt und alle folgen ihm, bis auf den Vater und den Bruder von Yvaine. Ihr Vater wiederspricht zwar, doch Yvaine staucht ihn ordentlich zusammen, weshalb er den Mund hält und bleibt. Im Arbeitszimmer angekommen setze ich mich auf meinen Sessel und alle positionieren sich vor mir. ,,In Ordnung", gebe ich erschöpft von mir und reibe mir meine Augen. ,,Warum habt ihr den Alten mitgebracht?", richte ich mich an den Beta des Moon-Packs und er wird nervös. ,,Er hat... Nun ja, eure Schwester angegriffen, weil er sich am Shadow-Pack rächen wollte. Sie ist nicht schwer verletzt worden, aber wir hatten zusammen beschlossen, euch nicht einzuweihen." Ich will ihn anknurren, denn das ist ein Vertragsbruch, doch auch Elaisa wurde mehrmals angegriffen, was ich in dem Berichten allerdings ausgelassen habe, weshalb ich ihn nicht verurteilen kann. Ich zügle meinen Zorn, denn im Moment habe ich ganz andere Probleme. ,,Das ist zwar ein Vertragsbruch, allerdings hatten auch wir einige Probleme hier, also... Was haben wir noch?" Mein Vater räuspert sich, verwirrt von meiner ruhigen Stimmlage. ,,Ist Elaisa deine Mate? Und warum hast du die Brandmale, warum sind sie auf einmal aufgetaucht?" Berechtigte Fragen. Zwar hatte ich vor, nur mit Elaisa darüber zu sprechen, doch dann können es auch alle erfahren. In diesem Moment höre ich jedoch eine Stimme in meinem Kopf. Nein. Sobald du mit irgendjemanden darüber sprichst, verlierst du deine Mate. Überleg es dir gut, Alpha. Die Stimme brennt sich in meinen Kopf und ich habe einen Kloß im Hals. ,,Darauf kann ich nicht antworten." Aufgrund meiner Aussage bricht ein Stimmengewirr aus und jeder redet auf den anderen ein. Ich schlucke und sehe dann zu Elaisa, die auf einem der Stühle Platz genommen hat. Sie sieht mich ungläubig an und sie formt mit ihren Lippen die Worte «Was ist los», doch ich kann nur verzweifelt den Kopf schütteln. Sie sieht mich traurig an und atmet dann aus. ,,Ich habe beschlossen", unterbreche ich alle, weshalb sie zu mir sehen, ,,dass die Betafamilie in ihr Rudel zurückkehrt." Sofort fangen alle an zu protestieren und Elaisas Gesicht wird leichenblass. «Verzeih mir» versuche ich ihr mitzuteilen und sie schenkt mir ein schwaches Lächeln. ,,Was ist mit Theresa? Sie ist meine Mate!", knurrt Landon dazwischen und ich atme tief durch. Ich muss mich Elaisas würdig erweisen. Auch Ash sieht das so, obwohl es mir schwer fällt. ,,Meine Schwester wird ihren Mate in das Moon-Pack begleiten. Niemand hat das Recht Mates zu trennen." Es ist still. Alle sehen mich an, als hätte ich den Verstand verloren, doch sie können es auch gar nicht verstehen. ,,Elaisa wird mir über Theresas Zustand Bericht erstatten", füge ich noch hinzu. Elaisa sieht überrascht auf und hält geschockt den Atem an. Es zerreißt mich, doch es muss sein. Yvaine runzelt die Stirn. ,,Elaisa kehrt auch zurück?", hakt sie vorsichtig nach und obwohl sich alles in mir wehrt, wiederhole ich mich. ,,Ja. Elaisa kehrt in ihr Rudel zurück."
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You will forever be my always
WerewolfUnter den Menschen leben übernatürliche Wesen, darunter Werwölfe und sogenannte Mischlinge. Zwei große Rudel beherrschen diese Welt, das Shadow-Pack und das Moon-Pack und diese beiden sind bis auf das Blut miteinander verfeindet, bis eine schicksalh...