13. Kapitel

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Vier Wochen später

Pov. Derek

Schon vier Wochen ist Elaisa schon bei uns und wir haben so viel Zeit wie möglich miteinander verbracht. Allerdings nur innerhalb des Schlosses, nicht außerhalb. Aus diesem Grund beabsichtige ich einen Ausflug in die Wälder, dort gibt es nämlich eine Stelle, die kaum jemand kennt. Seltsamerweise spüre ich eine tiefe Verbundenheit zu Elaisa und klebe beinahe immer an ihr. Ash ist auch schon aufgeregt, denn zusätzlich zu dem Ausflug habe ich schon eine ganze Weile an einer Überraschung für meinen Gast gearbeitet und hatte große Mühe, sie zu verheimlichen. Mein Körper ist angespannt, als ich mich auf den Weg zu Elaisa mache. Noch immer hat sie mir nicht die Erlaubnis gegeben, sie bei ihrem Vornamen zu nennen, doch ich hoffe, dass gibt ergibt sich noch, möglicherweise sogar schon nach unserem Ausflug. Ich habe Elaisa noch nichts von unserem Ausflugsziel erzählt, nur das sie sportliche Kleidung anziehen soll. Reiterkleidung. Unwillkürlich grinse ich, denn Elaisa hatte nicht aufgegeben nachzufragen, bis ich ihr dieses Detail mitgeteilt habe. Es ist früh am Morgen und das Schloss kommt gerade erst in Fahrt, doch ich laufe beinahe zu ihrem Zimmer. Sie scheint sich hier sehr wohl zu fühlen und bisher kam es auch nicht zu einem Zwischenfall. Außer, dass wir uns mehrmals sehr nahe gekommen sind. Nervös erreiche ich mein Ziel und klopfe an. Sekunden später springt die Tür auf und Elaisa steht vor mir, mit roter Reiterkleidung, den Helm unter ihrem Arm platziert und einem strahlenden Lächeln, gepaart mit leuchtenden Augen. Scheinbar freut sie sich genauso sehr wie ich. ,,Miss Bennet", begrüße ich sie mit einem Grinsen und verbeuge mich spielerisch und sie tut es mir gleich. ,,Mister Dolan", grinst sie mich an, was mich einmal mehr erfreut. Seit zwei Wochen spricht sie mich nicht mehr mit Alpha an, sondern Mister Dolan, meinem Nachnamen. Somit ist endlich das Höflichkeitsprotokoll nicht mehr im Weg und sie schließt die Tür hinter sich. In meinem Arm eingehakt, spazieren wir den Gang hinunter, wobei uns die wachsamen Augen des Personals folgen, doch wir stören uns nicht daran. Ich halte ihr die Tür auf und deute übertrieben hinaus. ,,My Lady", sage ich und sie kichert, was mich abermals lächeln lässt. Wenn sie glücklich ist, bin ich es auch. Ash zwitschert seit ihrer Ankunft ununterbrochen, wie perfekt sie sei, woran ich mich bereits gewöhnt habe. Gemeinsam betreten wir den königlichen Stall, mit mehreren Boxen an beiden Seiten. ,,Suchen Sie sich ein Pferd aus, Miss Bennet", sage ich mit einer ausholenden Handbewegung und augenblicklich läuft sie auf die verschiedenen Boxen zu, um sich die Pferde anzusehen. Ich lehne mich an den Pfosten am Eingang und beobachte sie. Langsam geht sie die Boxen ab und bleibt vor der Box stehen, auf die ich getippt habe. Mit einem breiten Lächeln streicht sie der Stute über das weiche Maul. Während sich die beiden kennenlernen, stoße ich mich vom Pfosten ab und gehe auf mein Pferd zu, ein schwarzer Hengst mit dem Namen Remus. Ich klopfe ihm auf den Rücken und er wiehert. In der Zwischenzeit holt Elaisa ihr Pferd aus der Box und ich trete zu ihnen. Latifa ist ein sanftmütiges und scheues Pferd mit weißem Fell, dass jedoch ebenso braune Flecken besitzt. ,,Wie heißt sie?", fragt Elaisa und krault Latifas Ohren. ,,Latifa", antworte ich ihr und hole dann ebenso Remus dazu. ,,Ich habe geahnt, dass Sie Latifa wählen." Für einen Augenblick sehen wir uns stumm in die Augen, bis sie sich räuspert und wir uns auf den Pferden auf den Weg machen. ,,Wo geht es denn nun hin, Mister Dolan? Muss ich mich etwa vor ihnen in Acht nehmen?", neckt sie mich und ich grinse. ,,Passen Sie auf, dass ich nicht über Sie herfalle", knurre ich neckisch und greife spielerisch nach ihr. Sie greift sich theatralisch an die Brust und sieht mir tief in die Augen. ,,Würde es mir gefallen?" Ihre Stimme klingt verführerisch und mir stockt der Atem. Ihre blonden, geflochtenen Haare strahlen im Sonnenlicht, dass durch die Bäume bricht und ihre vollen Lippen sind zu einem Schmunzeln verzogen. Meins. Knurrt Ash auf und ich runzle die Stirn. Ash, hör auf damit. Ermahne ich ihn, verwirrt von meinen eigenen Gefühlen. Schon seit einer Weile beschleicht mit eine Vorahnung, weshalb ich meinen zwanzigsten Geburtstag kaum mehr erwarten kann. ,,Ihr seht wie immer wunderschön aus, Miss Bennet", hauche ich leise. Unsere Pferde sind stehengeblieben und die Stille des Waldes umfängt uns. Abgesehen vom Vögelgezwitscher ist nichts zu hören. ,,Vielen Dank, Mister Dolan", flüstert Elaisa mit leicht errötenden Wangen und lächelnd deute ich in eine Richtung. ,,Wir sind fast da." Elaisa nickt und grinst mich dann an. ,,Wettrennen!", ruft sie aus und reitet im nächsten Moment so schnell wie der Wind. Perplex blinzle ich und starre ihr mit offenem Mund nach. Hinterher! Ruft Ash erfreut und grinsend folge ich ihr. Kurz vor mir kommt sie an und bewundert mit großen Augen das Schauspiel, dass sich ihr bietet. In einer Felsenschlucht liegt ein großer See, umringt von Wiesen und Wäldern. In einer Nische befindet sich ein kleiner Wasserfall und Elaisa steigt von ihrer Stute. Ich tue es ihr gleich und wir binden Latifa und Remus an einen Baum. Während die beiden grasen, treten Elaisa und ich an den See. ,,Es ist wunderschön. Wie habt ihr das gefunden, es ist ziemlich versteckt?", durchbricht Elaisas Stimme unser Schweigen und ich setze mich ins Gras und sie folgt meinem Beispiel. ,,Ich habe mich mit meinen Eltern gestritten. Sie wollten immer das Beste für mich, aber ebenso das ich ein mächtiger Herrscher werde. Nach dem Streit bin ich davongelaufen, einfach weiter in den Wald hinein, bis ich hierauf gestoßen bin. Ich bin nach ein paar Stunden wieder ins Schloss zurückgekehrt, aber immer wenn ich nachdenken muss, komme ich hierher. Dieser Ort ist etwas ganz besonderes und ich wollte immer, dass das der Ort von mir und meiner-", breche ich ab. Elaisa sieht mich nachdenklich an. ,,Eurer Gefährtin, nicht wahr?" Ich nicke stumm, sehe aber konzentriert auf das Wasser. ,,Mister Avery erwähnte, dass der Garten, den ihr anlegt habt, für eine bestimmte Frau errichtet wurde." Langsam drehe ich meinen Kopf zu ihr und sie sieht mir direkt in die Augen. ,,Der Garten ist auch für eure Mate, hab ich Recht?" Als ich nicke, springt sie überraschend auf und verschränkt die Arme. ,,Wieso zeigt ihr mir dann diese Orte, den Garten, den See, wenn ihr ihn doch nur mit eurer Mate diese Plätze besuchen wollt?! Ihr legt ihr einen Garten an, obwohl ihr sie nicht kennt, verheimlicht allen den See, nur damit ihr später eure Mate damit überraschen könnt. Warum zeigen Sie mir-", schmimpft sie erbost und ich hole tief Luft. ,,Ich mag euch", flüstere ich kaum hörbar. ,,Was?", unterbricht sie ihren Vortrag und sieht mich konfus an. Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht, erhebe mich und unfasse ihr Gesicht mit beiden Händen. ,,Ich mag euch sehr, Miss Bennet, mehr als ich jemals jemand anderen gemocht habe", gestehe ich und sie öffnet ergriffen den Mund. ,,Ich denke nicht, dass-" Ich lege ihr einen Finger auf die Lippen und sie verstummt. ,,In der Zeit in der Sie bei mir sind, will ich nicht denken, nur fühlen. Das habe ich lange nicht mehr getan. Bis Sie abreisen müssen, will ich das erste Mal das tun, was ich für richtig halte." Sie lächelt sanft und nickt. ,,In Ordnung, Mister Dolan. Was halten Sie in diesem Moment für das Richtige?" Ich grinse und lasse meine Hände widerwillig von ihr.
,,Schwimmen, Miss Bennet", verkünde ich und beobachte, wie sie erschrocken zum See sieht.
,,Schwimmen?!", quickt sie schockiert und schlägt sich die Hände vor den Mund, als ich meiner Jacke entledige. ,,Was tun Sie da?!" ,,Wonach sieht es denn aus?", lache ich amüsiert und will mir das Hemd ausziehen, als mich ihre Hand am Arm packt. Ich sehe zu ihr herunter und nehme ihre Hände in meine. ,,Was ist denn los?", versuche ich sie zu beruhigen und bin geneigt sie einfach zu küssen, als sie sich auf die Unterlippe beißt. ,,Es ist schon Jahre her, dass ich das letzte Mal geschwommen bin, ich weiß nicht, ob ich... es noch kann", flüstert sie und ich streiche ihr eine blonde Strähne hinter das Ohr. Ihr Blick ist noch immer auf den See gerichtet, aber ich drehe ihr Gesicht sanft in meine Richtung. ,,Vertrauen Sie mir?" Eine einfache Frage und Elaisa lächelt schwach. ,,Ja, ich denke schon." Das reicht mir als Antwort. ,,Die ersten Meter können Sie noch stehen, weiter hinten halten Sie sich einfach an mir fest. Wenn Sie den See verlassen wollen, bringe ich Sie sofort an das Ufer, einverstanden?" Elaisa sieht mich eine Weile an, bis sie nickt.
,,Einverstanden." Ich lasse sie los und ziehe mir mein Hemd aus, als nächstes folgt die Hose. Ich lege meine Klamotten auf einen Haufen, drehe mich um, um- Was wollte ich ihr nocheinmal sagen? Als das ist vergesssen, als sie in Unterwäsche vor mir steht. Gerade sortiert sie ihre Klamotten, sieht zu mir und errötet augenblicklich. Ich kann einfach den Blick nicht von ihr abwenden.
,,Mister Dolan", tadelt sie mich und verschränkt die Arme vor der Brust. Nicht gut, gar nicht gut. Ash gibt eine Mischung aus Knurren und Schnurren von sich, was mir ebenso keine Hilfe ist. Schluckend drehe ich mich um und gehe auf den See zu, um mich abzukühlen. Schnell tauche ich ein, um die Hitze zu minimieren, allerdings zeigt sich kein großer Erfolg. Auch Elaisa bewegt sich auf den See zu. Ich halte ihr meine Hand hin, die sie ergreift und langsam in den See geht. Wir gehen auf die tiefere Stelle zu und ich hebe sie in meine Arme. Kurze Zeit später stehen wir unter dem Wasserfall und Elaisa löst ihre verkrampften Muskeln. Ich lege meine Stirn an ihre und wir sehen uns tief in die Augen. Selbst Ash ist still, als Elaisa ihre Beine um meine Hüfte schlingt. Ich streiche ihr die nassen Haare über die Schultern und beobachte jedes Detail an ihr. Ihre leuchtend grünen Augen. Die geröteten Wangen. Ihre kleine Stupsanase. Ihre geschwungenen Wimpern, an denen Wassertropfen hängen. Besonders ihre leicht geöffneten, roten Lippen fallen auf und ich beuge mich leicht vor. Soweit, dass Elaisa jederzeit einen Rückzug machen kann. Ihr Atem wird schneller und sie schlingt ihre Arme um meinen Hals, aber sie hält mich nicht auf. Ich beuge mich weiter herunter, zögere noch einen Augenblick, bevor ich meine Lippen auf ihre lege. Die Welt steht still und unsere Herzen schlagen schneller. Elaisa erwidert zögerlich den Kuss, wird aber immer zutraulicher. Ich gehe ein paar Schritte und lehne sie an die Steinwand. Kurz löse ich mich von ihr, lege meine Hand an ihre Wange, damit wir uns für einen Augenblick in die Augen sehen. Im nächsten Moment gibt es kein Halten mehr, denn sie zieht mich zu sich herunter und erneut berühren sich unsere Münder. Der unschuldige Kuss entwickelt sich zu einer wilden Knutscherei, bei der ich sie enger an mich presse und ihre Weiblichkeit spüre. Mein innerer Wolf dreht durch und auch ich vergesse wie lange wir schon unter dem Wasserfall stehen. Nach einiger Zeit trage ich sie durch das Wasser, sie hat noch immer ihre Beine um meine Hüfte geschlungen und unsere Münder lösen sich für keine Sekunde. Sanft lege ich sie im Gras ab, beuge mich über sie und bedecke ihr gesamtes Gesicht mit Küssen. Zum Schluss küsse ich ihre Nasenspitze und lasse mich neben ihr nieder, umarme sie dabei allerdings. ,,Wir sind doch verrückt", murmelt Elaisa benommen und fährt mir dabei über den Arm, was bei mir eine erneute Gänsehaut verursacht. Eine Ewigkeit lang streicheln und küssen wir uns, ohne an die Konsequenzen zu denken. Wie ich Elaisa bereits sagte, will ich nicht denken, sondern fühlen. Ich stütze mich auf meinem Ellbogen auf und beobachte die Gänsehaut, die sie bekommt, als ich hauchzart über ihren Bauch fahre. ,,Miss Bennet?", hauche ich in ihr Ohr. ,,Ja, Mister Dolan?", haucht sie zurück, sodass ich mir erneut einen Kuss stehle. ,,Wäre es möglich, Sie mit Elaisa anzusprechen?", flüstere ich lächelnd. ,,Ihr wollt also endlich dieses Privileg innehaben?", kichert sie vergnügt und ich nicke wild, wie ein kleiner Junge. ,,Ich weiß ja nicht. Vielleicht können Sie mich mit einem Kuss überzeugen?", neckt sie mich und ich gebe ihr mehr als nur einen Kuss. Sie löst sich von mir und läuft lachend weg, doch ich hole sie schon nach wenigen Sekunden ein, bis wir auf dem Boden rollen. Sie liegt auf mir und ich wickle mir eine ihrer Strähnen um den Finger. ,,Womöglich ist es an der Zeit, dass Sie mich Elaisa nennen", gibt sie mir ihr Einverständnis und ich schließe die Augen. ,,Elaisa", probiere ich ihren Namen aus und als ich die Augen öffne, sieht mich Elaisa hocherfreut an. Dann legt sie den Kopf schief. ,,Weißt du, Derek, ich habe vorhin etwas verschwiegen." Kurz genieße ich, wie sie meinen Namen ausspricht, sehe sie dann aber neugierig an. ,,Ich war nervös, weil ich noch nie einen Mann halbnackt gesehen habe. Erst Recht nicht so nah." Ich streiche ihr eine Strähne hinter ihr Ohr und betrachte sie eingehend. ,,Darf ich eine Vermutung äußern? Das war dein erster Kuss." Errötend nickt sie und sieht dann in die Ferne. ,,Ich habe mein Zuhause kaum verlassen und dann auch nur in Begleitung etlicher Wachen", erklärt sie mir und auch wenn mir ihre eingeschränkte Freiheit leid tut, bin ich froh, ihr erster Kuss gewesen zu sein. Mit einem Mal verzerrt sich alles in mir danach, ihr Mate zu sein. Alleine der Gedanke, dass es ein anderer sein könnte, versetzt Ash und mich in Rage. Wir erheben uns, denn wir müssen bald ins Schloss zurückkehren. Nachdem wir uns angezogen haben, steigen wir auf unsere Pferde und reiten durch den Wald zurück zum Schloss, allerdings ohne die Augen voneinander zu lassen.

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