7. Der See

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Es war seltsam, Berlin am nächsten Tag im Unterricht wiederzusehen. Auch wenn er Scherze erzählte oder flirtete, huschte sein Blick immer wieder zu mir. Woher ich das weiß? Ich mache es genauso. Doch jetzt musste ich meine Aufmerksamkeit nach vorne lenken. Für heute hat der Professor den Erste-Hilfe Kurs angesetzt.

Wenig später versammelten wir uns alle um einen Tisch, während der Professor an Rio die wichtigsten Adern und Arterien zeigte. Ich hielt mich heute im Hintergrund, da ich mich mit der Medizin eigentlich genug auskennen müsste. Jedoch blieb es nicht lange ruhig. Tokio und Nairobi schrien sich an, nachdem die beiden das Gelernte vorzeigen sollten.

Nachdem wir anderen sie getrennt hatten, konnte es endlich weitergehen. Jeder würde mit einem Partner arbeiten. Zum Glück ging es Oslo wieder besser, weswegen es genau vier Übungspaare gab. Der Professor und ich würden bei der Übung herumgehen und helfen, da wir beide uns am besten mit dem Thema auskannten.

Die Aufgabe war es, das Vorgezeigte des Professors an seinem Partner zu wiederholen, mithilfe von Markern.
Die verschiedenen Paare schienen es auch gut verstanden zu haben, trotz einiger Fehler.

"Berlin, die Nieren liegen etwas weiter hinten", meinte ich, als ich bei ihm und Nairobi stehen geblieben war.
Er nickte und nahm meinen Ratschlag stumm an.

Es wurde den ganzen Tag lang geübt. Mit Defibrillatoren, Spritzen und Puppen. Es stellte sich heraus, dass einige sogar ein wenig Talent dafür hatten, mit ruhiger Hand einen Zugang zu legen oder eine Kugel zu entfernen. Als der Professor schließlich zufrieden war, war es bereits Nachmittag und wir hatten Freizeit.

Ich hatte mir vorgenommen, zu dem See in der Nähe zu gehen und die anderen schlossen sich direkt mit an. Jeder nahm Getränke und Badezeug mit und es gelang uns sogar, den Professor zu überzeugen mitzukommen. Und es wurde ein wundervoller Nachmittag.

Die Umgebung, um den See herum, war einfach wunderschön. Das Wasser war angenehm warm und es gab sogar einen Steg, auch wenn wir eine ganze Weile laufen mussten, hatte es sich am Ende gelohnt. Schon einige Momente, nachdem wir angekommen waren, ist Denver bereits, in Badehose bekleidet, vom Steg ins Wasser gesprungen und wir warteten auch nicht allzu lange.

Nur der Professor und Berlin blieben draußen und schauten dabei zu, wie Heslinki und Oslo gemeinsam in den See sprangen und damit ziemlich hohe Wellen auslösten. Für ein paar Stunden konnten wir vergessen, wieso wir hier waren und einfach junge Menschen sein, die ihr Leben genießen wollten.

Nach einiger Zeit stieg ich wieder aus dem Wasser und zog mir dann meinen Pulli über. Schließlich ließ ich mich auf mein Handtuch neben den Professor fallen und schaute den anderen zu.

Auch Nairobi kam nach einer Weile aus dem Wasser. Sie lehnte sich zu mir rüber und flüsterte: "Wir haben uns einen Streich für die beiden überlegt, bist du dabei." Sie nickte dabei in Richtung von Berlin und dem Professor. Ich musste lachen. "Alles klar, bin dabei."
Nairobi nickte freudig und lief dann wieder zu den anderen, um Bescheid zu geben. "Wir" waren anscheinend Denver, die Serben und sie.

Kurze Zeit später kamen die Vier geschlossen aus dem Wasser und kamen zu uns herüber. Nairobi sah mich an und deutete dann unauffällig zu Berlin. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich verstanden hatte und dann rief Denver laut: "Jetzt!"

Oslo und Helsinki stürmten vor und ergriffen den Professor, der anscheinend schon eine Vorahnung hatte und gerade aufstehen wollte. Er versuchte sich zu wehren, doch die beiden Serben waren viel stärker. In der Zeit überwältigten Denver, Nairobi und ich Berlin, der deutlich mehr Widerstand leistete.

"Komm schon, Berlin. Du solltest mal wieder baden gehen", rief Nairobi über den Lärm hinweg, den die beiden Männer von sich gaben, während wir sie zum Steg schleiften. "Ich hatte es nicht vor!", brüllte er zurück und versuchte sich zu befreien.

Nothing to Lose (Berlin - La Casa de Papel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt